Sänger, Komponist und Entertainer Udo Jürgens ist im Alter von 80 Jahren an Herzversagen gestorben. Der Österreicher schrieb Hits wie „Griechischer Wein“ oder „Ich war noch niemals in New York“.
Hamburg/Zürich. Udo Jürgens ist tot. Am Sonntagabend teilte das Management des erfolgreichen Musikers mit, dass der 80-Jährige bei einem Spaziergang in dem Schweizer Dörfchen Gottlieben zusammengebrochen ist.
Über die näheren Umstände des als kerngesund geltenden Jürgens gab das Management nur bekannt, dass es sofort nach dem Zusammenbruch vergeblich Wiederbelebungsversuche gegeben habe. Doch nach seiner Überführung in das Kantonsspital Münsterlingen sei um 16.25 Uhr der Tod festgestellt worden. Udo Jürgens starb an einem akuten Herzversagen.
Udo Jürgens Manager Freddy Burger, Pepe Lienhard und das ganze Tourneeteam seien „geschockt und in großer Trauer“, hieß es in einer Mitteilung. Nach den Konzerterfolgen der aktuellen Tournee seien alle erschüttert und fassungslos über den unerwarteten und plötzlichen Tod ihres Freundes.
Jürgens war bis zuletzt auf Konzerttouren unterwegs und wurde von seinen Fans verehrt und gefeiert. Erst vor drei Wochen gab er vor 10.000 Fans ein Konzert in der O2 World in Hamburg.
+++ Hier sehen Sie das letzte Konzert von Udo Jürgens in Hamburg +++
Die Tour war noch bis März geplant. Sie war ein Triumph, in vielen Städten gab es Zusatzkonzerte. „Mitten im Leben“ nannte der 80-Jährige nach seinem jüngsten Album diese Tournee. Weil bei diesem Mann die Lebenskraft und Lebenslust so unerschöpflich schien, stehen seine Fans umso mehr unter Schock.
Das jüngste Konzert von Udo Jürgens liegt erst zwei Wochen zurück. Er trat in Zürich auf. Nach einer verlängerten Weihnachtspause wollte er dann am 22. Februar mit seinem Orchester Pepe Lienhard in Rostock das nächste Mal auf der Bühne stehen. Auch dieses Konzert war schon lange ausverkauft.
Das Internet trauert
Die Familie von Udo Jürgens ist geschockt über dessen plötzlichen Tod. Der Maler Manfred Bockelmann sagte er am Sonntag der Nachrichtenagentur APA: „Ich kann nicht fassen, dass es so plötzlich passiert ist.“ Die Nachricht sei „ein großer Schock für die Familie“, ergänzte der 71-jährige Künstler, der mit seiner Familie in Kärnten in Österreich lebt.
Tochter Jenny Jürgens traf die Nachricht vom Tod ihres Vaters völlig unvorbereitet, wie ihr Düsseldorfer Management auf Anfrage mitteilte. „Der Schmerz und die Traurigkeit sind groß. Ihr ganzes Ansinnen gilt im Moment ihrer Familie, der sie nun in dieser schwierigen Zeit nahe sein möchte“, so das Management von Jenny Jürgens.
In den sozialen Netzwerken machte sich angesichts der Todesnachricht Trauer breit. „Ich verneige mich“, schrieb ein Fan, „diese Nachricht schockiert uns alle“. „Möge im Himmel eine Bühne mit gläsernem Klavier auf dich warten“, hieß ein weiterer von mehr als 3500 Einträgen, die nicht mal eine Stunde nach der Todesnachricht auf Udos offizieller Facebook-Seite standen.
Prominente gedenken Jürgens
Udo Lindenberg hat sich betroffen über den Tod von Udo Jürgens gezeigt. „Bin tief geschockt. Ein schmerzlicher Verlust“, teilte der in Hamburg lebende Rocksänger am Sonntag mit. „Es ist, als wäre ein Familienmitglied von uns gegangen“, fügte Lindenberg hinzu.
Der Maler Manfred Bockelmann ist bestürzt über den Tod seines Bruders Udo Jürgens: „Ich kann nicht fassen, dass es so plötzlich passiert ist“, sagte er am Sonntagabend. Die Nachricht sei „ein großer Schock für die Familie“. Mehr könne er zunächst nicht zum Tod seines Bruders sagen, ergänzte der 71-jährige Künstler, der mit seiner Familie in Kärnten in Österreich lebt. Jürgens hatte Manfred Bockelmann mit seinem Lied „Mein Bruder ist ein Maler“ 1977 ein musikalisches Denkmal gesetzt.
