Die Gesundheitsorganisation WHO rief die Länder in Westafrika auf, alle Passagiere an Flughäfen, Grenzübergängen und Häfen zu überprüfen. Nach dem Sturm auf eine Quarantänestation wird weiter nach 17 Menschen gesucht, sie sind wohl alle infiziert.
Monrovia. In Liberias Hauptstadt Monrovia haben Behörden am Montag die Suche nach den aus einer Quarantänestation geflohenen Patienten mit möglicher Ebola-Infektion fortgesetzt. Rund 20 der 37 Geflüchteten hätten aufgespürt werden können und befänden sich nun in zwei Krankenhäusern zur Beobachtung, teilte Informationsminister Lewis Brown mit. Nach den 17 verbliebenen Geflohene wir mit Hochdruck gesucht. Das westafrikanische Land ist mit bisher 413 Todesfällen besonders schwer vom jüngsten Ausbruch betroffen und befürchtet durch den Sturm von Anwohnern auf die Quarantänestation im Slum West Point nun eine weitere Ausbreitung des tödlichen Virus.
Eine möglicherweise an Ebola erkrankte Nigerianerin starb in Abu Dhabi, wie die Gesundheitsbehörde der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate am Montag mitteilte. Die 35-Jährige war den Angaben zufolge am Sonntag als Transitreisende auf dem Flug von Nigeria nach Indien zwischengelandet. Sie habe sich in Indien einer Krebsbehandlung unterziehen wollen. Nach der Landung in Abu Dhabi verschlechterte sich ihr Zustand, und Rettungssanitäter bemerkten Symptome, die auf eine Ebola-Infektion hindeuten könnten.
Die WHO rief die von Ebola heimgesuchten Länder in Westafrika auf, alle Passagiere an internationalen Flughäfen, Grenzübergängen und Häfen auf eine mögliche Infizierung hin zu überprüfen. Das Risiko, die Krankheit während einer Flugreise zu übertragen, sei zwar gering. Doch jeder Passagier mit Ebola-ähnlichen Symptomen sollte nicht weiterreisen dürfen, solange kein ärztliches Attest vorliege, teilte die UN-Organisation mit.
Kontaminierte Laken und Decken gestohlen
Den Sturm auf das Quarantänezentrum in Monrovia nannte Minister Brown den „bisher größten Rückschlag“ im Kampf Liberias gegen die oftmals tödlich verlaufende Krankheit, die sich über Körperflüssigkeiten wie Blut verbreitet. Sorgen bereiteten den Gesundheitsbehörden die bei der Plünderung entwendeten Gegenstände wie Laken und Decken, die blutverschmiert waren und damit wahrscheinlich mit dem Virus kontaminiert sind. Es wird nun befürchtet, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet. In West Point leben mindestens 50.000 Menschen.
Viele der Geflohenen seien zu ihren Gemeinschaften zurückgekehrt und hätten dort geortet werden können, sagte Brown weiter. Bei den 37 Geflohenen sei das Ebola-Virus bisher nicht festgestellt worden, die Beobachtung müsse aber weitergehen. Nach WHO-Zahlen vom Freitag starben bisher mindestens 1145 Menschen. Neben Liberia sind Guinea und Sierra Leona sowie in deutlich geringerem Ausmaß Nigeria betroffen.
Ehemann durfte erkrankte US-Missionarin besuchen
Die an Ebola in Liberia erkrankte und zur Behandlung in die Heimat ausgeflogene US-Missionarin Nancy Writebol erholte sich unterdessen weiter, wie ihr Ehemann David Writebol berichtete. Er hatte ebenfalls als Missionar in Liberia gearbeitet und besuchte nach seiner Entlassung aus der Quarantäne seine Frau, die er aber nur durch eine Glasscheibe in der Isolierstation des Emory-Universitätskrankenhauses in Atlanta sehen konnte. Nancy Writebol war als eine der ersten und bisher wenigen Ebola-Kranken mit dem noch nicht zugelassen Mittel ZMapp behandelt worden.
Dem tödlichen Virus sind laut dem jüngsten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Westafrika bereits 1145 Menschen zum Opfer gefallen, davon 413 in Liberia, 380 in Guinea, 348 in Sierra Leone und vier in Nigeria.
Ein Krankenhaus im belgischen Ostende hat einen 13 Jahre alten Jugendlichen isoliert. Der aus dem westafrikanischen Guinea stammende Junge war am Sonntag mit starkem Fieber eingeliefert worden, berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga am Montagabend. Das Krankenhaus AZ Damiaan schließe eine Ebola-Infektion nicht aus. Innerhalb der nächsten zwei Tage werde sich zeigen, ob das Fieber wieder zurückgehe.
Unterdessen bestätigte sich bei zwei Menschen in Europa der Ebola-Verdacht nicht. In Spanien wurde ein Mann aus Nigeria, der vorsichtshalber in einem Krankenhaus von Alicante isoliert worden war, negativ getestet, wie die Gesundheitsbehörden am Sonntag mitteilten. Auch bei einer in der Nacht zum Samstag im Tirol tot aufgefundenen Britin bestätigte sich der Verdacht nicht, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA meldete. Die 48-Jährige war kürzlich aus Nigeria nach Tirol zurückgekehrt.