ADAC-Test in 22 europäischen Metropolen. München, Köln und Berlin unter den Besten. Hamburg nur auf Platz elf.
München. Wer in München, Köln oder Berlin in ein Taxi steigt, ist glatt im Vorteil, denn diese deutschen Städte haben den besten Service. Zu diesem Ergebnis kam der erste Taxitest des ADAC in 22 europäischen Großstädten am 17. und 18. Mai, dessen Ergebnisse am Donnerstag in München veröffentlicht wurden. Für die Untersuchung ließen sich die Tester als Geschäftsleute getarnt chauffieren und bewerteten die Kategorien Preise, Fahrer, Fahrzeug und Routentreue. Fünf vergleichbare Fahrstrecken wurden in jeder Stadt untersucht: vom Flughafen zum Hauptbahnhof, weiter zur Messe und zu einem Business-Hotel. Schließlich noch die Fahrt zu einer Sehenswürdigkeit und zu einem Restaurant. Jeweils morgens und abends fuhren die Testpersonen, sodass sich pro Stadt zehn Fahrten ergaben.
Die Fahrer missachten rote Ampeln und stellen Quittungen falsch aus
Über alle Testkategorien hinweg hat Barcelona das beste Taxiangebot in Europa. München (2), Köln (3), Mailand (4) und Berlin (5) folgen gleich danach - das Schlusslicht ist Sloweniens Hauptstadt Ljubljana. Allerdings müssen Fahrgäste in Deutschland tief in die Tasche greifen, denn im europäischen Vergleich ist die Beförderung hier besonders kostspielig. Mit Abstand noch teurer ist das Taxifahren in der Schweiz.
Bei den Preisen schneidet in Deutschland Köln am besten ab - mit Platz zehn und 15,70 Euro für eine sieben Kilometer lange Tagfahrt, fünf Minuten Wartezeit und einem Gepäckstück inklusive. Dieselbe Strecke ist am billigsten in Lissabon (7,98 Euro), gefolgt von Zagreb, Madrid, Barcelona und Prag. Auf den Rängen 13 bis 15 stehen in der Preiskategorie Berlin (16,23 Euro), München (17,20 Euro) und Hamburg (17,45 Euro). Noch teurer ist die Fahrt in Genf mit 28,77 Euro und als Spitze in Zürich mit umgerechnet satten 31,35 Euro für sieben Kilometer.
Nach dem Ergebnis des Automobilclubs aus München sind die Fahrer das größte Problem des Gewerbes: Sie missachten rote Ampeln, fahren Umwege, stellen Quittungen falsch aus oder verweigern auch mal komplett die Tour. Besser als "ausreichend" erhielt keine Stadt für ihre Fahrer, knapp die Hälfte erfüllte die Mindeststandards nicht einmal. Den Spitzenwert von 78,1 Prozent - und dennoch nur "ausreichend" - erhielten Münchens Fahrer. "Sie hatten immer das Taxameter eingestellt, der Fahrpreis entsprach immer der Tarifordnung und alle Fahrer waren gepflegt", berichtet ADAC-Sprecherin Regina Ammel. Zudem war bei neun von zehn Fahrten die Zahlung per Kreditkarte möglich und die Quittungen waren stets korrekt. Regina Ammel: "Unser Fokus lag ja auf Geschäftsreisenden, da ist das wichtig."
Gesamtsieger Barcelona verdankt seinen ersten Rang ebenfalls nicht zuletzt den Chauffeuren: Neben den besten Fahrzeugen, korrekten Touren und Abrechnungen bestach Kataloniens Metropole durch hilfsbereite Fahrer. Sie erreichten mit 77,8 Prozent Rang zwei - vor den Taxifahrern in Paris, Köln und Berlin. Abgeschlagen auf dem letzten Platz finden sich die Taxifahrer in der italienischen Hauptstadt Rom.
Als schlimmste Mängel der Fahrer werden falsch ausgefüllte Quittungen genannt, fehlende Fahrerausweise oder die Absage an Kreditkartenzahlung und erhöhte Preise durch Umwege. Doch auch der Mangel "Fahrer hält sich nicht an Verkehrsregeln" wird mit 30 Prozent häufig moniert. Viele Taxifahrer telefonierten während der Fahrt ohne Freisprechanlage oder hielten sich nicht an geltende Tempolimits. Letzteres könnte eilige Fahrgäste indes auch freuen.
Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband kritisiert diese Art der Überprüfung als reine Momentaufnahme, die wenig allgemeine Aussagekraft habe. "Es ist ein bisschen ein Lotteriespiel, was da gemacht wurde", sagte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Matthias Schmidt. Eine Basis von zehn Fahrten, die jeweils am Taxistand beginnen, könne kein rundes Bild abgeben. Zudem sei er über das Ranking der deutschen Städte überrascht gewesen: "Hamburg etwa sehen wir unter diesen vier Städten deutlich weiter vorn."
Von insgesamt vier geprüften deutschen Metropolen bildet die Hansestadt das Schlusslicht (siehe Text unten), weil ein Fahrer in der Kategorie Routentreue null Punkte erhielt. ADAC-Sprecherin Regina Ammel hält dagegen: "Es hätte nichts genützt, hätte sich dieser einzelne Fahrer anders verhalten. Dafür sind in Hamburg zu viele Fehler geschehen."