Tochter Jenny Jürgens traf die Nachricht vom Tod ihres Vaters ebenfalls völlig unvorbereitet, wie ihr Düsseldorfer Management mitteilte. „Der Schmerz und die Traurigkeit sind groß. Ihr ganzes Ansinnen gilt im Moment ihrer Familie, der sie nun in dieser schwierigen Zeit nahe sein möchte“, so das Management von Jenny Jürgens.
Auch der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor trauert um den 80-Jährigen: „Udo Jürgens war ein großartiger Musiker, Entertainer und Komponist. Über Generationen hinweg hat er die Menschen mit seiner Musik und seiner Persönlichkeit begeistert. Die ARD trauert um einen großen Künstler. Wir werden ihn sehr vermissen.“
Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte den Sänger als „Ausnahmekünstler“. „Udo Jürgens hat uns über Jahrzehnte mit seinen Liedern und Chansons tiefgründig und zugleich leicht unterhalten“, erklärte Grütters. „Der Schlager bekam durch ihn eine neue Qualität.“ Mit seinen Liedern seien „ganze Generationen durchs Leben gegangen“. Jürgens habe es verstanden, „einem Millionenpublikum lustige, bewegende, aber auch nachdenkliche Geschichten nahezubringen“.
Der Hamburger Veranstalter des Musicals „Ich war noch niemals in New York“ hat ebenfalls betroffen auf den Tod von Udo Jürgens reagiert. „Seit der Uraufführung von 2007 haben wir mit ihm eng zusammenarbeiten dürfen. Seine Professionalität und Genialität haben uns alle immer tief beeindruckt und inspiriert“, erklärte die Geschäftsführerin von Stage Entertainment, Uschi Neuss.
„Bedeutender Künstler und großer Chansonnier“
Der Fernsehmoderator Johannes B. Kerner (50) hat Udo Jürgens als „wirklich bedeutenden Künstler und großen Chansonnier“ gewürdigt. „Ich bin unfassbar traurig“, sagte Kerner, der erst im Oktober die ZDF-Gala zum 80. Geburtstag des Sängers und Komponisten moderiert hatte. Udo Jürgens habe Texte mit lyrischer Qualität geschrieben und sei ein „wahnsinnig empathischer Mensch“ gewesen. Kerner zeigte sich auch von Jürgens’ Bühnenpräsenz bei dessen letztem Konzert in Hamburg Ende November beeindruckt. „Auf der Bühne war er sicher nicht 80“, sagte der in Hamburg lebende Moderator. Nach dem Konzert hätten beide noch anderthalb Stunden in einem Fischrestaurant zusammengesessen. „Ich bin dankbar und demütig, ihn gekannt zu haben.“
Der Tod der Musiker-Legende bewegte zahlreiche weitere Promis: „Udo, ich bin zutiefst betroffen dass du heute von uns gegangen bist. Vor 50 Jahren bist du in Kopenhagen beim Song Contest aufgetreten, um ihn nur zwei Jahre später nach Wien zu holen. Was ich dir sagen will: Es wäre mir eine sehr große Ehre gewesen vielleicht mit dir gemeinsam auf der Bühne des 60. Eurovision Song Contest zu stehen. Du warst ein großartiger Künstler – Merci!“, sagte die österreichische Dragqueen und Eurovision-Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst. „Ich bin total erschüttert. Seine Musik wird jedoch immer bei uns bleiben“, äußerste sich Sängerin Annett Louisan bei Facebook.
Auch „Tatort“-Star Jan Josef Liefers war ergriffen: „Ein großartiger Typ, eine Legende und dabei ein offener, charmanter und großzügiger Mensch – so habe ich ihn kennengelernt. Nun fehlt er.“ Sänger Tim Bendzko war in der ZDF-Gala zum 80. von Jürgens mit zwei Songs des Stars aufgetreten und reagierte nun geschockt: „Ich kanns nicht fassen! RIP Udo Jürgens. Danke für alles was du uns gegeben hast.“ Skisportlerin Maria Höfl-Riesch twitterte: „R.I.P. Udo Jürgens! Best german entertainer ever. In your music you live forever!“
Das Leben des Entertainers
Das gläserne Klavier – oder besser der gläserne Flügel – gehörten ebenso wie der weiße Bademantel seit Jahrzehnten zu den Markenzeichen des Sängers. Udo Jürgens wusste, dass er seine Fans damit noch immer begeistern konnte. „Ich glaube, dass ich noch nicht peinlich bin“, sagte der vom jungenhaften Charmeur zum Grandseigneur gereifte Jürgens in einem Film, den die ARD zu seinem runden Geburtstag am 30. September gedreht hatte.
