Berlin. Ein Wurm, der fast genauso gut sehen kann, wie Menschen, wurde im Mittelmeer gefunden – ein bedeutender Fund für die Wissenschaft.

Die Entdeckung von drei Borstenwurmarten im Mittelmeer versetzt die Wissenschaft in Erstaunen. Einer der Würmer, der Vanadis formosa, besitzt eine bemerkenswerte Eigenschaft: Er hat gigantische Augen. Die Forschenden sind sich bisher noch uneinig, welche Funktion sie erfüllen könnten.

Augen, die zwanzigmal so viel wie der restliche Kopf wiegen

„Als hätte man ihm zwei riesige, glänzende rote Luftballons an den Körper geschnallt.“, so schreibt es das Forscherteam von der Universität Kopenhagen in einer Pressemeldung. Zusammen wiegen beide Augen etwa zwanzigmal so viel wie der Rest des Kopfes und wirken „grotesk fehl am Platz“, betonen die Forscher.

Die Vanadis-Borstenwürmer, auch bekannt als Polychaeten, bevölkern die Gewässer um die italienische Insel Ponza, die sich westlich von Neapel befindet. Die Würmer bevorzugen die Dunkelheit und sind tagsüber kaum zu erkennen. Doch wofür brauchen die Würmer gerade nachts die gigantischen Augen? Welchen Nutzen haben sie?

Tatsache ist: Der Wurm sieht extrem gut. Das erklärt also auch die riesigen Augen. „Tatsächlich hat unsere Forschung gezeigt, dass der Wurm eine herausragende Sehkraft hat. Seine Sehfähigkeit steht auf einer Stufe mit der von Mäusen oder Ratten, obwohl er ein relativ einfaches Lebewesen mit einem winzigen Gehirn ist“, sagt Andreas Garm, Neuro- und Meeresbiologe aus Kopenhagen.

Riesige Augen und herausragende Sehkraft: Nur wozu?

Die Forscher versuchen nun herauszufinden, was dazu geführt hat, dass der Wurm eine so gute Sehkraft entwickelt hat. Die Würmer sind transparent – abgesehen von ihren Augen, die Licht benötigen, um zu funktionieren. Da die Tiere aber scheinbar nachtaktiv sind, stellt sich den Forschern nun die Frage, wozu sie ihre Augen überhaupt brauchen.

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„Niemand hat den Wurm je tagsüber gesehen, also wissen wir nicht, wo er sich versteckt. Daher können wir nicht ausschließen, dass seine Augen auch tagsüber genutzt werden. Was wir jedoch wissen, ist, dass seine wichtigsten Aktivitäten, wie Nahrungssuche und Paarung, nachts stattfinden. Daher ist es wahrscheinlich, dass dies der Zeitpunkt ist, an dem seine Augen wichtig sind“, erklärt Garm.

Ein Teil der Erklärung könnte darin liegen, dass diese Würmer andere Lichtwellenlängen sehen können als Menschen. Ihre Sehkraft ist auf ultraviolettes Licht ausgerichtet, das für das menschliche Auge unsichtbar ist. Laut Garm könnte dies darauf hinweisen, dass der Zweck der Augen darin besteht, biolumineszente Signale im ansonsten pechschwarzen nächtlichen Meer zu sehen. Biolumineszenz beschreibt die Lichterzeugung von Lebewesen.

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    Biolumineszente Signale als Geheimsprache?

    Es wird vermutet, dass die Vanadis-Borstenwürmer biolumineszent sind und miteinander über Licht kommunizieren könnten. Die Idee ist, dass sie möglicherweise UV-Licht verwenden, um sich unsichtbar für Raubtiere zu machen und gleichzeitig eine geheime Sprache im Zusammenhang mit der Paarung zu entwickeln. Andreas Garm betont die Bedeutung des Fundes, da UV-Biolumineszenz bisher bei keinem anderen Tier beobachtet wurde.

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    Und nicht nur für die Meeresbiologie ist der Fund bedeutend: Die Forscher haben begonnen, mit Robotikforschern des Maersk Mc-Kinney Møller Institute an der Universität Süddänemark zusammenzuarbeiten, die technologische Inspiration in der Biologie finden. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel herauszufinden, ob es möglich ist, den Mechanismus hinter diesen Augen so gut zu verstehen, dass er in Technologie umgesetzt werden kann.