Peter Graf, der Vater von Tennisspielerin Steffi Graf, ist im Alter von 75 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Das teilte die Familie am Sonntag mit. Graf galt als eine der umstrittensten Figuren im Tennisgeschäft.

Mannheim. Ohne ihn wäre die Karriere der Tennislegende Steffi Graf nicht denkbar gewesen: Ihr Vater und Trainer Peter Graf machte das Ausnahmetalent in den 1980er Jahren zur erfolgreichsten deutschen Sportlerin der vergangenen Jahrzehnte und zum internationalen Star. Gleichzeitig galt er als eine der umstrittensten Figuren im internationalen Tennisgeschäft. Am Samstag ist Peter Graf im Alter von 75 Jahren gestorben. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung litt Graf an Krebs und hatte die vergangenen Wochen im Krankenhaus verbracht. Er starb demnach zu Hause in Mannheim (Baden-Württemberg).

Steffi Graf (44) erinnert sich nach dem Tod ihres Vaters Peter an viele glückliche Jahre mit ihm. „Wir trauern still im Kreise unserer Familie und blicken zurück auf viele schöne Momente, die wir gemeinsam erlebt haben“, schreiben Steffi und ihr Bruder Michael auf der Homepage der ehemaligen Tennisspielerin. „Wir haben unserem Vater eine sehr glückliche Kindheit und einen großen Familiensinn zu verdanken.“ Über der Mitteilung stellten sie ein älteres Foto, das die junge Steffi Graf mit ihrem Vater auf einem Tennisplatz zeigt.

Peter Graf stammt aus einer bürgerlichen Familie. Vater Alfons ist Beamter und leitet das Sport- und Bäderreferat Mannheim. Seine Mutter Rosemarie nimmt sich das Leben, als Peter Graf gerade volljährig ist. Das Gymnasium verlässt er ein Jahr vor dem Abitur, das er später nachholt. Er verkauft Versicherungen und Autos. Im September 1968 heiratet er Heidi Schalk. 1969 kommt ihre gemeinsame Tochter Stefanie Maria Graf zur Welt, 1971 der Sohn Michael.

Peter Grafs Aufstieg zu einem der erfolgreichsten Geschäftsmänner im Tennis geht Hand in Hand mit dem sportlichen Erfolg seiner Tochter: Peter Graf erkennt ihr Talent früh und trainiert sie vom dritten Lebensjahr an. Nachdem sie 1977 ihr erstes wichtiges Turnier gewinnt, gibt er seinen Beruf auf, wird Tennislehrer und pachtet eine Tennishalle. Der Autodidakt steckt viel Geld in die Ausbildung seiner Tochter und in die weltweiten Reisen zu Turnieren, zu denen er sie begleitet. Als Manager von Steffi diktiert Peter Graf schließlich immer wieder den Veranstaltern die Bedingungen, er bestimmt Turnierpläne und setzt Antrittsgeld-Forderungen durch.

„Die Erfolge wurden immer normaler. Siege wurden nur noch abgehakt. Das nächste Turnier wartete schon“, sagt Peter Graf später einmal. Der Druck für den Manager, der keinem vertraut und deshalb alles allein machen will, wird immer größer. Im August 1987 wird Tochter Steffi die Nummer eins im Welttennis und bleibt es bis April 1991 – 186 Wochen ohne Unterbrechung. Sie verdient viele Millionen, er verwaltet das Geld. Die Familie zieht in Brühl in ein Anwesen mit Tennisplatz und Wald, hinter mannshohen Mauern.

Anfang der 1990er Jahre wird eine Affäre mit einem Fotomodell publik. Peter Graf wird wegen angeblicher Vaterschaft erpresst und soll eine größere Summe Geld gezahlt haben. Der große Fall aber folgt 1997, als der Geschäftsmann wegen Hinterziehung von mehr als 15 Millionen Mark (knapp 7,7 Millionen Euro) Steuern zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt wird. Wegen guter Führung und günstiger Sozialprognose wird er 1998 nach 25 Monaten Haft – einschließlich Untersuchungshaft – entlassen.

1999 lässt Graf sich nach 30 Jahren Ehe von seiner Frau Heidi scheiden. Im Sommer heiratet er seine zweite Frau Britta, eine Augenoptikerin aus Mannheim. In den folgenden Jahren wird es still um Peter Graf. Auch seine Tochter Steffi Graf, die mit dem ehemaligen Tennisstar Andre Agassi und ihren gemeinsamen zwei Kindern in Las Vegas in den USA lebt, äußert sich kaum zu ihrem Vater.

Nach seinem Tod spricht seine Familie nun von „einem erfüllten Leben“. In einem Schreiben erklären seine Frau Britta sowie die Kinder Stefanie und Michael: „Wir gedenken seiner in Trauer und großer Dankbarkeit.“