Bei Beatrix und Elizabeth II. setzt die Politik den Rotstift an. Die Skandinavier hingegen dürfen mehr ausgeben - außer Carl XVI. Gustaf
Hamburg. Winken, lächeln, Hände schütteln - ja, so ein royales Leben ist schön. Man besucht Pferderennen und Hochzeiten und führt dabei verrückte Hutkreationen vor. Alles in allem: Man genießt ein Leben in Saus und Braus. Oder? Nicht ganz - denn auch in Europas Königshäusern muss jetzt gespart werden.
Niederlande
Die Euro-Krise erreicht die Oranje-Monarchie: Königin Beatrix, 73, und ihre Familie sollen sparen und auf finanzielle Privilegien verzichten, fordern immer mehr Politiker. Dafür zeichne sich im Parlament eine Mehrheit ab, berichtete die Zeitung "de Volkskrant" gestern zum Auftakt von Debatten der Abgeordneten über die Kosten der Monarchie.
So sollen royale Steuervorteile gestrichen werden. Zudem soll Beatrix aus ihrem Einkommen als Staatsoberhaupt in Höhe von jährlich 829 000 Euro künftig Miete für ihr Residenzschloss Huis ten Bosch bei Den Haag zahlen. Ihre Angehörigen - allen voran Kronprinz Willem-Alexander und seine Ehefrau Prinzessin Máxima - sollen Erbschaftssteuern zahlen, wenn sie eines Tages das Millionenvermögen der Monarchin übernehmen. Außerdem soll die Zahl der Freiflüge für Angehörige der Königsfamilie reduziert werden.
Großbritannien
Wie teuer kommt die Queen? Laut der im Juli vom Hof vorgelegten Bilanz kostete Elizabeth II., 85, ihre Untertanen im vergangenen Haushaltsjahr 37,9 Millionen Euro, weniger als 70 Cent pro Steuerzahler. Die Zahl beinhaltet jedoch nicht den Aufwand für die Sicherung des Staatsoberhauptes, der Royal Family und der Schlösser, schätzungsweise 60 Millionen Euro. Die Organisation Republic, Sprachrohr der Anti-Royalisten, beziffert die wahren Gesamtkosten der Monarchie dagegen auf 238,8 Millionen und behauptet: "Das britische Königshaus ist eine der kostspieligsten, verschwenderischsten und finanziell verantwortungslosesten Institutionen der Welt und mehr als doppelt so teuer wie das niederländische."
Tatsache ist, dass auch der königliche Kassenwart Sir Alan Reid den Rotstift hat ansetzen müssen. Seine Sparmaßnahmen erzielten 2010/11 eine Ausgabensenkung um fünf Prozent. Für die Royals bedeutet das: Mehrere Renovierungen werden auf Eis gelegt, wie zum Beispiel dringende Reparaturen an den Blei- und Schieferdächern im Buckingham-Palast und auf Schloss Windsor sowie die Erneuerung der elektrischen Leitungen und der Heizungsanlage im Buckingham-Palast. Einziger Lichtblick für die Queen: Der bereits auf 35,4 Millionen Euro festgesetzte Haushaltsplan für 2011/12 enthält einen Sonderposten von 1,18 Millionen Euro für die Feierlichkeiten zum Diamantenen (60.) Thronjubiläum. 2013 soll der Hof nach dem Wunsch von Schatzkanzler (Finanzminister) George Osborne die Kosten um weitere 14 Prozent senken.
Schweden
Die Skandinavier lieben ihre Königshäuser. Ohne zu murren wird deshalb auch die Apanage in Dänemark, Norwegen und Schweden jährlich erhöht und dem allgemeinen Preisniveau angepasst. Der schwedische Hof hatte in den vergangenen Jahren immer wieder außergewöhnliche Apanage-Erhöhungen erhalten. 2010 kamen zehn Millionen Kronen (1,09 Millionen Euro) mehr in die Kasse, weil Victorias Hochzeit auf dem Plan stand. 2011 gab es dann noch einmal acht Millionen Kronen (878 000 Euro) extra, weil sich Victoria ihr Haga-Schloss einrichtete und einen eigenen Hofstaat aufbaute. Nur Carl XVI. Gustaf, der im Namen seiner Familie für 2012 einen Sonderzuschuss wollte, bekam von der Regierung Absagen.
Dänemark und Norwegen
Etwas mehr Glück hatten die dänischen und norwegischen Royals. Vielleicht auch deshalb, weil sie skandalfrei durch das vergangene Jahr gekommen sind. In Oslo hat die Regierung erst vor wenigen Tagen vorgeschlagen, die laufenden Ausgaben für die königliche Familie um 3,1 Prozent zu erhöhen. Wenn das Parlament den Vorschlag absegnet, werden König Harald V., 72, und Königin Sonja, 72, im kommenden Jahr 150,6 Millionen Kronen (19,3 Millionen Euro) zur Verfügung haben, das Kronprinzenpaar, Prinz Haakon und Prinzessin Mette Marit, kriegt extra noch 16,67 Millionen Kronen (2,2 Millionen Euro) auf sein Konto. Außerdem bezahlt der Staat die Restaurierung des Schlosses, auch der private Wohnsitz "Kongseteren" kriegt auf Rechnung der Steuerzahler ein neues Dach.
Königin Margrethe von Dänemark, 71, kann sich ebenfalls über mehr Geld freuen. Insgesamt wird die Familie eine Million Kronen (134 000 Euro) mehr und damit insgesamt 71,8 Millionen (9,64 Millionen Euro) erhalten. Davon muss Margrethe ihrem Ehemann 7,2 Millionen (960 000 Euro) abtreten und auch noch ihre Schwester, Prinzessin Benedikte von Berleburg, mit Taschengeld versorgen.
Spanien
Das spanische Königshaus zählt zu den bescheidensten Monarchien in Europa. In diesem Jahr gibt es erstmals keine Erhöhung. Das spanische Parlament bewilligte 8,9 Millionen Euro. Die Initiative ging allerdings von König Juan Carlos und Königin Sofía aus: In Zeiten der Krise müsse auch der erste Mann im Staate sparen.