Eine Lektion in Pariser Finesse bot Marc Jacobs bei Louis Vuitton am Ende der Pariser Prêt-à-Porter-Schauen. Klar wurde: Er könnte auch Dior.
Paris. Das sich immerzu drehende Modekarussell bestimmte die Szene bei Louis Vuitton am Mittwoch, dem letzten Tag der Pariser Prêt-à-Porter-Schauen der Damenkollektionen für Frühjahr/Sommer 2012. Ein schneeweißes Rundzelt war für die Schau von Vuitton-Designer Marc Jacobs errichtet worden. In seiner Mitte war ein ebenso weißes Jahrmarktkarussell aufgebaut. Die Models drehten sich auf den Pferden und trippelten dann über den Laufsteg: Graziöse Pariser Damen mit spitzen Pumps und Sonnenschirm und mit einer Finesse gekleidet, die fast aus der Zeit gefallen zu sein schien.
Fantastisch geschnittene Kleider in Weiß oder Pastellfarben mit Hohlsaumstickerei in der Form von Margeriten oder mit zarten transparenten Stofflagen versehen, dunkelblaue Mäntel in der leicht gerundeten Form der 50er Jahre und Kostüme mit knielangen Röcken und schneidermäßigen Jacken mit Dreiviertel-Arm bewiesen Jacobs Schneiderkunst. Die Entwürfe waren zum Teil mit Federn bestickt und wirkten trotz ihrer „Dekoration“ sehr subtil.
Klassik mischte Jacobs mit modernen Elementen, etwa indem er seine tulpenförmigen Röcke erst auf der Hüfte ansetzte. Die Schau war eine Hommage an die französische Mode und qualifizierte den Designer einmal mehr für die vakante Position als Kreativchef von Dior und damit die Nachfolge von John Galliano.
Gerüchten zufolge sollen die Verhandlungen hierüber kurz vor dem Abschluss stehen. Es wird viel spekuliert: Jacobs soll demnach angeblich zehn Millionen Dollar Gehalt fordern, was die Sache erschwere. Es gebe noch teurere Designer, sagte Karl Lagerfeld dazu kürzlich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Die bringen aber auch noch mehr ein.“
Etwas einbringen soll künftig auch der indische Designer Manish Arora bei der Marke Paco Rabanne. Das französische Label war durch den spacigen Weltraumlook seines Gründers in den 60er Jahren bekannt geworden. Jahrelang schien es in der Versenkung verschwunden, nur dieParfüms machten noch von sich reden. Arora, bekannt für seine ungewöhnlichen Entwürfe, soll es nun richten.
Und so musste dieser Neustart vor allem eines: Aufsehen erregen. Silberglänzende Metallkleider, deren Quadrate durch Ketten verbunden waren, eine sexy Stundenglas-Silhouette mit kurzem Rock, und türkis-schillernde stachelförmige Stickereien wirkten gut gemacht, doch taugten nicht unbedingt als Alltagslook. Entwürfe mit atemberaubenden ausladenden Flügeln hoben diese Kollektion vollends in eine galaktische Ferne.