Die Polizei in Belgien hat bei der Durchsuchung des Hauses des Amokläufers von Lüttich die Leiche einer Frau entdeckt. Insgesamt fünf Tote.
Lüttich. Der Attentäter von Lüttich hat bereits vor seiner Bluttat im Zentrum der belgischen Stadt eine Frau getötet. Die Staatsanwaltschaft bestätigte der belgischen Nachrichtenagentur Belga entsprechende Medienberichte. Die Leiche einer Frau sei in einem Schuppen nahe der Unterkunft des Täters Nordine A. gefunden worden. Nach ersten Erkenntnissen begann der Amoklauf also schon früher: Der Täter Nordine A. hat laut Staatsanwältin zuerst die 45 Jahre alte Putzfrau des Nachbarn in einem Schuppen mit Kopfschuss getötet. Zuvor hatte es geheißen, die tote Frau sei die Putzfrau des Täters gewesen. Danach habe er die Granaten auf eine Bushaltestelle in der Innenstadt geworfen.
Der Täter war nämlich für den Dienstag zu einer Anhörung bei der Polizei geladen, dort aber nicht erschienen. Er hatte stattdessen in der Nähe eines Weihnachtsmarkts auf einem Platz im Zentrum Lüttichs Handgranaten gezündet und wahllos um sich geschossen. Danach tötete sich Nordine A. selbst mit einem Revolver, indem er sich in den Kopf schoss, berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Mittwoch unter Berufung auf das von der Staatsanwaltschaft vorgestellte Obduktionsergebnis. Das Motiv des Täters sei weiter unklar, er habe keinen Abschiedsbrief hinterlassen.
Die Nachrichtenagentur berichtete am Morgen von fünf Toten, darunter der Täter selbst und ein Baby, das in der Nacht im Krankenhaus gestorben war. 125 Menschen seien verletzt worden.
Nordine A. war wegen Waffenbesitzes und Cannabisanbau 2008 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, inzwischen aber wieder auf freiem Fuß. Die belgische Innenministerin Joëlle Milquet sagte dem Radiosender RTBF laut Belga, der Täter habe möglicherweise gefürchtet, wieder in Haft zu kommen, falls er zur angesetzten Anhörung erscheine
Das Attentat sorgte für Bestürzung in Belgien. König Albert II. traf am Abend in strömendem Regen in Lüttich ein, um sich über den Hergang zu erkundigen und die Verletzten und Opferangehörigen zu trösten. EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek drückte dem Land seine Anteilnahme aus. Er sei zutiefst schockiert von dem Blutbad und denke an die Opfer und ihre Familien, sagte Buzek.
Für die Bundesregierung brachte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) die Anteilnahme an der Trauer um die Opfer des Anschlags zum Ausdruck. "Wir trauern mit Belgien um die Opfer dieses Verbrechens", sagte Westerwelle am Dienstag in Berlin. "Den Angehörigen und Freunden gilt unser Mitgefühl. Den Verletzten wünschen wir baldige Genesung."
Lüttich trauert - Rosen für die Opfer
Unterdessen haben Lütticher Bürger am Tag nach dem Amoklauf der Opfer mit Blumen gedacht. Sie legten an der Bushaltestelle im Zentrum, wo Menschen von Kugeln und Granatsplittern getroffen wurden, mit Tränen in den Augen vor allem Rosen nieder. „Lasst uns Lüttich als Stadt des Friedens leben“, war auf einem Zettel zu lesen, der mit Emanuel (25) unterschrieben war. Der Alltag schien wieder seinen Gang zu nehmen: Die Stadt, die tags zuvor wie leergefegt wirkte, war wieder bevölkert. Kinder gingen zur Schule, Menschen strömten zur Arbeit, warteten auf ihre Busse, auch an der Stelle des Blutbads. Aber der Schein trügt. Viele Lütticher sagten, sie fühlten sich nicht mehr sicher.