Der Friedensnobelpreis geht an die Kinderrechtsaktivisten Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai aus den verfeindeten Ländern Indien und Pakistan. Das Nobelkomitee schlägt Brücken der Versöhnung.
Hamburg/Oslo. Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an Kinderrechtsaktivisten aus zwei verfeindeten Ländern: Das norwegische Nobelkomitee zeichnete am Freitag den 60-jährigen Inder Kailash Satyarthi und die 17 Jahre alte Pakistanerin Malala Yousafzai aus. Satyarthi ist Hindu, Malala ist Muslimin.
Die Pakistanerin ist die jüngste Trägerin des Friedensnobelpreises, der seit 1901 vergeben wird. Zugleich ist sie die 16. Frau unter den bisher 103 Ausgezeichneten. Zu den ersten Gratulanten gehörten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef. Die Nobelpreisentscheidung erging auch in einem Jubiläumsjahr: Die UN-Kinderrechtskonvention wird im November 25 Jahre alt.
Das Nobelkomitee würdigt Satyarthis und Malalas Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und Jugendlichen, besonders für das Recht aller Kinder auf Bildung. Trotz aller Unterschiede seien beide im Kampf für Bildung und gegen Extremismus vereint. 60 Prozent der Weltbevölkerung sei 20 Jahre alt oder jünger, sagte der Sprecher des Komitees, Thorbjörn Jagland.
Satyarthi kämpft seit Jahren mit Fußmärschen und friedlichen Demonstrationen in der Tradition des Freiheitshelden Mahatma Gandhi gegen Kinderarbeit. Der Elektroingenieur rettete Tausende Kinder aus Schuldknechtschaft, die unter grausamen Bedingungen durch Zwangsarbeit ausgebeutet wurden. Er setzte sich besonders auch für ein Verbot der Kinderarbeit in der Teppichindustrie ein.
Verleihung findet am Todestag Nobels statt
Das Nobelkomitee erklärte, die Bildungsaktivistin Malala habe trotz ihres jungen Alters gezeigt, dass Kinder selbst einen Beitrag zur Verbesserung ihrer Lage leisten könnten.
Malala, die einen Anschlag radikal-islamischer Taliban überlebte, war bereits im vergangenen Jahr für den Friedensnobelpreis nominiert worden. Sie lebt heute mit ihrer Familie in England und bekam bereits zahlreiche Auszeichnungen für ihr Engagement und ihre Aufrufe zur Toleranz. In einer Rede vor den Vereinten Nationen bezeichnete sie den Islam als eine Religion des Friedens. Von islamischen Fundamentalisten in Pakistan wird sie weiter bedroht.
Im vergangenen Jahr ging der Nobelpreis an die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW). Gestiftet wurde die Auszeichnung vom schwedischen Industriellen und Erfinder Alfred Nobel (1833-1896). Die Verleihung findet am Todestag Nobels, dem 10. Dezember, in Oslo statt. Die Würdigung ist in diesem Jahr mit acht Millionen Schwedischen Kronen (umgerechnet knapp 900.000 Euro) dotiert.