Kopenhagen. Der 75. Geburtstag von Königin Margrethe versetzt Dänemark in Feierstimmung. Kaum ein Volk liebt seinen Monarchen so wie die Dänen.
Sie bekommt das breite Grinsen den ganzen Tag lang nicht aus dem Gesicht: Dass Königin Margrethe II. an ihrem 75. Geburtstag bester Laune ist, dürfte niemanden wundern. Während ein eisiger Wind durch die dänische Hauptstadt zieht, sonnt sich die Monarchin in überwältigender Beliebtheit.
In der Kopenhagener Innenstadt ist am Mittag an mancher Straßenecke kein Durchkommen. Tausende wollen sehen, wie eine Kutsche mit Margrethe an Bord vom königlichen Palast Amalienborg zum Rathaus zuckelt. „Es war ein ganz besonderes Gefühl, heute durch die Stadt zu fahren - mit so vielen Menschen entlang des Wegs“, sagt Dänemarks Regentin später beim Empfang im Rathaus.
Auf dem Platz davor stehen sich am frühen Nachmittag ganze Schulklassen die Beine in den Bauch, um der Königin zwei Minuten lang zuzuwinken und ihr neunmal „Hurra“ entgegenzuschmettern, als sie auf dem Balkon erscheint. Der Wind pustet der alten Dame fast den türkisfarbenen Hut vom Kopf.
Als die Monarchin schon lange wieder in dem alten Gebäude aus roten Ziegelsteinen verschwunden ist, stehen viele immer noch da. Sie stehen und warten, bis die Limousine die Königin nach dem Mittagessen abholt. Manche haben sich den Tag sogar freigenommen. Eine Fernsehmoderatorin spricht von „Hardcore-Fans“.
Viele gratulieren Königin Margrethe im Netz
Wer der Königin nicht persönlich zujubelt, gratuliert ihr im Netz. „Was für ein Glück Dänemark hat, so eine Regentin zu haben!“ schreibt Johannes Bjørner auf den Seiten der Zeitung „Berlingske“. „Wir könnten uns keine bessere Regentin wünschen!“, meint Birgitte Gantriis aus Frederiksberg.
Ihre Landsleute sind stolz auf ihre unkonventionelle Königin. Dass sie sich ihr so verbunden fühlen, hat auch damit zu tun, dass Margrethe als Regentin das Leben von ganzen Generationen begleitet hat. Jeder verbindet eigene Erinnerungen mit der Königin, die schon seit 43 Jahren den Thron innehat. Laut einer aktuellen Umfrage sind nur 18 Prozent der Dänen der Meinung, dass sie bald abtreten sollte.
Doch auch die Abschaffung der Monarchie würde Margrethe überleben, ist ein Kommentarschreiber der Zeitung „Politiken“ sicher: „Würde Margrethe kandidieren, würde sie zur Präsidentin gewählt werden.“
„Zu welchem TV-Ereignis versammeln sich alle Dänen?“, fragt Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt bei einem Gala-Dinner am Abend vor Margrethes Ehrentag. „Nein, nicht zum Fußball oder zur Unterhaltungsshow am Freitagabend. Natürlich zur Neujahrsansprache der Königin. Wir wissen, wer den echten X-Faktor hat.“ X-Faktor steht im Englischen und international für das gewisse Etwas.
Printgemahl Henrik fehlt wegen Grippe
Ähnlich analysiert ein Journalist in „Berlingske“: „Wenn die Königin redet, hören wir zu. Alle.“ Und wenn sie Geburtstag hat, dann kommen alle. Vom gemeinen Volk bis zu Freunden und Verwandten aus fast allen anderen Königshäusern Europas.
Margrethes Cousin, Schwedens König Carl XVI. Gustaf, kommt mit Frau Silvia, Tochter Victoria und deren Mann Daniel. Norwegens König Harald hat seinen Sohn - und Margrethes Patenkind - Haakon sowie Schwiegertochter Mette-Marit mitgebracht. Der niederländische Willem-Alexander hält eine Rede für seine Patentante.
Trotz so viel guter Gesellschaft fehlt dem Geburtstagskind am Donnerstag etwas. „Ich habe nur meinen Mann an meiner Seite vermisst“, sagt die Königin im Rathaus über Prinzgemahl Henrik. Den 80-Jährigen hat eine Grippe erwischt. Zum ersten Mal in ihrer Regierungszeit muss die dänische Monarchin laut der Nachrichtenagentur Ritzau deshalb allein auf dem Balkon stehen.