70 Hafenprojekte hat Batz ins rechte Licht gerückt. Der Lichtkünstler über die Farbe Blau, seine Frisur und warum er das Meer in sich trägt.
Hamburg. Die Farbe Blau hat es ihm angetan. Und er sie uns. Davon kann man sich gerade wieder am Hafen verführen lassen. Bei den Hamburg Cruise Days 2010 . 70 Hafenprojekte hat Michael Batz, der "senatoriell" berufene Lichtkünstler, wie er lachend sagt, ins rechte Licht gerückt. Ins Blaue eben, das schon Picasso die Farben aller Farben nannte.
Doch ehe wir in diesem Farbenspiel aufgehen, muss er schnell noch ein paar Handyanrufe beantworten. Und dann kommt er zur Ruhe. Hier unten am Fleet bei den Alsterarkaden. Ein Mann, der im Dauerlauf durchs Leben rennt, wie er sagt. Und nicht nur jetzt, sondern eigentlich immer. Die Haare stehen ihm zu Berge, das weiße Hemd ist zerknautscht, die Gesten sind leicht fahrig. Ein Mann unter Starkstrom.
Nein, sagt er, für seine Frisur müsse er nicht in eine Steckdose greifen. Er habe nur ein starkes Tempo drauf. Es gebe so viel zu tun, wenn man Autor, Theatermacher und Lichtkünstler zugleich sei. Diese vielen Projekte, an denen er arbeite. Der "Jedermann" in der Speicherstadt sowieso; das "Requiem auf die Krane" im Harburger Binnenhafen für September; das Stück "Über Wasser, nach China" für die Kammerspiele. Auch im September. Das Portalspiel an den zehn Türen des Michel, das er 2011 en suite bespielen möchte. Und, und, und ... Das alles rattert er in einem Wahnsinnstempo runter.
Sein Antrieb sei nicht der Drang nach Ruhm und Ehre in dieser Stadt, die er 2006 im Handstreich mit seinen Blue Goals erobert hat. Und die als Event eigentlich kaum zu toppen seien. Der Blue Port komme dicht dran. Die bestehenden Farben "laut" gemacht. Blau - Kühle, Ruhe, Gelassenheit in einem.
Michael Batz schloss, seiner Mutter zuliebe, sein Studium mit zwei Staatsexamina ab, obwohl er genau wusste, dass er niemals Lehrer werden wollte. Die ihm angebotene Stelle schlug er aus. Jahre später trifft er in der Speicherstadt den Mann, der an seiner Stelle den Platz bekam und sich überschwänglich dafür bei ihm bedankt. Nach 26 Jahren! Eigentlich hätte er, Michael Batz, sich bei ihm bedanken müssen, weil er so ans Ende seiner Suche nach sich selbst gekommen sei: vom Schreiben zum Theater, vom Theater zum Licht und dann wieder zurück zum Schreiben.
Er wolle ja nicht so viel reden, sagt Michael Batz plötzlich, nur dieses eben noch. Wegen Ihrer Frage, was einen Hannoveraner ans Meer treibe - nach dem Studium in Marburg, der Mitarbeit an der dortigen Studiobühne, seinem Notfalleinsatz als Beleuchter. Alles weit weg von dieser Stadt, die nach Meer und Weite dufte und danach schrie, lichttechnisch aus dem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. Unlängst habe er eine weitläufige Verwandte getroffen, die herausgefunden habe, dass der Familienname auf Flüchtlinge aus dem Salzburger Land zurückgehe, die sich auf der Ile de Batz in der Normandie angesiedelt hätten. Eine Insel! Da trage er das Meer ja in sich!
Und Michael Batz lacht und lacht. Fühlt sich wohl an den Alsterarkaden, weil er hier im Herzen der Stadt ist. Ja, sagt er. Die Stadt sei seine Bühne. Sei das, was man aus ihr mache. Es ist ja unsere Stadt, sagt er. Und er erzählt von der Tarotkarte, die er einmal aus Jux zog und den Narr griff, oder wie immer diese Figur heiße. Jemand, der nicht auf Abgründe achte und immer der Sonne entgegengehe. Er gehe auch einfach immer drauflos. Sabbele Behörden breit und mache Sachspenden locker. Auch wenn diese Stadt manchmal schwergängig sei wie ein Supertanker. Und mehr Weltdorf sei als Weltstadt, da sollten wir uns doch nichts vormachen.
Hier sitzen, gucken, reden sei seine Art von Sport. Und Kaffee trinken nicht zu vergessen. Denn Sport zu treiben, um irgendeinen Druck abzuarbeiten, brauche er nicht. Dafür habe er ja seinen Computer. Und fürs Eitel-Sein habe er auch keine Zeit. Gucken Sie sich doch meine Frisur an. Und Romantik sei nicht sein Ding, passe nicht zur Stadt. Lesen Sie mal Ihren Heine, Frau Gätjen. Tja. Großes Gelächter. Und dann zieht er wieder los. Batz, der Hans Dampf in allen Gassen dieser Stadt, die er am liebsten alle aus dem Schatten ans Licht holen möchte. Ans Blaue natürlich.