Nun gibt es auch in den USA einen ersten Ebola-Fall. Ein Verdacht hat sich betätigt. Unterdessen kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel die schleppende europäische Unterstützung.
Atlanta/Genf. Erstmals seit Ausbruch der Ebola-Epidemie ist ein Patient außerhalb von Afrika mit der Krankheit diagnostiziert worden. Der Patient sei vor rund zehn Tagen aus dem westafrikanischen Liberia in die USA eingereist, wo die Krankheit am Dienstag bei ihm anhand von Proben zweifelsfrei diagnostiziert worden sei, teilte der Leiter der US-Gesundheitsbehörde, Thomas Frieden, bei einer Pressekonferenz mit. Der Patient habe erst einige Tage nach der Einreise in die USA Symptome entwickelt und sich in ein Krankenhaus in Dallas im US-Bundesstaat Texas begeben. Dort sei er auf eine Isolationsstation gebracht worden.
Frieden telefonierte am Dienstag auch mit US-Präsident Barack Obama, um ihn über den Fall in Texas zu informieren. Die beiden sprachen über die strengen Vorschriften zur Isolation des Patienten, teilte das Weiße Haus mit. Frieden habe Obama gesagt, dass die CDC auf solch eine Situation vorbereitet sei und sicher und effektiv reagieren könne. Obama hatte die CDC mit Sitz in Atlanta bereits vor zwei Wochen besucht, dabei mit Ärzten und anderen CDC-Mitarbeitern gesprochen und zu schnellem Handeln im Kampf gegen das Virus aufgerufen.
Weitere Verdachtsfälle gebe es in den USA derzeit nicht, sagte CDC-Chef Frieden. „Ich habe keine Zweifel, dass wir diesen Ebola-Fall kontrollieren werden, so dass die Krankheit sich in diesem Land nicht weiter verbreiten wird“, sagte Frieden. „Wir werden das stoppen.“ Es sei aber möglich, dass der Patient andere Menschen mit Ebola angesteckt habe. Alle Menschen, mit denen er seit seiner Ankunft in den USA Kontakt gehabt habe, würden nun ausfindig gemacht und unter Beobachtung gestellt. Dabei handele es sich um „eine Handvoll Menschen“, hauptsächlich Familienmitglieder, sagte Frieden.
Der Patient sei aus Liberia in die USA gekommen, um Familienmitglieder zu besuchen. Nähere Details oder persönliche Angaben wollte die Gesundheitsbehörde zunächst nicht bekanntgeben. Nach derzeitigen Informationen sehe es so aus, als sei der Patient in Westafrika nicht an der Bekämpfung der Epidemie beteiligt gewesen. Wie er sich angesteckt habe, sei bislang nicht bekannt. Das Texas Health Presbyterian Krankenhaus in Dallas sei „gut vorbereitet“ um mit so einer Situation umzugehen, sagte Edward Goodman, der dort als Arzt arbeitet.
Aufforderung zu mehr Eile
Dem Ebola-Ausbruch in Westafrika sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits mehr als 3000 Menschen zum Opfer gefallen, vor allem in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Die Zahl der Infizierten stieg auf mehr als 6500. Die WHO rechnet aber mit einer hohen Dunkelziffer.
Bislang waren in den USA seit Beginn der jüngsten Ebola-Epidemie insgesamt fünf Patienten mit der Krankheit behandelt worden. Sie hatten sich alle in Westafrika angesteckt, waren dort diagnostiziert und dann in die USA zur Behandlung gebracht worden. Drei von ihnen haben die Krankheit inzwischen überstanden. Über den Zustand eines vor rund drei Wochen in eine Spezialklinik in Atlanta im Bundesstaat Georgia gebrachten Patienten gab es zunächst keinerlei Informationen und keine persönlichen Angaben.
Am vergangenen Wochenende war nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde NIH ein fünfter Patient mit Ebola aus Westafrika in eine amerikanische Spezialklinik gebracht worden. Dabei handele es sich um einen Arzt, der in Sierra Leone gearbeitet habe. Nähere Informationen über seinen Gesundheitszustand gab es zunächst nicht.
Politiker mahnen unterdessen eine schnellere Hilfe für die Ebola-Länder in Westafrika an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte in einem Medienbericht die schleppende europäische Unterstützung: „Wir sind da in Europa nicht schlagkräftig und schnell genug. Ich würde mir wünschen, dass wir schneller wären.“ Bei derartigen Katastrophen sei eine bessere Abstimmung auf europäischer Ebene notwendig, sagte sie der „Allgemeinen Zeitung“ (Mainz). Auch Liberias Handelsminister Axel Addy forderte zu mehr Eile auf. „So sehr wir Hilfe aus dem Ausland schätzen, sie muss schneller bei uns ankommen“, sagte Addy bei den Vereinten Nationen in Genf.
Die Bundeswehr bemüht sich aktuell, eine Luftbrücke zwischen Dakar und Monrovia aufzubauen. Dabei kommt es allerdings wegen defekter Flugzeuge zu Verzögerungen.