Die Niederländer wollen den Thronwechsel in acht Wochen groß feiern. Viele fürchten die Kosten. Andere wittern ein großes Geschäft und bieten Betten zu Wucherpreisen an.
Amsterdam. Ein Zimmer im Amsterdamer Hotel Krasnapolsky am 30. April ist so begehrt und aussichtslos wie ein Lottogewinn. Kein Wunder: Die Luxusherberge steht am Platz Dam, gegenüber dem königlichen Palast. Dort wird Königin Beatrix in acht Wochen den Thron ihrem Sohn Kronprinz Willem-Alexander übergeben. Vom Krasnapolsky aus hat man den besten Blick auf den Balkon, auf dem die königliche Familie rund 25.000 Menschen auf dem Dam zuwinken wird.
Viele Hotels in der Nähe sind schon ausgebucht. Aber Schlafplätze gibt es genug. Nur vielleicht nicht ganz so luxuriöse. Ein Hotel bietet eine Suite für vier Personen an, für 250 Euro die Nacht. Ein Schnäppchen. Allerdings liegt das Etablissement im Rotlichtviertel. Nach dem langen Festtag muss man sich in ein Stockbett quetschen in einem Zimmer, das in anderen Ländern als Wandschrank durchgehen würde.
Vor dem größten Oranje-Fest des Jahrzehnts wittert so mancher Amsterdamer eine Chance auf das große Geld. Studentenzimmer, Zelte, Boote – sogar ein Gartenhäuschen wird angeboten: 250 Euro pro Nacht.
Fans von Kronprinz Willem-Alexander (45) und Prinzessin Máxima (41) können auch das „Königinnentag-Arrangement“ von Wietze Mulder buchen. 650 Euro für eine ganze Woche. Der Haken an der Geschichte: Es ist ein Schlafplatz auf einem Campingplatz. „Es ist Krise, oder?“ witzelt Mulder, Besitzer eines Wohnwagenverleihs. „Da muss man ein bisschen kreativ sein.“
Das große Königsfest steht nun einmal im Zeichen der Krise. „Ein einfaches aber fröhliches Fest“, hatte Ministerpräsident Mark Rutte angekündigt. Der Premier muss ausgerechnet jetzt wegen der anhaltenden Rezession noch einmal vier Milliarden Euro sparen. Prassen ist daher nicht angesagt, muss sich auch Königin Beatrix gedacht haben. Die 75-Jährige verzichtet auf ein Abschiedsgeschenk, teilte der Hof mit.
Natürlich wird das Fest doch ein paar Euro kosten. Mit sieben Millionen Euro rechnet allein die Stadt Amsterdam. Der größte Teil davon ist für Polizei und Sicherheit der Königsfamilie und deren Gäste reserviert. Aber auch die Parade von historischen Segelschiffen wird nicht billig.
Der Thronwechsel wird viel teurer, fürchten Bürger und Politiker und zählen auf: Kosten für Sonderzüge, Konzerte und Überstunden der Beamten. „Mindestens zehn Millionen Euro muss die Stadt zusammenkratzen“, rechnete der sozialistische Abgeordnete im Amsterdamer Stadtparlament, Laurens Ivens, aus.
„Typisch holländisch“, reagierten die königstreuen Oranjevereine empört auf die Kritik und spielen auf den sprichwörtlichen Geiz der Niederländer an, die „immer für zehn Cent auf der ersten Reihe sitzen wollen“.
Auch der Amsterdamer Bürgermeister Eberhard van der Laan findet die Kritik kleinlich. „Dass wir als Hauptstadt das Fest organisieren dürfen, ist eine Ehre.“ Er weist darauf hin, dass das 60. Thronjubiläum der britischen Queen im letzten Sommer sogar rund 13 Millionen Euro gekostet habe.
Doch inzwischen murren viele Bürger. „Das können die Oranjes ruhig selbst bezahlen“, sagte eine Frau namens Mariska der Tageszeitung „De Telegraaf“. Und der Rentner Henk weist im Radio daraufhin, dass die Familie „ein fürstliches Einkommen hat, steuerfrei“. Doch auch wenn die Familie pro Jahr rund sieben Millionen Euro an Gehalt und Spesen bekommt, ist so ein Thronwechsel keine Privatparty. Hier wird schließlich das neue Staatsoberhaupt in sein Amt eingeführt. Und das müssen die Steuerzahler bezahlen.