Der künftige König von Spanien muss die Monarchie modernisieren. Er will einen Beraterstab, dem Frauen angehören
Madrid. Er gilt als der am besten ausgebildete Thronfolger in der Geschichte Spaniens. Auf diesen Moment ist Prinz Felipe, 46, sein Leben lang vorbereitet worden: Am 18. Juni wird der Kronprinz als Felipe VI. zum neuen spanischen König gekrönt. Aber auf die Aufgaben, die sich dem Nachfolger von König Juan Carlos, 76, stellen werden, dürfte den jungen Monarchen kaum jemand vorbereitet haben. „Juan Carlos verhalf Spanien zu einer parlamentarischen Monarchie, Felipe wird die Monarchie neu erfinden müssen“, kommentiert die Zeitung „El Mundo“.
Einen Tag nach der überraschenden Abdankungsankündigung seines Vaters hat die Regierung den Weg zur Ablösung des Monarchen frei gemacht. Das Kabinett verabschiedete am Dienstag auf einer Sondersitzung einen Gesetzesentwurf, der den Thronverzicht des Monarchen zugunsten von Kronprinz Felipe rechtlich wirksam machen soll. In der spanischen Verfassung fehlt eine solche Regelung. Das Gesetz muss noch von beiden Kammern des Parlaments gebilligt werden.
Eine pompöse Krönungsfeier wird es nicht geben. Felipe wird in einer eher nüchternen Zeremonie vom Parlament proklamiert werden. Eine Krone wird er auch nicht tragen, denn diese existiert als Kopfzierde spanischer Herrscher in der jüngeren Geschichte nicht.
Das Königshaus, bis vor wenigen Jahren die angesehenste Institution des spanischen Staates, hat dramatisch an Popularität eingebüßt. Ein großer Teil der jungen Spanier stellt die Monarchie infrage. Nach der Ankündigung von Juan Carlos, auf den Thron zu verzichten, demonstrierten Tausende für die Abschaffung der Monarchie. Solche Kundgebungen waren bis vor wenigen Jahren undenkbar. Proteste gegen das Königshaus hatten lange Zeit beinahe als ein Tabu gegolten. Allerdings bilden die antimonarchistischen Kundgebungen noch keine Massenbewegung.
Felipe will erreichen, dass das Königshaus dem Land nützlich ist und mit gutem Beispiel vorangeht. Er ging daher auf Distanz zu seiner Schwester Cristina und deren Mann Iñaki Urdangarin, die in einen Finanzskandal verwickelt sind. Bei der Modernisierung der Monarchie wird der Noch-Thronfolger einen Prozess fortführen, den sein Vater eingeleitet hat. „Felipe will, dass das Königshaus modern, transparent und integer ist“, schreibt „El País“: „Er will den Apparat der Sicherheits- und Protokollbeamten reduzieren. Dem Beraterstab sollen mehr junge Leute und mehr Frauen angehören.“
Felipe fehlen der Charme und das Charisma seines Vaters. Er ist kein Freund spontaner Entscheidungen, sondern ein geduldiger und besonnener Mensch, der kaum aus der Ruhe zu bringen ist. Es wird eine Herausforderung für ihn, das Vertrauen der Anhänger von Juan Carlos zu gewinnen.
Die große Stütze an seiner Seite wird seine Frau Letizia, 41, sein, die schon als „Erste Königin der Mittelschicht“ betitelt wurde. „Leti“ und Felipe sind seit zehn Jahren verheiratet und haben zwei Töchter: Leonor, 8, die die jüngste Thronfolgerin in Europa wird, wenn ihr Vater König ist, und Sofía, 7.
Die Prinzessin von Asturien, so Letizias offizieller Titel, hat sich dem strikten Protokoll des Königshauses fügen müssen. Ihre Lehrmeisterin war Königin Sofía, 75. Ihr Selbstbewusstsein hat sich die ehemalige TV-Moderatorin erhalten. So forderte sie, dass die Politik in der Wirtschaftskrise die Dinge beim Namen nennen solle.
Von der Öffentlichkeit wird jedes Detail beobachtet. Seien es ihre Kleider – sie trägt ausschließlich Modelle spanischer Designer –, ihre Frisuren oder ihre Figur. Als 2005 Spekulationen aufkamen, sie leide an Essstörungen, sah sich das Königshaus sogar veranlasst, dies in einem Leserbrief an eine Zeitung zu dementieren. Privat geht Letizia gern zu Konzerten oder mit Felipe ins Kino – inkognito.