Der Tod des ersten Ebola-Patienten in den USA, Thomas Duncan, hat dessen Verlobter den Boden unter den Füßen weggezogen. Ihr Besitz wurde wegen Seuchengefahr verbrannt, eine neue Wohnung findet sie nicht.
Dallas. Die Verlobte des Anfang Oktober in den USA an Ebola verstorbenen Thomas Duncan trauert um ihren Liebsten. Doch es ist nicht der Verlust allein, der sie trifft: Louise Troh wird nach eigenen Angaben wegen des Virus' stigmatisiert und ist praktisch obdachlos – obwohl sie vor mehr als einer Woche für virusfrei erklärt wurde.
Während Duncan im Krankenhaus behandelt wurde, wo er schließlich starb, stand sie zunächst in ihrer damaligen Wohnung unter Quarantäne. Die restliche Zeit der 21-tägigen in Isolation verbrachte sie in einer Hütte auf einem Gelände der katholischen Kirche in Dallas. Als sie dorthin gebracht wurde, habe sie zunächst nicht einmal gewusst, wo sie sich befinde, sagt die 54-Jährige. Troh lebt derzeit mit neun anderen Personen in äußerst beengten Verhältnissen bei ihrer Tochter.
Von ihrem früheren Leben blieb ihr fast nichts, lediglich ein paar Plastikbehälter mit Fotos und einigen persönlichen Gegenständen besitzt sie noch. Die alte Wohnung wurde bis hin zu den Teppichen ausgeräumt, alles wurde verbrannt. „Das hat mein ganzes Leben zerstört“, sagte sie.
„Ich habe dieses Ebola-Stigma, niemand will mich aufnehmen“
Mitglieder ihrer Kirchengemeinde versuchen, genug Geld für den Kauf einer Eigentumswohnung in ihrem alten Viertel aufzutreiben, um sie ihr zu vermieten. Troh sagt, bisher sei niemand bereit gewesen, ihrem Vierpersonenhaushalt eine Wohnung zu vermieten. Den Kauf einer Wohnung kann sie sich von ihrer Arbeit in einem Pflegeheim mit einem Stundenlohn von neun Dollar (7,20 Euro) nicht leisten. „Ich fühle mich verletzt, ich bin vertrieben worden, ich habe dieses Ebola-Stigma und niemand will mich aufnehmen. Sie behandeln mich wie eine Ausländerin“, erklärt Troh, die die US-Staatsbürgerschaft besitzt. „Amerika glaubt, dass wir es nicht besser verdient haben.“
Pfarrer George Mason von Trohs baptistischer Kirchengemeinde sagt, der Kauf einer Eigentumswohnung zur Vermietung an die 54-Jährige sei der letzte Ausweg. „Als wir eine andere Eigentumswohnung mieten wollten, lehnten sie uns ab, als sie herausfanden, wer wir sind“, erklärt Mason. Sollte der beabsichtigte Kauf platzen, werde Troh Klage einreichen.
Duncan hatte am 26. September die Notaufnahme eines Krankenhauses in Dallas aufgesucht, weil er sich krank fühlte. Doch er wurde wieder heimgeschickt. Wenige Tage später kehrte er mit nun ausgeprägten Ebola-Symptomen in die Klinik zurück. Am 8. Oktober starb er. Fünf Tage lang durften Troh, ihr Sohn, Duncans Neffe und ein Freund der Familie die Wohnung nicht verlassen, in der auch Duncan gelebt hatte, während sich sein Zustand verschlechterte.
Trauerfeier statt Hochzeit
„Stellen Sie sich vor, ich konnte ihn nicht besuchen. Mir wurde gesagt: 'Bereiten Sie sich auf das Schlimmste vor.' Es war schrecklich. Man denkt entweder darüber nach, sich umzubringen, oder man bittet Gott um Kraft“, sagt Troh.
Am Sonntag vergangener Woche ging Troh zum ersten Mal seit dem Ende der Quarantäne wieder in die Öffentlichkeit, in ihre Kirche. Mitglieder der Gemeinde spendeten Geld, damit sie sich Kleidung kaufen kann, und sie wollen sie auch bei der Einrichtung einer Wohnung unterstützen – wann immer sie eine findet.
Als Duncan am 16. September auf dem Flughafen von Dallas-Fort Worth ankam, freute er sich auf das lang ersehnte Wiedersehen mit Troh und ihrem gemeinsamen 19-jährigen Sohn. In Behandlungsunterlagen bezeichnete Duncan Troh als seine Frau, obwohl beide nicht verheiratet waren. Troh wollte in den kommenden Wochen eigentlich mit den Hochzeitsvorbereitungen beginnen. Stattdessen plant sie nun eine Trauerfeier.