Seyne-les-Alpes/Berlin/Hamburg. Bergung der Leichen beendet. Hollande und Merkel nehmen Stellung. Suche nach zweiter Blackbox geht weiter.
Die Suche nach Opfern des Germanwings-Absturzes ist am Dienstag in den französischen Alpen fortgesetzt worden. Die Arbeiten waren über Nacht unterbrochen worden. Die Retter konzentrieren sich nach Angaben der Gendarmerie neben der Bergung der Leichen auf die Suche nach dem Flugdatenschreiber des vor einer Woche abgestürzten Flugzeugs. Die Daten sollen weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Airbus vor dem Absturz liefern.
Zu der schwer zugänglichen Unfallstelle wird weiter ein Weg für Geländewagen geschaffen, um schweres Bergungsgerät in das Gebiet bringen zu können. Auf diese Weise sollen die Teams auch dann zur Absturzstelle gebracht werden können, wenn Hubschrauber wegen schlechter Witterungsbedingungen nicht eingesetzt werden können.
Unterdessen hat ein Versicherungskonsortium nach Angaben der Lufthansa für die Kosten rund um den Germanwings-Absturz 300 Millionen US-Dollar (278 Millionen Euro) zurückgestellt. Es gehe unter anderem um finanzielle Entschädigungen für die Hinterbliebenen der 150 Opfer, die Kosten für den zerstörten Airbus A320 und für Betreuungskräfte, erklärte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Dienstag in Frankfurt.
Schwere Flugunglücke der vergangenen Jahre
Am Dienstag vergangener Woche war ein Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in Südfrankreich abgestürzt. Die Ermittler gehen nach bisherigen Erkenntnissen davon aus, dass Co-Pilot Andreas L. das Flugzeug absichtlich in Sinkflug versetzte und gegen eine Felswand steuerte. Am Montag hatte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass L. vor seiner Karriere als Berufspilot als suizidgefährdet eingestuft und in psychotherapeutischer Behandlung war.
Abendblatt.de hält Sie über die Folgen von Unglücksflug 4U 9525 auf dem Laufenden:
Bergung der Leichen beendet
20.02 Uhr: Die Ermittler haben die Bergung der Leichen am Absturzort beendet. Es gebe keine Leichen mehr am Absturzort, teilte die Gendarmerie mit. Am Mittwoch würden Einsatzkräfte zu dem Ort aufsteigen, um die persönlichen Gegenstände einzusammeln.
Chefs von Lufthansa und Germanwings besuchen Absturzort
19.42 Uhr: Lufthansa-Chef Carsten Spohr besucht am Mittwoch um 9.30 Uhr rund eine Woche den Unglücksort. Begleitet wird er dabei von Germanwings-Geschäftsführer Thomas Winkelmann. Die beiden Manager werden zunächst das Hauptquartier der Einsatzkräfte besuchen. Anschließend wollen sie in der Ortschaft Le Vernet an einer Gedenktafel der 150 Opfer der Flugzeugkatastrophe gedenken. Geplant ist auch eine Pressekonferenz.
Lufthansa: Co-Pilot informierte Lufthansa über schwere Depression
19.08 Uhr: Der Co-Pilot hat die Lufthansa bereits im Jahr 2009 als Flugschüler über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert. Das teilte das Unternehmen in einer Erklärung mit. Darin heißt es, dass der Konzern der Staatsanwaltschaft Düsseldorf nach weiteren Recherchen zusätzliche Unterlagen übergeben habe, darunter auch den E-Mail-Verkehr des Co-Piloten mit der Verkehrsfliegerschule, in dem von der Erkrankung die Rede gewesen sei.
Trauergottesdienst in Haltern für Opfer der Flugzeug-Katastrophe
18.35 Uhr: Die trauernden Menschen in Haltern wollen am Mittwoch um 17 Uhr zu einem öffentlichen ökumenischen Gottesdienst in der St.-Sixtus-Kirche zusammenkommen. Dazu haben sowie die Pfarrer der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Halterner Bürgermeister Bodo Klimpel eingeladen. Es werden viele Teilnehmer erwartet, deshalb wird der Gottesdienst über Lautsprecher auch nach außen übertragen.
Kritik an Veröffentlichung der Krankenakte des Co-Piloten
17.21 Uhr: Der Medizinrechtler Gunnar Duttge, Leiter der Abteilung für strafrechtliches Medizin- und Biorecht der Universität Göttingen, hat die Veröffentlichung medizinischer Details des Co-Piloten Andreas L. durch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf kritisiert. Die ärztliche Schweigepflicht sei nur dann nachrangig, wenn es um die Abwehr erheblicher Gefahren gehe, sagte Duttge am Dienstag im NDR-Fernsehen. Im Fall des Co-Piloten Andreas L. gehe es aber lediglich um die Strafverfolgung.
