Tausende Briten aßen ahnungslos Lasagne mit Pferdefleisch. London vermutet kriminelle Machenschaften. Verschärfte Kontrollen.
London. Der Skandal um als Rind deklariertes Pferdefleisch in Großbritannien könnte größere Ausmaße haben als bisher angenommen. Der britische Umweltminister Owen Paterson schließt eine internationale kriminelle Verschwörung nicht aus und stellt sich auf „weitere schlechte Nachrichten“ ein. Auch in Deutschland hat der Skandal Folgen: Das Düsseldorfer Verbraucherschutzministerium verschärfte die Produktkontrollen. Rumänien leitete eine Untersuchung von Schlachthöfen ein, wo das Pferdefleisch hergekommen sein soll. Rumäniens Staatspräsident Traian Basescu äußerte sich besorgt.
Der Discounter Aldi gab laut britischen Medienberichten an, dass zwei Fertigprodukte eines französischen Herstellers in Großbritannien zu 30 bis 100 Prozent aus Pferdefleisch bestanden hätten.
Die britische Aufsichtsbehörde FSA vermutet hinter dem Skandal kriminelle Machenschaften. Die britische Polizei hat bislang aber keine Ermittlungen aufgenommen. Hersteller wurden verpflichtet, ihre Rindfleisch-Produkte zu testen.
Umweltminister Paterson sagte am Sonntag: „Ein Produkt als Rindfleisch zu verkaufen, was sehr viel Pferdefleisch enthält, ist Betrug.“ Möglicherweise handle es sich aber auch nur um einen Fall von eklatanter Inkompetenz. Ein gesundheitliches Risiko des Verzehrs von Pferdefleisch sei indes bisher nicht festgestellt worden, sagte Paterson.
Das fälschlich als Rind deklarierte Pferdefleisch war den Behörden in Lasagne-Packungen eines großen Herstellers aufgefallen. Darin befanden sich nach Angaben der britischen Lebensmittel-Aufsicht FSA bis zu 100 Prozent Pferdefleisch. Erste Spuren führen zu einem französischen Produzenten, der Fleisch unter anderem aus Rumänien bezieht. Erst Ende kommender Woche erwartet die FSA darüber Klarheit, in welchem Umfang Pferdefleisch in Fertigkost gelangt ist.
In Bukarest äußerte sich Staatschef Basescu besorgt um das Image seines Landes. Das EU-Land Rumänien werde „für viele Jahre an Glaubwürdigkeit verlieren“, sollte sich herausstellen, dass rumänische Lieferanten falsche Angaben über das Fleisch gemacht hätten, sagte Basescu. Landwirtschaftsminister Daniel Constantin hatte am Sonnabend eine Untersuchung zweier verdächtiger Schlachthöfe angeordnet. Einer dieser Betriebe sei vermutlich nicht der Etikettenschwindler, weil er ausschließlich Pferdefleisch in EU-Länder liefere – und dies offen und offiziell, erklärte das Ministerium am Sonntag. Mit einem abschließenden Untersuchungsbefund sei an diesem Montag zu rechnen.