Drei Babys sterben innerhalb von zwei Tagen in einer Klinik. Nur ein Zufall? Das betroffene Krankenhaus in Siegen schließt das nicht aus.
Siegen. Der Tod von drei Frühgeborenen in einer Siegener Kinderklinik wird möglicherweise nicht so schnell zu klären sein. Es gebe noch keine Erkenntnisse für eine gemeinsame Todesursache, erklärte die Klinikleitung am Mittwoch. Eine Kommission, der ein externer Experte angehöre, habe keine Ursachen innerhalb der Klinikabläufe finden können. „Nach menschlichem Ermessen haben wir kein Risiko in der Klinik“, sagte Verwaltungsleiterin Stefanie Wied. Weitere Ergebnisse müssten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben. Wegen der komplexen Lage sei damit nicht rasch zu rechnen.
Todesursache ist nach Angaben von Chefarzt Prof. Rainer Burghard Multiorganversagen. Wie es dazu kam, können die Ärzte derzeit noch nicht erklären. Nach dem Auftauchen der ersten Anzeichen einer Gesundheitsverschlechterung seien die Frühchen innerhalb von 6 bis 18 Stunden gestorben. Alle Gegenmaßnahmen seien zu spät gekommen. Ähnliche Vorfälle seien in anderen Kliniken nicht bekannt, sagte Burghard. Inzwischen wurde auch das Robert-Koch-Institut informiert.
Die Klinik des Deutschen Rotten Kreuzes zählt zu den Spezialeinrichtungen auf dem Gebiet der Frühgeborenenversorgung und weist eine überdurchschnittliche Überlebensrate auf. Bei Frühchen mit einem Geburtsgewicht von unter 1250 Gramm liegt die Überlebenschance durchschnittlich bei 79 Prozent.
In zwei der drei Fälle, die wegen einer Erkrankung in die Klinik gekommen waren, hätten die Babys nur eine eingeschränkte Überlebenschance gehabt. Beim dritten Säugling - die Babies waren zwei Tage, sieben Tage und drei Monate alt - sei die Chance auch nur unterdurchschnittlich gewesen. Die Klinik schließt nicht aus, dass sich die Todeshäufung innerhalb von zwei Tagen doch noch als Zufall herausstellt.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt. Die Frage ist, ob sich die Kinder möglicherweise bei Besuchern, Personal oder durch Krankenhaus-Ausrüstung infiziert haben. Dazu werden derzeit zwei der Leichen weitergehend untersucht. Erste Obduktionen hatten keine Klärung bringen können.
Die Klinik, in der derzeit 14 Neugeborene behandelt werden, hat nach einer Prüfung keine Auflagen erhalten. „Nach menschlichem Ermessen haben wir in der Klinik kein Risiko“, sagte Wied. Für die Eltern sei es aber unerträglich, immer noch nicht zu wissen, warum ihre Kinder gestorben sind.