Australien ist ein Kontinent der Extreme. Doch die Bewohner stemmen sich mit Kreativität, Mut und moderner Technik gegen die Naturgewalten.
Sydney. In Sydney kocht die Luft. Die Hitze quält Mensch und Tier, die Feuergefahr bleibt extrem hoch. Australiens bevölkerungsreichster Stadt stehen weitere Tage mit Rekordtemperaturen von über 40 Grad Celsius bevor. In einem Reptilienpark nördlich der Millionenmetropole knabbern Schildkröten an Shrimps in Eis, und die Tasmanischen Teufel bekommen an besonders heißen Tagen Leckereien aus gefrorenem Blut.
„Tiere können bei den hohen Temperaturen leicht überhitzen“, erklärt Tierpflegerin Julie Mendezona. Das Eis soll ihnen die notwendige Kühlung verschaffen. Weitaus schwieriger ist die Lage dort, wo Waldbrände das Land verwüsten.
Australien hat aber aus früheren Katastrophen gelernt: Vergangene Woche wurden etwa eine Million Bürger im Südosten per Telefon oder SMS aufgefordert, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. Shane Fitzsimmons, Feuerwehrchef im Bundesstaat New South Wales, erinnerte an die 173 Todesopfer der Brände bei Melbourne von 2009: „Wenn sie im Buschland oder entlegenen Gegenden leben, wo die Feuergefahr riesengroß ist, dann müssen sie früh ihr Haus verlassen.“
Die meisten Opfer sterben, weil sie die Flucht zu lange aufschieben. Sie sterben in ihren Autos, getötet von der Hitze oder an Rauchvergiftungen oder bei Unfällen, verursacht infolge extrem schlechter Sicht.
Zehntausende Feuerwehrleute, die meisten von ihnen freiwillige Helfer, kämpfen gegen die Waldbrände. Es sind die gefährlichsten Bedingungen seit Jahrzehnten. Allein in New South Wales sind 70.000 Freiwillige im Einsatz. Sie werden von der Berufsfeuerwehr und Löschflugzeugen unterstützt.
In dem Städtchen Yass stemmen sich die Freiwilligen gegen ein Feuer, dass sich auf einer Länge von 94 Kilometern ausbreitet. Der Farmer Gary Armour lobt ihren Heldenmut. Er verlor 1500 Schafe und ein Wirtschaftsgebäude. Sein Haus wurde gerettet. Zehn Meter sei die Flammenmauer hoch gewesen, erzählt der 70-Jährige der Zeitung „The Australian“. „Man kann nicht atmen. Die Hitze ist unerträglich. Sie haben das ganz wunderbar gemacht. Man braucht dafür sehr viel Mut“.
Mit ausgefeilten Computerprogrammen kann die Feuerwehr den Ausgangspunkt und Fortschritt der Brände berechnen. Das australische Kriminologie-Institut schätzt, dass etwa die Hälfte der Feuer gelegt wird. Blitzschläge, Zigarettenstummel oder Funken von Maschinen lösen die übrigen Brände aus.
Mit steigender Brandgefahr steigert die Polizei ihre vorbeugende Aktivität. Beamte besuchten verurteilte und verdächtige Brandstifter: Verdächtige stünden unter Beobachtung, warnten sie. Im Bundesstaat Southern Australia werden zudem die Eingänge zu Nationalparks videoüberwacht. Der Einsatz ist erfolgreich. Im Gegensatz zu früheren Brandkatastrophen sind noch keine Toten zu beklagen.
Auch Oppositionsführer Tony Abbott sitzt dieser Tage am Steuer eines Feuerwehrautos. Mit 120 Kollegen bekämpft der seit Jahren aktive Feuerwehrhelfer einen 4000-Hektar-Brand südlich von Sydney. „Das Großartige daran ist, dass es unzweifelhaft eine gute Sache ist“, meint Abbott. „In der Politik hingegen halten 50 Prozent der Leute das, was du tust, für falsch.“