In wenigen Tagen ist es wieder soweit: Die begehrteste Filmtrophäe der Welt wird verliehen. Doch für das Wochenende ist ein ungewöhnlich heftiger Regen angesagt.
Hollywood. Kalte Füße auf einem nassen roten Teppich soll es am Oscar-Sonntag nicht geben. Ausgerechnet an diesem Wochenende ist in Kalifornien heftiger Regen angesagt. Ein durchsichtiges, riesiges Plastikdach überspannt den „Red Carpet“. Der mehrstündige Aufmarsch von Hollywoods Prominenz vor der Preisverleihung im Dolby Theatre könnte dennoch zur Zitterpartie für nackte Schultern und tiefe Dekolletés werden.
Doch bei den Last-Minute-Vorbereitungen geraten alle noch ins Schwitzen. Man hetzt von Vor-Oscar-Partys zu Modedesignern, von Proben auf der Oscar-Bühne in den Schönheitssalon. Für den „Vampir-Facelift“ ist es kurz vor der Gala allerdings zu spät. „Das haben die Promis schon vor ein bis zwei Monaten gemacht“, verrät Devin Stone, Manager einer Firma für Stammzellen- und Eigenblutbehandlungen. Der kosmetische Eingriff „mit dem lustigen Namen“ sei in Hollywood „total im Trend“.
Es ist kein richtiger Facelift, aber es geht trotzdem unter die Haut. Aus dem Arm wird Blut abgenommen, zu einer Plasmasubstanz reduziert und dann zurück ins Gesicht gespritzt. „Das regt die Haut auf natürliche Weise zur Verjüngung an“, preist Stone die neue Beauty-Behandlung. Der Effekt sei einige Wochen später sichtbar. Die Namen seiner Star-Patienten dürfe er aber nicht verraten.
Selbstbräuner aus der Sprühpistole
Wer gleichmäßig gebräunt über den roten Teppich flanieren will, kann sich noch auf den letzten Drücker unter die Sprühpistole mit Selbstbräuner legen. Make-up-Künstler wie Kip Zachary sind am Oscar-Wochenende ausgebucht. In der diesjährigen Trophäensaison habe er viel „auffälliges und gewagtes Make-up“ gesehen. Vor allem die Schauspielerin Lupita Nyong'o sei Trendsetterin. Auf das Oscar-Outfit der schönen Kenianerin sei die ganze Branche gespannt, meint Zachary.
Nyong'o, die für ihre Nebenrolle in dem Sklavendrama „12 Years a Slave“ für einen Oscar nominiert ist, steht mit Kolleginnen wie Sandra Bullock und Meryl Streep auf der Gästeliste der Vor-Oscar- Cocktailparty für „Frauen im Film“. Das ist nur einer von zig Events in der Oscar-Woche.
Ebenso haben „Swag-Suites“ mit Gratisgaben für Oscar-Nominierte und Filmsternchen Hochkonjunktur. In den gesponserten Geschenk-Lounges werden Promis alle möglichen Dinge angeboten, von Faltencreme und Schmuck bis zur Spa-Reise auf eine Tropeninsel.
Auch in Wolfgang Pucks Küche geht es bis Sonntagabend rund. Gleich nach der Oscar-Gala richtet der gebürtige Österreicher ein Gourmetgelage aus. 1500 Stars wollen beim „Governors Ball“ verköstigt werden. Der Hollywood-Kärntner hat den meisten seiner Gäste etwas voraus, sogar Meryl Streep hat er überrundet. Dies ist Pucks 20. „Nominierung“ als Oscar-Koch, Streep ist für ihre Schauspielkunst „erst“ zum 18. Mal nominiert.
1300 Austern und 7000 Garnelen für die Gäste
Es wird an nichts gespart. Puck und seine 350 Helfer bereiten mehr als 7000 Garnelen, 1300 Austern, feinstes Kobe-Steak, zehn Pfund französische Trüffel und viele andere Köstlichkeiten zu. Tausende Wildlachsstreifen werden in Form der Oscar-Trophäe zurecht geschnitten und als Appetizer gereicht.
Für Veganer, wie Oscar-Gastgeberin Ellen DeGeneres, gibt es Butternusskürbis und pikanten Quinoa-Kuchen. Auch kleine Portionen Wiener Schnitzel und Gulasch tischt der Österreicher mundgerecht auf. Statt eines steifen Dinners mit fester Sitzordnung soll es im Stil einer Lounge-Party locker zugehen. Mit vier Kilogramm essbarem Goldstaub werden bis Sonntag noch 5000 Schokoladen-Oscars bestäubt. Mehr als 1300 Flaschen Champagner liegen auf Eis.
Am Oscar-Sonntag gehört der rote Teppich den Stars. Dann wird das Areal um das Dolby-Theatre abgeriegelt. Doch bis dahin kosten Schaulustige die Vorbereitungen für das Oscar-Spektakel aus. Die Kalifornierin Vivien Robertson hat sich für den Ausflug nach Hollywood in Schale geworfen. An ihren Ohren und Handgelenken baumeln kleine Oscar-Statuen. Dazu ein Oscar-T-Shirt und goldfarben bemalte Jeans. Große Stars habe sie noch nicht gesehen, aber immerhin könne man die überlebensgroßen Oscar-Figuren anfassen, strahlt die 56-Jährige.
„Willkommen zu den 86. Academy Awards“, begrüßt Gregg Donovan Touristen auf dem Hollywood Boulevard. Mit rotem Frack, schwarzem Zylinder und weißen Handschuhen posiert der 54-Jährige täglich für Fotos und klopft Sprüche in zig Sprachen. „Wo sonst in der Welt kann man den Teppich betreten, über den Leonardo DiCaprio und Cate Blanchett laufen werden“, meint Donovan. Der „Red Carpet“ ist allerdings noch mit einer festen Schutzfolie bedeckt, die wird erst am Sonntag entfernt. Dann darf er hier nicht mehr stehen.