Der seit 200 Jahren dort stehende prachtvolle Engel auf dem Urnenfeld ist weg. Haben Buntmetalldiebe oder Kunstsammler zugeschlagen?
Magdeburg. Unbekannte haben am Wochenende eine einzigartige Engelsstatue aus Kupfer vom Neustädter Friedhof in Magdeburg gestohlen. Die Figur ist rund eine Tonne schwer und mit ihren gespreizten Flügeln mehr als zwei Meter hoch, wie Polizei und Friedhofsverwaltung am Montag mitteilten.
Wegen der vielen Kupferdiebstähle liege die Vermutung nahe, dass Metalldiebe zugeschlagen haben, sagte eine Sprecherin der Polizei. Möglicherweise wollten die Täter die Statue aber auch als Kunstwerk verkaufen. Der Wert werde von Experten auf 20 000 Euro geschätzt. Der reine Metallwert dürfte auch schon mehrere Tausend Euro betragen.
Der Engel war im Jahr 1812 von einer Fabrikantenfamilie als Monument auf ihrem Familiengrab aufgestellt worden, wie Friedhofsleiterin Marlen Bortfeld berichtete. Bei der Umgestaltung des Urnenfeldes im Jahr 2007 wurde sie von ihrem Platz in der Nähe der Kapelle auf die Mitte einer grünen Wiese versetzt, wo anonym Urnen beigesetzt werden.
Die Statue sei für viele Besucher der zentrale Punkt der Grabanlage gewesen. „Wir hoffen nicht, dass sie eingeschmolzen wird“, sagte Bortfeld. Viele Besucher seien schockiert, manche den Tränen nahe. Die Polizei erklärte: „Ob sie als sakraler Gegenstand in den Fokus eines Sammlers geriet oder auf einem Schrotthandel zu Geld gemacht werden soll, ist bislang nicht bekannt.“
Die Friedhofschefin vermutet, dass die Statue im Auftrag eines Kunstliebhabers gestohlen wurde. Zeugen hätten berichtet, dass Unbekannte erst kürzlich zahlreiche Fotos von der Statue gemacht hätten.
Bei der Tat dürften mehrere Täter am Werk gewesen sein. Nach Angaben des Friedhofs wurde ein großer Stahlbolzen mit einem großen Trennschleifer aufgetrennt. Zudem wurden zwei Schrauben entfernt. Anschließend hätten die Täter die Statue vermutlich nach vorne auf einen Rollwagen gekippt und bis zur Straße gebracht, sagte Bortfeld. Dabei wurden auch zwei Zäune zerstört. Auf der Straße könnte ein transportabler Kran die Statue auf einen Lastwagen gehoben haben.
Nach Angaben der Polizei schlugen die Täter zwischen Samstagmittag und Sonntagnachmittag zu. Laut Friedhof gab es am Samstagvormittag noch eine Beisetzung auf dem Urnenfeld, bei der auch Blumen an den Engel gelegt worden waren.