63 Zuschauer sind bei der Massenpanik während einer Gedenkfeier in Amsterdam verletzt worden. Ausgelöst wurde sie durch Schreie eines Mannes.

Amsterdam. Bei der Massenpanik während einer Gedenkfeier in Amsterdam am Dienstagabend sind nach neuen Angaben 63 Zuschauer verletzt worden. Sie seien in verschiedenen Krankenhäusern behandelt worden, teilte der staatliche Gesundheitsdienst am Mittwoch mit. Viele von ihnen hätten am Vorabend bei ihrer panischen Flucht vor einem befürchteten Bombenanschlag Beinbrüche erlitten. Andere kamen mit Prellungen und Schürfwunden davon, sagte ein Sprecher. Niemand habe die Nacht im Krankenhaus verbringen müssen.

Das Motiv des Mannes, der sich als orthodoxer Jude verkleidet hatte, sei weiterhin völlig unklar, hieß es bei der Polizei. Er hatte im Zentrum von Amsterdam während der traditionellen Schweigeminute für die niederländischen Toten im Zweiten Weltkrieg und in anderen militärischen Auseinandersetzungen - darunter im Irak und in Afghanistan - plötzlich laut geschrien. Seine Worte waren unverständlich.

Zugleich wies jemand auf einen angeblich verdächtigen Koffer hin und rief „Bombe, Bombe, Abhauen!“ Das Gepäckstück erwies sich als harmlos. Der 39-Jährige werde weiter vernommen, teilte Polizeichef Bernard Welten am Mittwoch mit. Sachverständige prüften auch, ob der mehrfach wegen Gewalttaten und Drogendelikten vorbestrafte Amsterdamer psychisch krank ist.

Königin Beatrix und ihre Familie waren in der chaotischen Situation vor dem Amsterdamer Weltkriegsdenkmal von Leibwächtern in Sicherheit gebracht worden. Sie kehrten wenig später auf ausdrücklichen Wunsch der Monarchin auf den Platz zurück, und die Zeremonie wurde fortgesetzt.

Erst vor einem Jahr hatte ein verwirrter Attentäter sieben Menschen mit sich in den Tod gerissen, als er in der Stadt Apeldoorn bei der Feier des Königinnentages mit seinem Kleinwagen auf den offenen Bus von Beatrix und ihrer Familie zugerast war. Seitdem gelten für alle Veranstaltungen mit der Königin verschärfte Sicherheitsvorkehrungen.