Die Klatschpresse sieht den Thronwechsel in Madrid mit gemischten Gefühlen. Die Rolle von Felipe ist klar, doch was macht die Führungsrolle mit seiner unkonventionellen Gattin Letizia?
Madrid. Rockkonzerte, Theaterabende, Barbesuche: Wenn Spaniens Prinzessin Letizia am Donnerstag zur Königin gekrönt wird, muss sie ein Stück Freiheit aufgeben. Dass sich die 41-Jährige wiederholt heimlich unters Volk mischte, oft mit Freundinnen und in wenig königlicher Aufmachung, lieferte der spanischen Klatschpresse in der Vergangenheit reichlich Futter. Doch inzwischen hat sich die als Perfektionistin bekannte Bürgerliche auf ihre neue Rolle eingestellt.
Noch im April 2013 wurde die ehemalige TV-Nachrichtenmoderatorin in Jeans und schwarzer Lederjacke beim Konzert der alternativen US-Rockgruppe Eels in Madrid abgelichtet. Ein paar Monate zuvor besuchte sie eine Show der spanischen Indie-Group der neunziger Jahre, Los Planetas. Zweimal wurde sie im Publikum von The Killers aus Las Vegas gesehen, im Juli 2013 beim FIB-Rockfestival in Benicàssim.
Vor allem im vergangenen Jahr sorgten Letizias Ausflüge für Schlagzeilen, wie José Apezarena betont, der kürzlich ein Buch über das Paar veröffentlicht hat. Die Klatschpresse vermutete demnach bereits eine Beziehungskrise. „Die Königliche Familie ließ sie wissen, dass ihre wiederholten Ausflüge den Eindruck vermittelten, dass etwas nicht stimme“, erzählt der Autor.
Letizia Ortiz wurde am 15. September als Kind einer Mittelklassefamilie geboren. Als sie Felipe kennenlernte, war sie schon über 30, geschieden und erfolgreiche Fernsehmoderatorin. „Sie hat viele Interessen, ist eine Frau ihrer Zeit, hat viel studiert, ist kultiviert“, sagt die Journalistin Cote Villar von der Zeitung „El Mundo“.
Expertin: Letizia hat den Hof endlich verstanden
„Als sie 2004 Felipe heiratete, wusste sie nicht, was das alles mit sich bringen würde. In zehn Jahren hat sie nun gelernt und verstanden, dass der Posten eine große Verantwortung einschließt“, urteilt Villar. „Seit der König ihnen im Januar seine Abdankung ankündigte, unternahm sie keine solchen Ausflüge mehr: Das ist der beste Beweis dafür, dass sie sich vollkommen bewusst ist, was es heißt, Königin zu sein.“
Letizia habe ihre neue Rolle angenommen „wie einen richtigen Beruf“, sagt Apezarena. Von ihrem Umfeld werde Letizia als „verantwortungsbewusst und perfektionistisch“ charakterisiert. Als Bürgerliche habe sie eine unverstellte Sichtweise und eine „andere Sensibilität im Vergleich zur Königsfamilie“ mitgebracht.
Die Prinzessin wirkt kühl – doch das ist sie nicht
Im Privatleben nehme sie Felipe mit auf ihr „Terrain“, schmunzelt Villar: „Er schaut sich jetzt Filme und Theaterstücke an, die er sonst nie angesehen hätte.“ Trotzdem erscheint Letizia in der Öffentlichkeit oft angespannt. Sie habe Angst vor Ausrutschern und mache sich Sorgen um ihr Image, glaubt die Journalistin. Auf manche wirkt Letizia kühl und distanziert, in der Beliebtheit liegt sie von der engeren Königsfamilie auf dem letzten Platz. Seit Juan Carlos am 2. Juni seine Abdankung ankündigte, wurden die Medien jedoch „viel wohlwollender“, sagt Villar.
Eine vor einer Woche veröffentlichte Umfrage zeigt eine leichte Verbesserung, die Thronbesteigung könnte ihr Image weiter verbessern, glaubt Apezarena. Schließlich habe sie sich keine größeren Fehltritte geleistet und sich mit ihrer aufmerksamen Art bei vielen Respekt verschafft. „Es ist nicht dasselbe, ob sie Prinzessin ist oder Königin. Sie werden sie in einem neuen Licht sehen, und sicher mit ein bisschen mehr Verständnis, denn als Kandidat ist man ständig unter Beobachtung.“
Um ihr Kleid wird ein Geheimnis gemacht
Wenn Letizia, Enkelin eines Taxifahrers, am Donnerstag Königin von Spanien wird, soll sie an der Seite von König Felipe VI. durch Madrid fahren – in einem bisher streng geheimen, zweifellos sehr eleganten Kleid.
In Deutschland wird die Abdankung von Juan Carlos sogar live im Nachrichtensender n-tv gesendet. Schon von 9.30 Uhr an wird n-tv mit regelmäßigen Schaltungen nach Madrid den Wechsel begleiten.