Bergdahl war am Donnerstagnachmittag vom US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz in Richtung Texas abgehoben. Der jahrelang von den Taliban in Afghanistan festgehaltene US-Soldat kam durch einen umstrittenen Gefangenenaustausch frei.
Washington. Der jahrelang in Afghanistan von den Taliban festgehaltene und im Zuge eines umstrittenen Gefangenenaustausches freigekommene US-Soldat Bowe Bergdahl ist am Freitag in die USA zurückgekehrt. Er solle im Brooke-Gesundheitszentrum der Armee im texanischen San Antonio weiter medizinisch betreut werden, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Bergdahl war am Donnerstagnachmittag vom US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz in Richtung Texas abgehoben.
Für die Dauer der medizinischen Behandlung Bergdahls sei zunächst keine Frist festgesetzt worden, teilte das Pentagon weiter mit. „Für uns stehen seine Gesundheit und sein Wohlbefinden im Mittelpunkt“, hieß es in einer im Internet veröffentlichten Erklärung. Eine Militärsprecherin sagte laut dem Fernsehsender CNN, Bergdahl werde seine Familie treffen, sobald dies möglich sei. Abhängig von Empfehlungen seiner Psychologen könnte die Zusammenkunft aber möglicherweise auf wenige Minuten beschränkt sein.
Der gesundheitlich geschwächte Soldat war nach seiner Freilassung am 31. Mai im US-Militärkrankenhaus Landstuhl bei Kaiserslautern behandelt worden. Im Gegenzug für die Freilassung des 28-Jährigen hatten die USA fünf ranghohe Taliban-Mitglieder aus dem Gefangenenlager Guantanamo an das Golfemirat Katar überstellt.
Im Militärkrankenhaus San Antonio soll Bergdahl von Geheimdienstmitarbeitern zu seiner Geiselhaft befragt werden. Außerdem wird er sich Fragen zu den Umständen seiner Gefangennahme im Juni 2009 stellen müssen. Einige frühere Kameraden werfen ihm vor, desertiert zu sein. Auch eine offizielle Untersuchung hatte geschlossen, dass er seinen Posten „gezielt und freiwillig“ verlassen habe. Zudem gibt es laut Medienberichten in Briefen Bergdahls an seine Familie Hinweise darauf.
Vor seinem Verschwinden soll sich Bergdahl kritisch über den Einsatz in Afghanistan geäußert haben. In zwei Briefen, die er während seiner Gefangenschaft in den Jahren 2010 und 2013 über das Rote Kreuz an seine Eltern schickte und die am Donnerstag von der US-Website „Daily Beast“ veröffentlicht wurden, beklagte er sich über die Zustände in seiner Einheit. „Die Bedingungen waren schlecht und verschlechterten sich für die Männer, die ihr Leben riskierten“, schrieb er und warb um Verständnis für sein Handeln.
Der Austausch Bergdahls gegen die Taliban-Mitglieder war bei den oppositionellen Republikanern auf scharfe Kritik gestoßen. Sie werfen der Regierung vor, mit „Terroristen“ verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Einige Republikaner beschuldigten Präsident Barack Obama zudem des Rechtsbruchs, weil er den Kongress nicht rechtzeitig vor der Entlassung von Guantanamo-Häftlingen informiert habe. Das Verhalten Bergdahls nährt die Kritik zusätzlich.
Laut Generalstabschef Martin Dempsey kann Bergdahl für etwaige Verfehlungen disziplinarisch belangt werden. Den Gefangenenaustausch selbst verteidigt die Regierung aber eisern. Verteidigungsminister Chuck Hagel nannte ihn am Mittwoch die „richtige Entscheidung“. Angesichts des sich verschlechternden Gesundheitszustands von Bergdahl habe es kaum andere Möglichkeiten gegeben. „Amerika lässt seine Soldaten nicht zurück“, bekräftigte Hagel bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus.