Die Welt braucht Lieder, Hamburg braucht Lieder, Udo Jürgens hat sie. Österreichs Entertainer-Legende lieferte seinen 10.000 Anhängern in der O2 World wieder das volle Paket. So war das Konzert.

Hamburg. "Deine Stimme erheben und singen ehe uns Hören und Sehen vergeht, Gegensätze in Einklang zu bringen in einer Sprache, die jeder versteht. Immer, immer wieder, immer, immer wieder: Die Welt braucht Lieder", singt Udo Jürgens am Sonnabend zu Beginn seines Konzerts noch hinter der Bühne in der Hamburger O2 World.

Und beantwortet damit auch die Frage, warum er im - für Entertainer - biblischen Alter von 80 Jahren immer noch neue Alben wie aktuell "Mitten im Leben" aufnimmt und auf seine 25. Tournee geht. Die Welt braucht seine Lieder, wer sonst vermischt lässigen Charme, knorrigen Schmäh und Schlager-Klassiker, die auch beim besten Willen nicht aus dem popkulturellen Gedächtnis zu löschen sind? Eben.

Natürlich freuen sie die meisten der 10.000 Fans besonders auf die unverwüstlichen Evergreens, auf "Ich war noch niemals in New York", "Griechischer Wein", "Ein ehrenwertes Haus", "Aber bitte mit Sahne", "17 Jahr, blondes Haar", eben jene Lieder, mit denen Jürgens und das Orchester Pepe Lienhard das Publikum wie ein Magnet aus den Sitzen und die Rosenkavaliere an den Bühnenrand saugen. "Die kommen ja sowieso", kichert Jürgens. Sie kommen und starten die Party. Wie gestern und wie morgen.

Aber stehen geblieben im Gestrigen ist Udo Jürgens nie. Wenn ihn etwas missfällt, dann macht er das auch deutlich wie im neuen Lied "Der gläserne Mensch", der überhaupt kein Schlagermove-Klassiker werden wird: "Die Welt im Apple- und iPhone-Wahn, und Rechner wissen mehr als wir. Sie sind gnadenlos auf der Datenspur, wo du auch bist - sie folgen dir", singt Jürgens mit 007-Titelsong-Bläserfanfaren an die Adresse von "BND-NSA" und wird auf der großen HD-Leinwand als Drohnenziel inszeniert.

Das sind die Seiten- und Saitenhiebe in einem 130 Minuten langen Paket Rundum-Unterhaltung aus Österreich. 27 Lieder, vom live vorher nie ausgespielten "Immer wieder geht die Sonne auf" bis zum Finale "Zehn nach elf" um zehn vor elf. Da kann man nur Danke sagen, "Merci Chérie" sozusagen, auch wenn der Arena-Sound an diesem Abend in der ersten Hälfte von lästigen Echos gestört wird. Nichts ist perfekt, nicht einmal eine Udo-Jürgens-Show. Aber daran kann man ja noch was drehen bis zum Zusatzkonzert am 24. Februar.