Kopenhagen. Margrethe ist laut, bunt, lacht über sich selbst. Und sie will noch weiter im Amt bleiben. Sie hat keine Probleme mit dem Älterwerden.
Wenn man der dänischen Königin Margrethe II. auf der Straße begegnen würde, würde man sie nicht gerade für eine Monarchin halten. Föhnfrisur und Krone sucht man bei ihr vergebens, stattdessen bricht sie schon mal ungeniert in Gelächter aus oder flucht laut. Die Dänin macht vor, wie cool eine Königin sein kann. Dafür, dass Leute sie fragen, ob das denn gehe, Königin und ein ganz normaler Mensch gleichzeitig zu sein, zeigt sie kein Verständnis: „Was soll man denn sonst sein als ein Mensch?“ Morgen, am 16. April, wird die ungewöhnliche Regentin 75 Jahre alt.
Sie hat keine Probleme mit dem Älterwerden. Sie könne ja ohnehin nicht beim Alter tricksen, sagte sie auf dem Sommersitz der Königsfamilie nördlich von Kopenhagen, Schloss Fredensborg. „Das ist ein Vorteil in meiner Familie. Die Leute wissen, wann wir Geburtstag haben und wie alt wir werden.“ Stattdessen sieht die Monarchin auch Vorteile. „Man hat eine ganz andere Erfahrung“, sagte sie. „Ich bewege mich nicht mehr so viel auf dünnem Eis.“
Skilanglauf lasse ihre Gesundheit leider nicht mehr zu. „Aber davon abgesehen finde ich eigentlich, dass es sehr gut läuft“, sagt die Königin. „Es ist schön, immer noch gebraucht zu werden.“ Auf den größten Moment in ihrem Leben wollte die Monarchin sich nicht festnageln lassen. Es habe so viele schöne Erlebnisse gegeben, sagte Margrethe. Und: „Ich hoffe, es kommen noch mehr.“
Auf ihre Geburtstagsfeier freut sich Margrethe sehr. „Wir feiern hier in Dänemark ja sehr gerne.“ Ihr Wunsch: „Die Familie um mich zu haben“. Ihr Mann, Prinz Henrik, 80, allerdings liegt mit einer Grippe im Bett.
Mit Kindern kann die leidenschaftliche Künstlerin und Raucherin dagegen nicht besonders viel anfangen. „Ich bin nicht so wahnsinnig geduldig“, sagt sie. Eine gute Pädagogin wäre sie bestimmt nicht geworden. Dinge können ihr oft nicht schnell genug gehen. Das merkt man nicht nur an ihrem Redetempo, sondern auch wenn sie mit ihren Enkelkindern auf dem Fußboden sitzt – und deren Geschenke eben mal ruckzuck selbst auspackt. „Die Jungen bedeuten mir unendlich viel, und das wissen sie auch“, sagt sie über ihre Söhne Kronprinz Frederik, 46, und Prinz Joachim, 45, die inzwischen selbst Familie haben. „Auf der anderen Seite bin ich nicht der Typ, der die Kinder die ganze Zeit nah bei sich haben will.“
Der bei den Dänen beliebte Frederik wird ihr einmal nachfolgen. „Er ist ganz anders als ich“, sagt seine Mutter. Berührungsängste hat er aber genauso wenig wie sie, mischt sich beim Ironman und in Kopenhagener Cafés unter seine Landsleute. In die Aufgabe als künftiger König soll er sich selbst „reinleben“, findet Margrethe. „Die nächste Generation soll ja keine Kopie sein.“
43 Jahre ist Margrethe nun schon Königin, und wenn man sich ihre vielen Neujahrsreden, die die Dänen traditionell am Silvesterabend im Fernsehen schauen, im Zeitraffer ansieht, kann einem das vorkommen wie Ausschnitte aus einer ausgefallenen Modenschau. Mal sitzt sie im wild geblümten Blouson da, mal mit festlichem Rollkragen. Als sie auf dem Ball zu ihrer Hochzeit mit ihrem Mann Prinz Henrik, 80, tanzt, sieht sie in ihrem violetten Tüllkleid ein bisschen aus wie ein aufgeplusterter Vogel. Über den gebürtigen Franzosen, der lange brauchte, um sich an Dänemark zu gewöhnen und bis heute nicht zufrieden mit seiner Rolle als Prinzgemahl statt König ist, sagt sie schlicht: „Er ist, wie er ist.“ Wäre er nicht so französisch, hätten sie es oft auch nicht so lustig gehabt.
Es ist auch diese feine Selbstironie, die die Königin bei den Dänen so beliebt macht. Darüber, ob sie, die zwar als cool, aber auch als altmodisch gilt (Smartphone und E-Mails sind ihr fremd), mit der Zeit geht, sagt sie: „Man ist ja da!“ Aber mit dem Alter werde man natürlich träger darin.