Kaum ein Sänger hat in den vergangenen Jahrzehnten so den Nerv der Massen getroffen. „Griechischer Wein“ zählt zu seinen ewigen Hits, auch die Anti-Spießer-Hymne „Ein ehrenwertes Haus“ oder „Ich war noch niemals in New York“, das Lied über den Traum vom Ausbruch aus der Kleinbürgerlichkeit. Mehr als 100 Millionen Tonträger verkaufte Udo Jürgens.
Die Eltern des am 30. September 1934 im österreichischen Klagenfurt geborenen Udo Jürgen Bockelmann – so sein bürgerlicher Name – konnten natürlich nichts ahnen von dieser Karriere. Ein Jahr vor dem Abitur kündigte ihr Sohn an, dass er die Schule abbreche und Sänger werden wolle. „Ich werde mit der Musik auf- oder untergehen“, soll er seinen Eltern gesagt haben. Sie ließen ihn gewähren.
Seine Mutter stammte aus dem schleswig-holsteinischen Prasdorf in der Nähe von Kiel. Seine erste Gage als Musiker betrug 5 Schilling (damals 83 Pfennig) die Stunde für einen Auftritt im Gasthof Valzachi in Klagenfurt. Dort studierte er auch Klavier, Harmonielehre, Komposition und Gesang am Konservatorium.
Udo Jürgens stieg auf. Der endgültige Durchbruch war 1966 mit „Merci, Chérie“ der Sieg Österreichs beim heute als Eurovision Song Contest bezeichneten europäischen Gesangswettbewerb. Als Conchita Wurst in diesem Jahr den erst zweiten Sieg Österreichs holte, zählte Jürgens zu den Gratulanten. Udo Jürgens brachte sein Sieg weltweiten Ruhm. Er trat in ganz Europa auf und in Südafrika, später auch in Japan, wo er bis heute ein Star ist.
Sein Musikerleben genoss der Sänger auch zwischenmenschlich. Jürgens hat vier Kinder mit drei Frauen. Zwei Mal war er verheiratet, zuletzt lebte Jürgens mit seiner Partnerin in Zürich. Von seinen vielen Tourneen berichtete Udo Jürgens, das bislang noch auf jeder von irgendjemandem seines Teams ein Kind gezeugt worden sei. Auch hier hinterlässt Udo Jürgens ein reiches Erbe – er war 25 Mal auf Tournee.
Zwischen Liebe und Gesellschaftskritik
Die Erfolge, die der Chansonsänger in seiner mehr als ein halbes Jahrhundert währenden Karriere eingefahren hatte, waren beachtlich. Jürgens hat rund 1000 Lieder komponiert und mehr als 50 Alben veröffentlicht. Einige Hits wurden zu Volksliedern. Mit „Je t’aime“ gewann der 16-jährige Udo Jürgen Bockelmann im Jahr 1950 den Komponisten-Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks. „Siebzehn Jahr, blondes Haar“ wurde 1965 zum Titel eines deutsch-italienischen Musikfilms, der 1966 in die Kinos kommt.
Der „Grand Prix“-Siegertitel „Merci, Chérie“ wurde 1966 ein Welthit mit Top-Positionen in mehr als 20 Ländern. „Griechischer Wein“ wurde 1975 der Hit des Jahres. Der griechische Ministerpräsident Karamanlis empfing Jürgens und Textdichter Michael Kunze in Athen.
„Aber bitte mit Sahne“ aus dem Jahr 1976 beginnt als fröhliches Liedchen, in dem ältere Damen „zum Sturm auf das Kuchenbuffet“ blasen – und nacheinander zum Opfer ihrer Tortenleidenschaft werden. „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ sang Jürgens im Jahr 2000. Der Hit wird zum Titel der Tournee „Udo 2000“, 440.000 Besucher kommen zu 107 Konzerten.
Aus dem Lied „Ich war noch niemals in New York“ wurde ein ganzes Musical mit 23 Liedern von Udo Jürgens. Das Titellied war 1982 erstmals erschienen. Das Musical feierte im Dezember 2007 Weltpremiere im Operettenhaus Hamburg. Auch das von Udo Jürgens geschriebene Musical „Helden, Helden“ hatte 1974 am Hamburger Operettenhaus seine deutsche Erstaufführung.