Vom schwierigen Umgang mit unbegrenzter Freiheit, von Märchenträumen, einem entrückten Papa und der Angst vor dem Fremden - BILDERBUCH-Empfehlungen für die Ferien.
Und wenn ich will, dann darf ich auch!", meint der kleine Junge, und als seine Mama zu widersprechen wagt, schickt er sie einfach auf den Mond. So beginnt Karl Rührmann seine von John A. Rowe fantasie- wie temperamentvoll illustrierte Gutenachtgeschichte, die unter dem Titel "Aber ich will . . ." (Neugebauer Verlag, 12,80 Euro) erschienen ist. Kaum ist die Mama weg, darf er wirklich alles: im Bett Eislutscher essen, eine Million Mal sein Lieblingslied ganz laut hören, die doofe weiße Wand mit Fingerfarbe anmalen, mit allen Freunden jede Menge Cola trinken, um die Wette rülpsen und viele andere schöne Ideen ungestört in die Tat umsetzen. Ohne Zeigefingermoral erzählt dieses witzige Bilderbuch eine einfache Geschichte vom schwierigen Umgang mit der grenzenlosen Freiheit: Am Schluss ist die Mama glücklicherweise bereit, wieder vom Mond herunterzufliegen und dem Jungen eine Gutenachtgeschichte vorzulesen. Nikolaus Heidenbach, vielfach preisgekrönter Autor und Zeichner, geht es in "Die dreizehnte Fee" (Beltz & Gelberg, 12,90 Euro) um die ungewöhnliche Märchenrezeption einer ersten Klasse: "Frau Kleve hat den Kindern der Klasse 1 b Dornröschen vorgelesen", beginnt die Geschichte, in der sich die Kinder ihre eigenen Gedanken über das nicht immer ganz einleuchtende Verhalten der Märchenfiguren machen. Doch was geschieht in der nächsten Nacht? Am Morgen berichten die Schüler todmüde von den seltsamen Träumen, in denen vielen von ihnen die dreizehnte Fee erschienen ist: Ein Junge wurde von ihr in eine unsympathische Mitschülerin verzaubert, einem fehlte der Hals, wieder einem anderen wuchsen auf einmal Haare auf dem Bauch oder ein Rüssel mit kleinen Stoßzähnen - alles sehr unangenehm, aber glücklicherweise vorübergehend, weil nur geträumt. "Ein Märchen für Lehrerinnen" hat Heidelbach diese hübsche Nonsensgeschichte genannt, deren Reiz nicht zuletzt in den skurrilen Zeichnungen besteht. Um die Schattenseiten einer Karriere geht es in "Als Papa König war" (Altberliner Verlag, 12,70 Euro) von Thierry Robberecht (Text) und Philippe Goossens (Illustration). Nachdem er unverhofft gekrönt wird, ist der Papa auf einmal so wichtig, dass er mit Frau und Sohn nichts mehr anfangen kann. Zum Glück sieht er es schließlich ein, leistet Thronverzicht und wird wieder ein ganz passabler Papa. Viel ernster ist "Die Insel" (Sauerländer, 15,80 Euro) von Armin Greder: Begleitet von düsteren, expressiven Zeichnungen wird in dieser "alltäglichen Geschichte" - so der Untertitel - von einem Fremden erzählt, den die Inselbewohner erst aufnehmen, bevor sie ihn aus Eigensucht, Hartherzigkeit und Angst vor dem Fremden wieder verstoßen und einem ungewissen Schicksal überlassen. Ein schwieriges, aber notwendiges Bilderbuch.