Promis und Sportler feierten in Leipzig 20 Jahre „Goldene Henne“. Der Mitbegründer des Preises hatte sich am Tag der Veranstaltung laut Polizei selbst getötet. Sterbegesellschaft wirbt mit einem Foto von ihm.
Leipzig. Es sollte ein glänzender Showabend in Leipzig werden, doch die Verleihung der Goldenen Henne wurde vom Tod des ehemaligen MDR-Intendanten Udo Reiter überschattet.
„Diese Nachricht heute Mittag hat uns alle tief erschüttert“, sagte Reiters Nachfolgerin als Intendantin, Karola Wille, während der Gala am Freitagabend mit brüchiger Stimme. „Wir alle haben ihm viel zu verdanken.“ Reiter habe mit ganz viel Kraft und Energie den MDR gegründet und auch die Goldene Henne mit aus der Taufe gehoben.
Udo Reiter war am Freitagmorgen tot auf seinem Grundstück bei Leipzig entdeckt worden. Die Polizei geht von Selbsttötung aus. Laut der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) war Reiter seit 17 Jahren „mit der DGHS als Mitglied und im freundlichen Meinungsaustausch verbunden.“ Er zählte zu den Unterstützung der aktuellen Sterbehilfe-Kampagne „Mein Ende gehört mir! Für das Recht auf Letzte Hilfe“, die die DGHS vergangene Woche präsentierte.
Prominente wie der Liedermacher Konstantin Wecker, der Schriftsteller Ralph Giordano, der Komiker Bernhard Hoëcker und die Schauspielerinnen Eva Mattes und Petra Nadolny treten in dieser Kampagen für das Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende ein. Reiter hatte sich dafür wie die anderen Mitstreiter mit geschlossenen Augen fotografieren lassen.
„Wir bedauern den Tod von Prof. Dr. Udo Reiter zutiefst. Wir verlieren einen mutigen Mitstreiter für das Selbstbestimmungsrecht bis zum Lebensende“, heißt es in einer DGHS-Pressemitteilung.
Viele Weggefährten und bekannte MDR-Gesichter wie Moderator Peter Escher zeigten sich am Abend der Verleihung der Goldenen Henne bestürzt und fassungslos. Es sei ein bisschen unverständlich, dass der 70-Jährige gerade diesen Tag gewählt habe, sagte „In aller Freundschaft“-Star Andrea Kathrin Loewig am Rande der Veranstaltung. „Alles, was er geschaffen hat, soll hier gefeiert werden.“
Die Goldene Henne ist ein jährlicher Publikums- und Medienpreis zur Erinnerung an die 1991 verstorbene Entertainerin Helga Hahnemann, die den Spitznamen „Henne“ hatte.
Helene Fischer erhielt gleich zwei Trophäen
Bei der diesjährigen Preisverleihung gab es eine große Gewinnern: Schlagerstar Helene Fischer heimste bei der 20. Verleihung des Medienpreises Goldene Henne gleich zwei Trophäen ein. „Mein Hühnerstall wächst und wächst“, richtete Fischer per Videobotschaft zu ihrer fünften und sechsten Auszeichnung aus – so viele Hennen hat kein anderer.
Die 30-Jährige wurde von den Lesern der „Super-Illu“ sowie den Zuschauern von MDR und RBB sowohl in der Kategorie Musik als auch bei der eigens zum 20-Jahr-Jubiläum des Preises ausgelobten Super-Henne zur Siegerin erklärt. „Es erfüllt mich mit wahnsinnigem Stolz“, sagte Fischer per Video. Sie konnte nicht in Leipzig sein, weil sie zeitgleich einen Konzertauftritt in Hannover hatte.
Der ganze Saal stimmte im Chor den Refrain ihres dauerrotierenden Ohrwurms „Atemlos“ an, und Moderator Kai Pflaume witzelte: „Ich habe mich immer gefragt, warum es Fischerchöre heißt, jetzt weiß ich es.“
Zum 25-Jahr-Jubiläum des Mauerfalls hatten die Veranstalter die Gala extra von Berlin nach Leipzig verlegt, in die Stadt also, die sich Udo Reiter als Wahlheimat ausgesucht hatte.
Puhdys, Karat und City spielten gemeinsam
Den Soundtrack zum 20. Goldene-Henne-Abend lieferten viele Ost-Legenden. Die Urgesteine der Puhdys, Karat und City spielten gemeinsam auf der Bühne. Peter Maffay sang mit dem MDR-Kinderchor „Über sieben Brücken“, Dirk Michaelis brachte sich Sarah Connor als Duettpartnerin für „Als ich fortging“ mit.
Roland Kaiser legte erst ein Hit-Medley hin und nahm dann seine erste Goldene Henne aus den Händen von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) entgegen – für sein Lebenswerk.
Ausgezeichnet wurde das unermüdliche Engagement von Katrin Behr mit der Henne für „Stille Helden“. Sie kämpft mit dem von ihr gegründeten Verein OvZ-DDR dafür, ein grausames Kapitel der DDR-Geschichte aufzuarbeiten: Zwangsadoptionen. Tausende Familien seien so zerstört worden, Kinder seien verschwunden – oft für immer, sagte Laudatorin Katrin Sass.
Fünfte Henne für Stubbe-Darsteller Wolfgang Stumph
Vergoldet wurden die Leistungen der deutschen Fußball-Nationalelf, des Radfahrers Marcel Kittel und des „Shopping-Queen“-Moderators Guido Maria Kretschmer. Fast ebenso viele Goldhühner wie Helene Fischer hat nun auch Wolfgang Stumph im Trophäenschrank. Der Schauspieler nahm seinen fünften Preis in Empfang, aus den Händen seiner Tochter Stephanie.
Überrascht und gar nicht vorbereitet sei er, sagte der „Stubbe“-Darsteller. „Ich hatte eigentlich gesagt: Nehmt mich von der Liste, ich habe kein Facebook, ich habe keine Chance.“ Doch er hatte nicht mit seiner Tochter gerechnet. „Da wir ein Familienteam sind, hast du eine Stimme von mir und einen Aufruf auf meiner Facebook-Seite“, erklärte die 30-Jährige. „Fotos mit dir haben dort immer die meisten Likes.“