Die Pflegehelferin wies bei einem Test keine Ebola-Viren mehr auf. Ein US-Experte hat Sicherheitslücken im Umgang mit Ebola eingeräumt. Nun sollen Vorschriften strenger werden.

New York/Berlin. Die USA wollen ihre Sicherheitsvorschriften für Klinikpersonal bei Ebola-Fällen verschärfen. Ein hoher US-Gesundheitsbeamter gab am Sonntag Schwachstellen im bisherigen Umgang mit Ebola-Patienten zu. „Wir werden in Kürze neue Vorschriften haben, und sie werden weitaus schärfer sein als die jetzigen“, sagte der Direktor des Nationalen Institutes für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), Anthony Fauci, dem Sender CBS.

In Texas hatten sich zwei Krankenschwestern bei einem Ebola-Patienten aus Liberia angesteckt. Laut Fauci sollen die neuen Richtlinien der US-Seuchenbehörde CDC ausschließen, dass Klinikpersonal beim Ablegen der Schutzanzüge in der Nackenregion Haut- und Haarkontakt mit dem Virus haben kann.

Der Leipziger Infektionsmediziner Bernhard Ruf beklagte mangelnde Schutzvorkehrungen in Spanien und den USA. Ruf, an dessen infektiologischer Klinik in Leipzig erstmals in Deutschland ein Ebola-Patient starb, kritisierte im Magazin „Focus“ insbesondere die beiden Fälle in Texas. Die USA seien offenbar kein Mekka der Krankenhaushygiene, schrieb der Chefarzt. Dass Ärzte und Pfleger in der Madrider Klinik ihre Schutzanzüge allein an- und ablegten, sei ein „Kardinalfehler“ gewesen, so Ruf weiter. An seiner Klinik geschehe das mindestens zu zweit. „Einer beobachtet den anderen und kontrolliert auf Fehler.“ In der Madrider Carlos-III-Klinik hatte sich eine Pflegehelferin bei der Behandlung eines Kranken infiziert.

Spanische Ebola-Patientin hat Krankheit fast überwunden

Die spanische Ebola-Patientin ist dabei, die gefährliche Krankheit zu überwinden. Die Pflegehelferin wies bei einem Test keine Ebola-Viren mehr auf. Dies gab die Ebola-Expertenkommission der spanischen Regierung am Sonntagabend in Madrid bekannt. Ein zweiter Test innerhalb von 48 Stunden solle diesen Befund bestätigen, teilte eine Sprecherin der Familie der Patientin in der Carlos-III-Klinik mit.

Die 44-Jährige hatte sich bei der Behandlung eines Ebola-Kranken, der aus Westafrika nach Spanien ausgeflogen worden war, selbst mit dem Virus infiziert. Dies war die erste Ebola-Übertragung von Mensch zu Mensch in Europa gewesen. Die Pflegehelferin sei in einer euphorischen Stimmung, sagte die Sprecherin. „Sie steht auf und ernährt sich völlig normal.“ Die Patientin habe zu verstehen gegeben, dass sie sich fast in der Lage fühle, das Krankenhaus zu verlassen.

Die Madrilenin wird aber noch einige Zeit in der Klinik bleiben müssen. Nach Medienberichten wollen die Ärzte ausschließen, dass das Virus erneut auftritt. Außerdem seien die Lungen von dem Virus stark in Mitleidenschaft gezogen worden, hieß es. Bei den 15 Kontaktpersonen, die sich wegen Ebola-Verdachts zur Beobachtung in der Isolierstation der Klinik aufhalten, wurden nach Angaben der Mediziner bislang keine Symptome festgestellt.

„CARNIVAL MAGIC“: Unterdessen kehrte ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff, das wegen Angst vor Ebola in zwei Karibik-Häfen abgewiesen worden war, in die USA zurück. Die „Carnival Magic“ legte am Sonntag im texanischen Hafen Galveston an. Eine Frau, die als Laborleiterin in einem Krankenhaus mit Ebola-Proben in Kontakt gekommen sein soll, durfte das Schiff zusammen mit den anderen Passagieren verlassen, wie der Lokalsender Khou berichtete. Sie zeige keine Ebola-Symptome.

Das Schiff hatte wegen der Frau, die sich an Bord freiwillig in Quarantäne befand, weder in Belize noch auf der mexikanischen Insel Cozumel anlegen dürfen. Das Unternehmen Carnival Cruise Lines ordnete daraufhin die Rückkehr nach Galveston an. Die Kreuzfahrtgesellschaft hatte bereits am Freitag mitgeteilt, die Frau zeige keinerlei Symptome und stelle keine Gefahr für Passagiere und Besatzung dar. Sie sei 19 Tage zuvor in dem Labor zuletzt tätig gewesen.

EU-MISSION: Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) brachte die Entsendung einer zivilen EU-Mission zur Bekämpfung der Epidemie in Westafrika ins Gespräch. Dies würde auch Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) ohne eigene nationale Strukturen in den betroffenen Ländern eine Plattform bieten, um medizinisches Personal zu schicken, sagte Steinmeier am Sonntagabend laut vorab verbreitetem Redetext zur Eröffnung der Konferenz „World Health Summit“ (Weltgesundheitsgipfel) in Berlin.

Die Außenminister der 28 EU-Staaten werden an diesem Montag in Luxemburg auch über die Ebola-Epidemie beraten. Kurz vor dem Treffen forderte Großbritanniens Premierminister David Cameron die EU auf, die Finanzmittel im Kampf gegen Ebola auf eine Milliarde Euro zu erhöhen. Die Niederlande schlossen sich dem an. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel, der am Donnerstag beginnt, müsse ein „ehrgeiziges Unterstützungspaket“ beschlossen werden, so Cameron. Bisher haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten 450 Millionen Euro für den Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika zugesagt.

IMPFSTOFF: Kanada stellt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 800 Ampullen eines experimentellen Impfstoffs gegen Ebola zur Verfügung. Das Mittel werde von diesem Montag an nach Genf verschifft, kündigte das kanadische Gesundheitsministerium in Ottawa an. Bisher gibt es kein zugelassenes Mittel gegen Ebola. Der Impfstoff war in zehnjähriger Arbeit in Kanada entwickelt worden und werde derzeit in den USA klinisch getestet, berichtete das „National Journal“ am Sonntag.

SPEZIALFLUGZEUG: Die Bundesregierung arbeitet derzeit an der Ausstattung eines Spezialflugzeugs für den Transport schwer erkrankter Ebola-Patienten. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, die Fluggesellschaft Lufthansa habe den Auftrag dafür bekommen. Geplant sei, mehrere Flugzeuge so auszurüsten, dass hoch infektiöse Ebola-Patienten damit sicher transportiert werden könnten. Für die bisherigen Transporte von Infizierten in deutsche Krankenhäuser wurden Spezialflugzeuge einer US-Firma gemietet.

KOSTEN: Die Behandlungskosten für den im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) betreuten Ebola-Patienten könnten sich nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ auf rund zwei Millionen Euro summieren. „Wir haben es hier mit Extremkostenfällen zu tun, für die der finanzielle Gesamtaufwand kaum exakt zu beziffern ist“, sagte Christian Gerloff, stellvertretender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE, der dpa. Die direkten Behandlungskosten liegen laut UKE etwa bei den geschätzten 300 000 Euro. Diese werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) übernommen. Daneben seien jedoch Sekundärkosten zu berücksichtigen.