Entführungsopfer Michelle Knight hatte schon vor ihrer Entführung durch Ariel Castro schreckliche Dinge erlebt. Zurzeit ist sie untergetaucht, weil sie Ruhe braucht.

Cleveland. Elf Jahre hat Michelle Knight in der Gewalt ihres mutmaßlichen Entführers in Cleveland verbringen müssen. Doch schon zuvor ging die heute 32-Jährige offenbar durch ein Martyrium. In US-Medien finden sich immer neue grausige Details aus ihrer Jugend.

Knight wurde während ihrer Highschool-Zeit von mehreren Mitschülern vergewaltigt, wie ein Verwandter der Tageszeitung „New York Daily News“ sagte. Sie wurde demnach schwanger und brach die Schule ab. Das Sorgerecht für ihren Sohn Joey verlor sie später. Der Grund dafür war möglicherweise der gewalttätige Freund ihrer Mutter: Er wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er Joey den Arm gebrochen hatte, wie der Fernsehsender WOIO berichtete.

Dem Mann wurde demnach auch vorgeworfen, Michelle Knight vergewaltigt zu haben. Zu einer Anklage kam es aber nicht, denn zwischenzeitlich war die junge Frau verschwunden.

Knight stieg am 23. August 2002 in den Wagen von Ariel Castro und wurde anschließend mehr als ein Jahrzehnt lang nicht mehr gesehen. Eigentlich sollte Knight an diesem Tag im Sorgerechtsstreit vor Gericht erscheinen. Ihre Familie alarmierte die Polizei, doch nach 15 Monaten wurde Knight laut Medienberichten von der Liste verschwundener Personen der US-Bundespolizei FBI gestrichen. Die Behörden seien offenbar davon ausgegangen, dass Knight psychisch gestört und weggelaufen sei.

Castro sperrte die damals 20-Jährige in seinem Haus ein, wo Knight acht Monate die einzige Gefangene blieb. Dann verschleppte Castro den Ermittlungen zufolge Amanda Berry und ein Jahr darauf Gina DeJesus. Castro soll Knight von allen drei Frauen am schlechtesten behandelt und schwer misshandelt haben. Ihre Großmutter sagte WOIO, Knight habe nach ihrer Befreiung am Gesicht operiert werden müssen und sei auf einem Ohr taub.

Während der Gefangenschaft sei sie mindestens fünf Mal schwanger gewesen, sagte Knight der Polizei laut Medienberichten. Castro habe sie dann hungern lassen und in den Unterleib geschlagen, bis sie das Kind verlor. Als auch Amanda Berry schwanger war, musste Knight ihr demnach bei der Geburt helfen. Castro habe Knight mit dem Tod gedroht, falls das Kind nicht überlebe, berichteten US-Medien unter Berufung auf Polizeiakten.

Nach der Befreiung der Frauen am 6. Mai blieb Knight am längsten im Krankenhaus. Sie empfing dort keinen Besuch, auch ihre Mutter nicht, wie deren Anwalt sagte.

Am Freitag verließ Michelle Knight die Klinik, ihr Aufenthaltsort ist unbekannt. In einer von ihrem Anwalt vorgelesenen Erklärung kündigte Knight an, sich „zu gegebener Zeit“ mit ihren Angehörigen, Freunden und Unterstützern treffen zu wollen. Berichten zufolge will die Familie von Gina DeJesus sie adoptieren.