Bremen. Appell gegen Fremdenfeindlichkeit beim Song-Wettstreit – Erfinder sagt Tschüs. Interesse des Fernsehpublikums hielt sich in Grenzen.
Klare Sache: Der 31 Jahre alte Sänger Mark Forster aus Rheinland-Pfalz bekam von den Zuschauern der ProSieben-Musikshow „Bundesvision Song Contest 2015“ („BuViSoCo“) am späten Sonnabend mit Abstand die meisten Stimmen. Gegen seinen eingängigen Popsong „Bauch und Kopf“, der bei vielen Radiosendern seit Wochen rauf und runter gespielt wird, hatten die anderen Teilnehmer keine Chance. Aber: Ein paar setzten sich für Flüchtlinge ein und gaben damit Stefan Raabs letztem „Bundesvision Song Contest“ eine politische Note.
Ihre Stimme gegen Fremdenfeindlichkeit erhob zum Beispiel die Band Donots aus Nordrhein-Westfalen. In ihrem musikalisch mitreißenden Rocksong „Dann ohne mich“ äußerten sie ihr Unverständnis gegenüber rassistischen Stimmungen in Deutschland. „Kein Mensch ist illegal“, sangen sie und „Wir dürfen nicht schweigen.“ Die Zuschauer belohnten deshalb auch Musik und Botschaft mit dem zweiten Platz.
Auch andere Teilnehmer nutzten die große Bühne für einen besonderen Willkommensgruß an die Flüchtlinge aus aller Welt. So zeigte sich die Band um Ferris MC, der für Hamburg rockte, mit T-Shirts, auf denen „Refugees Welcome“ (Flüchtlinge willkommen) stand. Den gleichen Schriftzug las man später auch bei der viertplatzierten Band Madsen („Küss mich“), die für Niedersachsen dabei waren, und bei der Siegerband des Vorjahres, Revolverheld.
Insgesamt 16 Bands aus allen Bundesländern standen bei dem von ProSieben-Entertainer Stefan Raab, 48, ins Leben gerufenen Wettbewerb auf der Bühne. Mit wenig Abstand auf die Donots folgte die Sängerin Yvonne Catterfeld, die für Thüringen antrat, auf Platz drei. Die aus der RTL-Serie „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ bekannte 35-Jährige hat inzwischen sechs Studioalben veröffentlicht. Ihr Song „Lieber so“ zählte zu den ruhigsten des Abends.
Wer macht jetzt weiter mit derPlattform für deutschsprachige Musik?
Und es traten auch einige Prominente an, die nicht gerade in erster Linie mit ihrer Musik bekannt geworden sind. Darunter war der aus dem Münsteraner „Tatort“ bekannte Schauspieler Jan Josef Liefers. Mit seiner Band Radio Doria und dem melodischen Popsong „Sehnsucht Nr. 7“ landete der
51-Jährige für sein Geburtsland Sachsen punktgleich mit Niedersachsen auf Platz vier.
Viel Applaus von den rund 6500 Hallen-Zuschauern in Bremen, aber keine ganz so gute Platzierung erhielt der TV-Moderator Klaas Heufer-Umlauf, 31. Mit dem ehemaligen Wir-sind-Helden-Mitglied Mark Tavassol stand er für das Gastgeberland Bremen auf der Bühne. Mit dem Song „Geister“ landete seine Band Gloria auf dem neunten Platz.
Wie geht es weiter mit dem „Bundesvision Song Contest“? Sein Erfinder Raab plädiert für eine Zukunft für den Musikwettbewerb. Im Dezember will er nach der letzten Ausgabe seines Spektakels „Schlag den Raab“ seine TV-Karriere beenden. „Ich würde mir wünschen, dass er weitergeht“, hatte Raab über den Musikwettbewerb bereits vorab gesagt. Er selbst werde die Veranstaltung nicht mehr moderieren. Vielleicht finde sich jemand anderes, der sie weiterführe, sagte er. Hauptsache, es gebe eine Plattform für deutschsprachige Musik.
Wie viele sich diese Plattform auch in Zukunft wünschen, wurde in Bremen deutlich. Mehrfach äußerten Musiker und zugeschaltete Radiomoderatoren die Hoffnung, dass es den „Bundesvision Song Contest“ auch weiter geben werde. Das Interesse des Fernsehpublikums an dem Spektakel hielt sich insgesamt aber in Grenzen:
1,46 Millionen Zuschauer schalteten ein. In etwa so viele wie im Vorjahr.