Statue droht der Schmelzofen. Preise für Metalle bleiben hoch
Nienstedten. Der 1,45 Meter große Bronze-Engel war eine Zierde für den Nienstedtener Friedhof. Er stammte laut Signatur vom Pariser Bildhauer Emile Louis Picault, der von 1833 bis 1915 lebte. Metalldiebe haben den Engel gestohlen. Es ist zu befürchten, dass die Skulptur eingeschmolzen werden soll - oder bereits eingeschmolzen ist. Die Tat in Nienstedten reiht sich ein in eine lange Serie von Metalldiebstählen, bei denen die Täter auch vor Grabstätten nicht haltmachen.
Der Nienstedtener Engel verschwand zwischen dem 15. und dem 20. Mai von seinem Sockel. Beim Friedhofsbesuch am vergangenen Sonntag entdeckte die betroffene Familie, dass die Statue von der Grabstätte verschwunden war. Die Täter müssen mit roher Gewalt vorgegangen sein, denn der Engel war fest im Sockel verankert und ist tonnenschwer. Der Wert der Figur beträgt nach vorsichtigen Schätzungen fast 16 000 Euro. Polizeisprecherin Karina Sadowsky: "Die bisherigen Ermittlungen haben leider noch nicht zum Auffinden der Bronze-Statue geführt." Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, die Polizei anzurufen unter Telefon 428 65 67 89.
Es erscheint allerdings als unwahrscheinlich, dass der Engel noch zu retten sein wird. Alle bisherigen Erfahrungen mit derartigen Diebstählen zeigen, dass die Täter alles daran setzen, ihre Beute möglichst schnell zum Einschmelzen zu bringen. So tauchten bislang weder die Statuen vom Ohlsdorfer Friedhof auf noch die Kunstwerke, die unter anderem am Alstervorland, am Rahlstedter Ortsamt und auf dem Friedhof Wohldorf-Ohlstedt entwendet wurden. Und so werden neben Statuen auch Bahnschienen, Kupferkabel und Dachrinnen gestohlen.
Es liegt vor allem an den hohen Rohstoffpreisen, dass der Diebstahl von sogenannten Nichteisenmetallen boomt. Eine Tonne Bronze ist mehr als 10 000 Euro wert. Schrotthändlern, die Diebesgut einschmelzen, drohen hohe Haftstrafen. Doch auch die Gewinnspanne ist offenbar beachtlich.