Fast fünf Jahre wurde US-Soldat Bowe Bergdahl von den Taliban festgehalten, nach einem umstrittenen Gefangenenaustausch ist er wieder in den USA. Dort kehrt er nun nach diversen Untersuchungen in den aktiven Militärdienst zurück.
Washington. Der von den afghanischen Taliban bei einem umstrittenen Gefangenenaustausch Ende Mai freigelassene US-Soldat Bowe Bergdahl kehrt nach dem Ende seiner Behandlung in den aktiven Militärdienst zurück. Bergdahl werde auf dem Stützpunkt Fort Sam Houston in San Antonio im Bundesstaat Texas eingesetzt, teilte die US-Armee am Montag mit. Dort wartet auf den Soldaten nach Angaben des Verteidigungsministeriums eine Tätigkeit in der Verwaltung.
„Er wird einen Schreibtisch-Job haben“, sagte Pentagon-Sprecher Steven Warren. Für Bergdahl gelten demnach keine Einschränkungen. „Er ist ein normaler Soldat“, betonte Warren. Bergdahl war Ende Juni aus dem Militärkrankenhaus entlassen und in den vergangenen Wochen von Psychologen auf seine Wiedereingliederung vorbereitet worden. Aus den Erklärungen der Armee und des Verteidigungsministeriums ging nicht hervor, ob Bergdahl seine neue Position bereits am Montag antrat.
Die Taliban hatten den US-Soldaten fast fünf Jahre lang festgehalten, bevor er am 31. Mai in einem umstrittenen Tausch gegen fünf ranghohe Mitglieder der radikalislamischen Bewegung aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo freikam. Einige frühere Kameraden hatten dem 28-Jährigen vorgeworfen, im Juni 2009 von seinem Posten in der afghanischen Provinz Paktika desertiert zu sein. Bergdahl soll sich vor seinem Verschwinden kritisch über den Militäreinsatz in Afghanistan geäußert haben.
Die Ermittlungen zu den Umständen von Bergdahls Entführung dauerten noch an, teilte die US-Armee mit. Eine erste Untersuchung des Militärs im Jahr 2009 war zu dem Schluss gekommen, dass der Soldat seinen Posten „gezielt und freiwillig“ verlassen habe. Als Fahnenflucht wurde der Fall damals aber nicht eingestuft, weil Bergdahls Motive nicht endgültig bekannt gewesen seien.
Der Soldat hat sich seit seiner Freilassung noch nicht öffentlich zu den Vorwürfen und der Zeit in Gefangenschaft geäußert. Nach Armeeangaben wird er derzeit auf seine ersten Interviews vorbereitet. Dies sei bei früheren Kriegsgefangenen so üblich.
Die oppositionellen Republikaner hatten Bergdahls Austausch gegen Taliban-Mitglieder scharf kritisiert. Sie werfen der Regierung von Präsident Barack Obama vor, mit „Terroristen“ verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Verteidigungsminister Chuck Hagel verteidigte den Gefangenenaustausch dagegen als „richtige Entscheidung“. Angesichts des sich verschlechternden Gesundheitszustandes von Bergdahl habe es kaum andere Möglichkeiten gegeben. „Amerika lässt seine Soldaten nicht zurück“, hatte Hagel vergangenen Monat vor dem Repräsentantenhaus in Washington erklärt.