Auckland  . Drei Tage nach dem Zyklon „Pam“ kämpfen die Rettungskräfte damit, zu entlegenen Inseln zu gelangen. Erste Bilder bieten laut Australiens Außenministerin Bishop „eine verheerende Ansicht“.

Such- und Rettungskräfte haben am Dienstag im verwüsteten Vanuatu versucht, zu verlassenen äußeren Inseln der südpazifischen Archipels vorzudringen. Drei Tage nach dem Zyklon „Pam“ wurde damit begonnen, die Radio- und Telefonsysteme in den Außengebieten wiederherzustellen, der Empfang blieb jedoch äußerst schlecht. Deshalb ist nach wie vor unklar, wie hart „Pam“ die kleineren Inseln fernab der Hauptstadt Port Vila getroffen hat. Auch mit schlechten Wetterbedingungen mussten die Hilfskräfte nach wie vor kämpfen.

in der Hauptstadt Port Vila

Das UN-Büro für die Koordination von Hilfseinsätzen sprach am Montag von 24 Toten, korrigierte diese Zahl am Dienstag jedoch deutlich nach unten. Es gebe elf bestätigte Todesfälle, darunter fünf auf der Insel Tanna. Manche Opfer seien doppelt gezählt worden, entschuldigte sich die Behörde. Vertreter des nationalen Katastrophenschutzes sagten, sie hätten keine konkreten Zahlen über die Todesopfer. Hilfsorganisationen gaben unterschiedliche Werte an. Sie warnten gleichzeitig, dass in der Hauptstadt Port Vila Trinkwasser und Lebensmittel knapp würden.

Der Katastrophenschutz von Vanuatu beanspruchte alle verfügbaren Flugzeuge und Helikopter dafür, um über die äußeren der insgesamt mehr als 80 Inseln des Archipels zu fliegen und die dortigen Schäden abzuschätzen. Ein Bericht wurde im Laufe des Dienstags erwartet.

Wir machen uns große Sorgen um die südlichen Regionen

Mindestens die Hälfte der rund 267 000 Einwohner, die 65 der Inseln bewohnen, sei vom Zyklon betroffen, sagte der Leiter des Rotes Kreuzes in Vanuatu, Hannington Alatoa. Die UN-Kinderhilfsorganisation Unicef schätzt, dass sich darunter mehr als 54 000 Kinder befinden. Präsident Baldwin Lonsdale sagte, viele Hilfsgüter wie Planen, Wasser, Bauwerkzeuge und Medizin würden gebraucht und bat um internationale Hilfe.

Australische und neuseeländische Hilfsorganisationen flogen bereits erste Hilfslieferungen ein, nachdem der Flughafen von Port Vila wieder geöffnet worden war. Mit den ersten kommerziellen Flügen wurden auch gestrandete Touristen ausgeflogen.

Zyklon „Pam“ überrollt Vanuatu

In der Nacht zu Sonnabend überrollte der Zyklon „Pam“ den Inselstaat Vanuatu
In der Nacht zu Sonnabend überrollte der Zyklon „Pam“ den Inselstaat Vanuatu © dpa | Graham Crumb/UNICEF
Der Zyklon hinterließ ...
Der Zyklon hinterließ ... © dpa | Graham Crumb/UNICEF
... eine Schneise der Verwüstung
... eine Schneise der Verwüstung © dpa | Graham Crumb/UNICEF
Meteorologen schätzten die Geschwindigkeit der Sturmböen auf bis zu 340 Kilometer pro Stunde
Meteorologen schätzten die Geschwindigkeit der Sturmböen auf bis zu 340 Kilometer pro Stunde © dpa | Graham Crumb/UNICEF
Zerstörte Segelboote liegen in einem Hafen auf Vanuatu
Zerstörte Segelboote liegen in einem Hafen auf Vanuatu © dpa | Graham Crumb/UNICEF
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Bei den Flügen sei auch ein erstes Ausmaß der Schäden einschätzbar gewesen, sagte die australische Außenministerin Julie Bishop. Auf Tanna beispielsweise erscheine es, als ob mehr als 80 Prozent der Häuser und weiteren Gebäude teilweise oder komplett zerstört worden seien. Bilder zeigten eine weitreichende Zerstörung, sagte Bishop. „Es wurden nicht nur Gebäude plattgemacht - auch Palmenplantagen, Bäume. Es ist eine ziemlich verheerende Ansicht.“

Präsident Lonsdale hatte „Pam“ in einem AP-Interview als „ein Monster“ bezeichnet. Er gab dem Klimawandel eine Mitschuld an dem Zyklon. Die zunehmende Erderwärmung mache sich in Vanuatu bereits seit geraumer Zeit durch steigenden Meeresspiegel und voranschreitendem Landverlust an den Küsten bemerkbar. Erste Anwohner mussten bereits in höher gelegene Gebiete umgesiedelt werden. Wissenschaftler sagen allerdings, dass vereinzelte Wetterphänomene wie „Pam“ nicht mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden könnten.

Der Zyklon war am Sonnabend mit gewaltiger Kraft über den Archipel hinweggezogen. Er erreichte Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Kilometern pro Stunde. (AP)