Der Nachmieter ging dem starken Verwesungsgeruch in der Wohnung nach. Die 22-jährige Mutter steht unter Verdacht, das Kind getötet zu haben.
Bad Griesbach/Passau. Eine von der Vormieterin versteckte Babyleiche hat ein Mann in seiner Wohnung in Niederbayern entdeckt . Nach den bisherigen Ermittlungen hatte eine 22-Jährige das tote Kind im Mai in dem Haus in Bad Griesbach (Landkreis Passau) unter einer Matratze versteckt. Nach Angaben der Mutter war das Baby bereits bei der Geburt gestorben. Anschließend habe sie es mit einem Teddybären in ein Päckchen eingepackt. Der Passauer Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walch sieht jedoch nach der Obduktion des Kindes Zweifel an der Darstellung der Frau. Denn dem kleinen Buben sei mit einem scharfkantigen Gegenstand so auf den Kopf geschlagen worden, dass der Schädel gebrochen sei. „Im Moment gehen wir davon aus, dass die Mutter das Kind getötet hat“ , sagte Walch am Freitag.
Die Mutter wurde aufgrund der Widersprüche festgenommen. Bei den Vernehmungen gab die Frau schließlich zu, dem Baby mit dem Griff einer Zange ein oder zwei Mal auf den Kopf geschlagen zu haben. Die 22-Jährige blieb aber dabei, dass das Kind schon bei der Geburt tot war. Die Gerichtsmediziner konnten bislang aufgrund der starken Verwesung des Leichnams keine Todesursache nachweisen. Dazu soll es nun weitere Untersuchungen geben. Der Haftrichter erließ zwar einen Haftbefehl wegen Totschlags. Dieser wurde allerdings gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Das Gericht habe keine akute Fluchtgefahr mehr gesehen, erklärte Walch.
Der heutige Bewohner der Wohnung hatte sich über den strengen Verwesungsgeruch gewundert. Deswegen hatte sich der 61-Jährige auf die Suche gemacht und am Dienstag in einem Abstellraum in einem alten Bett den grausigen Fund gemacht – das Päckchen mit der Leiche des Neugeborenen. Daraufhin rief er die Polizei. Die 22-Jährige hatte bis zum Frühjahr in der Wohnung mit ihrem Ex- Freund gelebt. Dann trennte sich das Paar, das bereits ein Kind hat. Die Mutter zog in eine andere Wohnung in Griesbach. Dort soll sie das Baby allein zur Welt gebracht haben. Die Babyleiche brachte die Frau zunächst in ihr früheres Wohnhaus. Bei den Vernehmungen sagte sie aus, dass sie den toten Säugling später in der Nähe vergraben wollte. Zum Vergraben sei es dann aber nicht mehr gekommen, weil sich die Frau ständig beobachtet fühlte. „Sie hatte keine Gelegenheit dazu“, sagte Walch. Ihre Schwangerschaft soll die Frau vor ihrem damaligen Partner und anderen geheim gehalten haben.
Dass neue Mieter zurückgelassene Babyleichen früherer Bewohner finden, ist kein Einzelfall. So stieß 2007 ein Mieter im österreichischen Innsbruck auf die Gebeine von drei Babys. Das Verfahren gegen eine 52-Jährige, die schon in den 1970er Jahren dort wohnte, wurde wegen Verjährung eingestellt. Im Juli 2005 wurden in einer Garage im brandenburgischen Brieskow-Finkenheerd bei einer Entrümpelung neun Babyleichen entdeckt. Die Mutter wurde wegen Totschlags zu 15 Jahren Haft verurteilt.