Das Arzt-Patienten-Verhältnis sei rechtlich höher zu bewerten als die Belange der Aufklärung. Duttge: „Ich halte es nicht für richtig, dass Ärztinnen und Ärzte sich künftig als Erfüllungsgehilfen für die Staatsanwaltschaft empfehlen.“
Straße zum Absturzort ist fertig
17.09 Uhr: Die Behelfsstraße zum Absturzort ist fertiggestellt. Die Ermittler der Gendarmerie gelangten erstmals mit Geländewagen bis unmittelbar zum Unglücksort, wie ein Sprecher der Gendarmerie sagte. Damit könnten die Helfer schneller ans Ziel gelangen und künftig unabhängiger vom Wetter arbeiten - in der Region herrschte weiterhin starker Wind. Anfangs hatten Hubschrauber die Bergungskräfte an den abgelegenen Ort der Katastrophe geflogen.
Allerdings könne wegen des zerklüfteten Geländes auch künftig nur eine begrenzte Zahl an Rettern die Leichen der Opfer bergen und den noch vermissten Flugdatenschreiber suchen, hieß es weiter. Am Dienstag seien etwa 30 Einsatzkräfte am Unglücksort tätig gewesen.
Hollande: Opfer sollen bis Sonntag identifiziert sein
15.16 Uhr: Alle 150 Opfer sollen bis Ende der Woche identifiziert sein. Dies kündigte der französische Präsident Francois Hollande bei einem Besuch in Berlin an. Das wäre deutlich schneller als bisher angenommen. „Bis spätestens Ende der Woche ist es möglich, alle Opfer zu identifizieren“, sagte der Staatschef am Dienstag während einer Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Er berief sich dabei auf Angaben des französischen Innenministeriums zum Fortgang der Bergungsarbeiten.
Die zuständige Staatsanwaltschaft in Marseille hatte am Sonntag angegeben, bis Ende der Woche sollten die Opfer im Absturzgebiet geborgen sein. Noch am Montag hatten die mit der DNA-Analyse befassten französischen Experten davon gesprochen, die Leichen könnten frühestens innerhalb von zwei bis vier Monaten identifiziert werden. Bis Montag lagen den französischen Spezialisten Vergleichsdaten zu nur rund 60 Opfern vor.
Merkel dankt Frankreich für Hilfe nach Absturz
15.10 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Frankreich für die Unterstützung gedankt. Deutschland und Frankreich seien in den ersten drei Monaten des Jahres „in Bewährungsproben enger zusammengerückt“, sagte Merkel nach den deutsch-französischen Regierungsgesprächen in Berlin mit Blick auf den Absturz und den Anschlag islamistischer Extremisten auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“. Merkel dankte besonders den Helfern und der Bevölkerung in der Absturzregion für deren Engagement.
Der französische Präsident François Hollande sprach von einem Regierungstreffen „im Kontext der Tragödien“ und einer ganz besonderen „deutsch-französischen Brüderlichkeit“, die sich angesichts der Katastrophen entwickelt habe.
Bundeswehr unterstützt Bergungseinsatz
14.18 Uhr: Die Bundeswehr wird den Bergungseinsatz mit zwei Hubschraubern unterstützen. Frankreich habe um die Hilfe gebeten, erklärte das Verteidigungsministerium. Die leichten Mehrzweckhubschrauber vom Typ Bell UH-1D sollen in den nächsten Tagen nach Frankreich starten.
Lufthansa sagt Feier zu 60. Jubiläum ab
14.17 Uhr: Die Lufthansa hat die geplante Feier zu ihrem 60. Jubiläum abgesagt. Die für den 15. April vorgesehenen Feierlichkeiten fänden „aus Respekt vor den Opfern des Absturzes von Flug 4U9525“ nicht statt, teilte der Germanwings-Mutterkonzern mit. „An Stelle der geplanten Jubiläumsveranstaltung wird Lufthansa den Staatsakt aus dem Kölner Dom, bei dem Angehörige und Freunde am 17. April 2015 der Opfer gedenken werden, für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übertragen.“
Die heutige Lufthansa nahm 1955 - zehn Jahre nach Kriegsende und der Liquidierung der 1926 gegründeten alten Lufthansa - ihren Dienst auf: Am 1. April 1955 startete die neue Lufthansa ihren regelmäßigen Flugbetrieb innerhalb Deutschlands.
Ermittler konzentrieren Untersuchungen auf Cockpit-Tür
13.25 Uhr: Bei der Analyse des Germanwings-Absturzes konzentriert sich die französische Untersuchungsbehörde BEA auch auf die Funktionsweise der Cockpit-Tür. Sie sei „von besonderem Interesse“, teilte die Einrichtung für die Sicherheit der zivilen Luftfahrt in Paris mit. Die „Logik der Verriegelungssysteme“ solle analysiert werden. Auch die Verfahren beim Betreten und Verlassen des Cockpits würden untersucht, um Schwachstellen zu erkennen, die zu der Katastrophe geführt haben könnten. Außerdem gehe es um „Kriterien und Verfahren für das Erkennen von psychologischen Besonderheiten“.
Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass der Pilot des Airbus mit 150 Menschen an Bord zum Zeitpunkt der Katastrophe aus dem Cockpit ausgesperrt war. Die BEA bemüht sich nach eigenen Angaben um „eine genaue technische Beschreibung des Flugverlaufes“. Dazu stützt sie sich auf eine detaillierte Analyse der Aufnahmen des bereits gefundenen Stimmenrekorders und andere bisher bekannte Flugdaten. Nach der zweiten Blackbox, dem Flugdatenschreiber, wird noch gesucht.
Absturzort seit Dienstag per Straße erreichbar
12.22 Uhr: Der Absturzort kann seit Dienstag über eine neu gebaute Straße erreicht werden. "Wir arbeiten schneller, länger und wir bringen mehr Proben zurück", berichtete die Polizei in dem Ort Seyne-Les-Alpes in der Nähe der schwer zugänglichen Absturzstelle an einer Felswand. Bisher mussten Ermittler und Hochgebirgspolizisten entweder per Hubschrauber an den Unglücksort gebracht werden oder nach einer Fahrt über eine holprige Piste zu Fuß noch rund eine halbe Stunde laufen.
Stellungnahme von Merkel und Hollande erwartet
11.50 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den französischen Präsidenten François Hollande mit militärischen Ehren im Kanzleramt in Berlin empfangen. Anschließend wollten beide im kleinen Kreis vor der Sitzung des deutsch-französischen Ministerrats über aktuelle Themen sprechen. Dabei dürfte es auch um den Absturz der Germanwings-Maschine gehen. Am Nachmittag soll es eine Pressekonferenz geben.
Lufthansa-Chef besucht Angehörige in Frankreich
11.21 Uhr: Lufthansa-Chef Carsten Spohr wird am Mittwoch (1. April) das Betreuungszentrum für Angehörige der Opfer in Marseille besuchen. Wann genau Spohr in der südfranzösischen Stadt eintreffen wird, konnte eine Sprecherin der Fluggesellschaft zunächst nicht sagen. Auch über die Planungen für den Aufenthalt des Konzernchefs in Marseille gab es zunächst keine detaillierten Angaben. In einem Hotel in der Mittelmeer-Metropole kümmern sich seit Sonnabend 90 Mitarbeiter um Angehörige, die zur Absturzstelle reisen wollen. Sie nehmen die Trauernden in Empfang und begleiten sie auch in die Nähe des Unglücksorts.
Millionenrückstellung von Versicherern
10.25 Uhr: Für die Kosten rund um den Germanwings-Absturz hat ein Versicherungskonsortium nach Angaben der Lufthansa 300 Millionen US-Dollar (278 Millionen Euro) zurückgestellt. Es gehe unter anderem um finanzielle Entschädigungen für die Hinterbliebenen der 150 Opfer, die Kosten für den zerstörten Airbus A320 und für Betreuungskräfte, erklärte ein Sprecher der Fluggesellschaft. Er bestätigte damit einen Bericht des „Handelsblattes“. Das Geld werde von einem Versicherungskonsortium bereitgestellt, in dem die Münchner Allianz eine führende Rolle spiele. Die Allianz wollte sich am Dienstag zunächst nicht äußern.
Suche im Absturzgebiet fortgesetzt
09.10 Uhr: Die Suche nach den Opfern ist fortgesetzt worden. Die Arbeiten waren über Nacht unterbrochen worden. Die Retter konzentrieren sich nach Angaben der Gendarmerie neben der Bergung der Leichen auf die Suche nach dem Flugdatenschreiber des vor einer Woche abgestürzten Flugzeugs. Die Daten sollen weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Airbus vor dem Absturz liefern.
Zwei-Personen-Regel im Cockpit auch in Mexiko
07.20 Uhr: Als Reaktion auf den Germanwings-Absturz ist auch in Mexiko die Zwei-Personen-Regel in Cockpits eingeführt worden. Falls der Flugkapitän die Kabine verlasse, müsse künftig ein Mitglied der Besatzung seinen Platz einnehmen, sagte Gilberto López von der mexikanischen Flugaufsichtsbehörde. Dadurch solle sichergestellt werden, dass der Pilot nach seiner Abwesenheit wieder ins Cockpit gelassen werde. Die Neuregelung tritt binnen 48 Stunden in Kraft
Experten: Opfer-Identifizierung kann Monate dauern
06.20 Uhr: Experten der französischen Gendarmerie stellen sich darauf ein, dass die Identifizierung der Opfer mehrere Monate dauern kann. Das sagte der Leiter des zuständigen Kriminalinstituts, François Daoust, am Sitz der Einrichtung in Pontoise bei Paris.
(HA/afp/dpa/rtr/epd)