Das Orkantief “Joachim“ führt zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen. Umgestürzte Bäume und Schnee blockieren Straßen und Autobahnen.
Hamburg. Orkantief "Joachim" lässt seine Muskeln spielen und löst auf seinem Weg durch Deutschland ein Chaos aus. Wind, Schneefall, Starkregen - vor allem Süd- und Mitteldeutschland waren besonders stark betroffen. Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, fegte der Orkan mit bis zu 180 Stundenkilometern um den Gipfel, auf dem Feldberg im Schwarzwald erreichte er mehr als 150 Kilometer pro Stunde. Auf vielen Autobahnen gab es kilometerlange Staus, Weihnachtsmärkte öffneten nicht, und für mehr als 45 000 Kinder in Südhessen fiel die Schule aus. In der Südwestpfalz fuhren nach dem Ausfall der Regionalzüge auch keine Busse mehr, weil umgestürzte Bäume Straßen blockierten
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor Erdrutschen, Überschwemmungen von Straßen und Schneefällen. Für Norddeutschland erwartet Meteorologe Rüdiger Hartig vom DWD in Hamburg allerdings niedrigere Windgeschwindigkeiten als weiter südlich: "Der Kern des Tiefs zieht direkt über Norddeutschland hinweg. Erst wenn ,Joachim' abzieht, ist im Norden, speziell an der Ostseeküste, mit stärkeren Sturmböen zu rechnen, die vermutlich Geschwindigkeiten um 90 Kilometer pro Stunde erreichen."
Normalerweise sei der Norden stärker von Stürmen und Orkanen betroffen, denn häufig zögen die Tiefdruckgebiete von Großbritannien Richtung Skandinavien und sorgten mit ihren südlichen Ausläufern für stürmische Zeiten. Dass Orkanschäden jedoch eher in Süddeutschland auftreten, führt der Meteorologe darauf zurück, dass der Süden weniger sturmerprobt ist: "Wälder und Häuser sind weniger auf hohe Windgeschwindigkeiten eingestellt, deshalb gibt es größere Schäden."
In der Nacht zu Freitag fegte der Sturm bereits durch Frankreich und behinderte den Auto- und Zugverkehr erheblich. 49 der gut 100 Départements wurden in Alarmzustand versetzt. "Joachim" erzwang eine dramatische Rettungsaktion vor der bretonischen Küste: Ein Hubschrauber vom Typ NH 90 der französischen Marine hob 19 Matrosen von Bord des 109 Meter langen Frachters "TK Bremen". Das 29 Jahre alte Schiff unter maltesischer Flagge war südlich von Lorient gestrandet. Einer der Treibstofftanks des leeren Frachters riss auf. Öl verschmutzte das Wasser auf einen Kilometer Länge sowie den Strand südlich von Lorient. In Straßburg schloss der Weihnachtsmarkt aus Sicherheitsgründen, in Versailles der Schlosspark. In Westfrankreich fiel in 400 000 Haushalten der Strom aus. Beeinträchtigungen wurden auch auf der Luftverkehrsdrehscheibe in Paris erwartet. Probleme gab es auch auf den Flughäfen von Brest, Nantes und Rennes.
Auch in Großbritannien kehrte der Winter ein. Im schottischen Glasgow wurden sechs Zentimeter Schnee gemessen, in Nordirland vier Zentimeter. Im Südosten Spaniens wurde ein Rentner beim Einsturz des Dachs seines Wohnhauses von den Trümmern erschlagen. Im Baskenland wurden neun Menschen verletzt.
Ein Winzer aus der Pfalz ist der Namensgeber des Orkantiefs "Joachim". "Meine Frau hatte mir die Namenspatenschaft schon im Januar zu unserer silbernen Hochzeit geschenkt. In der Zwischenzeit hatte ich das vergessen", erzählte Joachim Weber aus Flemlingen. Doch jetzt erinnere ihn die Wettervorhersage im Fernsehen allabendlich daran.