Ein Meteorologe stuft den mehr als 300 km/h schnellen Taifun in Südostasien als den stärksten ein, der jemals auf Land getroffen ist. Drei Menschen starben bislang, mehr als 680.000 Philippiner mussten ihre Häuser verlassen.
Bangkok/Offenbach/Berlin. Der Taifun „Haiyan“ mit Spitzen-Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometer pro Stunde gehört laut Deutschem Wetterdienst (DWD) zu den vier heftigsten Taifunen, die je gemessen wurden.
„Die Böen können über 360 Kilometer pro Stunde erreichen. Damit ist dieser Taifun der stärkste, der jemals auf Land getroffen ist“, sagte DWD-Meteorologe Christian Herold am Freitag in Offenbach.
Zum Vergleich: Das Orkantief „Christian“ vor einigen Wochen in Deutschland brachte Windgeschwindigkeiten von 190 km/h in Böen. „Im Vergleich zu diesem Taifun war das ein Kindergeburtstag“, sagte Herold.
Die Lage auf den Philippinen sei sehr kritisch: „Es wird verbreitet schwere Schäden geben, und im Freien ist man dort wirklich nirgends mehr sicher.“ Dazu kämen kräftige Niederschläge und Fluten.
Nachdem „Haiyan“ seinen Höhepunkt bereits erreicht habe, ziehe er nun weiter Richtung Westen aufs offene Meer. Dort werde er sich abschwächen und vermutlich am Sonntag Vietnam erreichen. „Dann wird er aber bei weitem aber nicht mehr so schlimm sein“, sagte Herold.
Zweijähriger stirbt nach Blitzschlag
Auf den Philippinen traf der Sturm am Freitagmorgen an der Ostküste auf Land, mindestens drei Menschen starben. Mehr als 680.000 Menschen mussten ihre Häuser in Küstengebieten oder anderen gefährdeten Regionen verlassen, wie die Behörde für Katastrophenschutz mitteilte.
22 Provinzen seien betroffen - es drohen Überschwemmungen und Erdrutsche. Zwei der Opfer seien von Stromschlägen getötet worden, sagte Eduardo Del Rosario, der Leiter der Behörde für Katastrophenschutz.
Der dritte Tote, ein zweijähriger Junge, wurde vom Blitz getroffen. Die Behörden befürchten, dass der Sturm auf dem Weg über den asiatischen Inselstaat weitere Menschen tötet.
„Haiyan“ traf laut Wetterdienst an fünf Orten gleichzeitig auf Land, wie der Wetterdienst erklärte. In der betroffenen Region etwa 650 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Manila fielen Strom und Telefone aus.
Über das Ausmaß von Schäden und mögliche weitere Opfer lagen deshalb zunächst keine umfassenden Angaben vor. Überall versperrten umgefallene Bäume die Straßen, Häuser wurden beschädigt.
In der Region und in Nachbarprovinzen waren Schulen und Behörden geschlossen geworden. Zwölf Flughäfen stellten den Verkehr ein, ebenso die Fährhäfen. Der Katastrophenschutz richtete zahlreiche Notunterkünfte ein.
Taifun zieht auch Erdbebenregion in Mitleidenschaft
Besonders hart traf des die Insel Bohol, die erst vor drei Wochen von einem heftigen Erdbeben erschüttert wurde. Jetzt kämpfen die Bewohner auch noch mit den Folgen von heftigen Winden und Regenfällen.
Das Sturmgebiet hat nach Schätzungen der Meteorologen einen Durchmesser von rund 600 Kilometern. Am Rand der Zone, in der gewaltige Zerstörungen befürchtet werden, liegt Bohol.
„Wir haben heftigen Wind und unendlich viel Regen gehabt“, sagte Aaron Aspi von der Hilfsorganisation Wordvision in Bohol. „36 000 Familien leben hier noch in Notunterkünften und Zelten.
Viele der Zelt-Unterkünfte sind durch den heftigen Regen und Schlammlawinen beschädigt worden.“ Auf der Insel seien zudem viele durch das Erdbeben beschädigte Häuser bei dem Sturm weiter eingebrochen. Dächer seien davon gerissen worden.
Nach Angaben von Aspi verlor der Taifun nicht wie sonst üblich nach Erreichen der Küste an Kraft. „Der Taifun bewegt sich nur über Inseln, da steht nichts im Wege, er hat seine Stärke erhalten.“
„Haiyan“ bedeutet „Sturmvogel“
„Haiyan“ gilt als einer der gefährlichsten Wirbelstürme seit Jahrzehnten. Die Philippinen müssen sich auf möglicherweise katastrophale Schäden gefasst machen.
Das amerikanische Taifun-Warnzentrum (JTWC) sprach wegen der Windstärke von einem „Super-Taifun“. „Haiyan“ ist chinesisch und heißt „Sturmvogel“. Auf den Philippinen heißt der Sturm „Yolanda“.
Meteorologen zufolge ist „Haiyan“ der größte Taifun seit mehr als 30 Jahren. Im Oktober 1979 starben durch Taifun „Tip“ in Japan und auf Guam knapp 100 Menschen.
Der Name des Supertaifuns „Haiyan“ auf den Philippinen heißt übersetzt „Sturmvogel“. Er wurde von China vorgeschlagen. Andere Namen auf der Liste stehen für Pflanzen, Orte, mythische Figuren oder Edelsteine.
Im westlichen Pazifik und Südchinesischen Meer werden die Namen für schwere Unwetter nicht alphabetisch, sondern nach einer festen Liste mit 140 Namen vergeben. Der erste Name auf der aktuellen Liste ist „Damrey“, ein Taifun, der im Juli 2012 im Gebiet nördlich des Jangtse in China wütete. „Haiyan“ steht auf dem 44. Platz.
Die Liste führt die japanische Meteorologiebehörde (JMA). Die Namensvorschläge stammen aus den 14 Ländern, die im „Taifun-Ausschuss für den westlichen Nordpazifik und das Südchinesische Meer“ vertreten sind. Darunter sind unter anderem Japan, China, Laos, die USA und die Philippinen vertreten.