Filmreif: Die Gitterstäbe sind zwar aus gehärtetem Stahl, aber irgendwie passt der Häftling durch. Der schmächtige 31-Jährige überwindet einen hohen Zaun und die 5,50 Meter hohe Gefängnismauer. Draußen warten schon die Fluchthelfer in einem Auto.

Gelsenkirchen. Auf spektakuläre Art ist am Mittwochmorgen ein Häftling aus der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen ausgebrochen. Der 31-jährige, schmächtige Mann habe in seiner Erdgeschosszelle einen Gitterstab zur Seite gebogen und sich durch den Spalt gezwängt, sagte ein Sprecher des NRW-Justizministeriums am Mittwoch. Dann überwand er einen 4,50 Meter hohen Zaun und türmte über eine etwa 5,50 Meter hohe Mauer. Fluchthelfer hatten eine Kletterhilfe über die Außenmauer geworfen. Dahinter warteten nach Angaben des Sprechers mehrere Männer in einem Auto. Mit ihnen verschwand der 31-Jährige. Auch sein Zellennachbar hatte türmen wollen, allerdings vergeblich: Er passte nicht durch den Spalt. Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst über die Flucht berichtet.

Der Sprecher bezeichnete den Geflohenen als „nicht ungefährlich“. Er verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe wegen Raubes, Drogen- und Betrugsdelikten sowie wegen Tankstellenüberfällen. Die Haftanstalt in Gelsenkirchen wurde 1998 fertiggestellt und gilt als sicherheitstechnisch auf gutem Stand. Als der Mann am ersten, etwa 4,50 hohen Zaun war, wurden Bewegungsmelder und Kameras ausgelöst.

Ein Rätsel war den Ermittlern, wie der Mann es geschafft hatte, einen mittleren Stab des Gitters aus gehärtetem Stahl zu biegen. Derzeit sitzen in Gelsenkirchen 484 Häftlinge im geschlossenen Bereich der Justizvollzugsanstalt ein, darunter sind 136 Frauen. Durch den Ausbruch hatte sich am Mittwoch in Arnsberg die Verhandlung im Mordprozess gegen eine 22-Jährige Frau verzögert, die in der JVA untergebracht ist.