Das Opfer saß an den Rheinanlagen in Koblenz in Rheinland-Pfalz, wo Sturm, Gewitter und Starkregen besonders wüteten. Auch in anderen Teilen sorgte Tief Bert für erhebliche Schäden.

Berlin/Hamburg. Blitz, Donner, Hagel und Sturm haben in weiten Teilen Deutschlands in der Nacht zum Sonnabend zum Teil erhebliche Schäden angerichtet. Auch ein Todesopfer ist zu beklagen. In Koblenz starb eine 36 Jahre alte Frau von einem herabstürzenden Ast. Die 36-Jährige saß in einem Café in den Koblenzer Rheinanlagen, als der Ast einer Kastanie wegen des Unwetters abriss, wie die Polizei mitteilte. Sturmtief Bert sorgte in weiten Teilen des Landes mit Hagel, Sturm und starkem Regen für hohe Schäden. In Koblenz berichtete die Polizei von "unzähligen Einsätzen für Polizei, Feuerwehr und DRK.“

Die Bundesgartenschau in Koblenz musste wegen des heftigen Sturms am späten Nachmittag vorzeitig schließen. Zahlreiche Gegenstände, darunter ein Pavillon, flogen umher. Zwei Besucher wurden durch abgebrochene Äste verletzt, ein weiterer wurde von einem Sonnenschirm getroffen. Die Verletzten mussten in ein Krankenhaus gebracht werden. Aus Sicherheitsgründen durfte das Gelände am Freitag nicht mehr betreten werden. Auch am Sonnabend sollen einzelne Bereiche gesperrt bleiben, teilten die Veranstalter mit.

Im gesamten Koblenzer Stadtgebiet wehten Teile von Dächern auf Straßen und Plätze. Zahlreiche Bäume knickten um und behinderten den Straßenverkehr. Bäume stürzten auf Autos und sogar auf ein Haus. Fensterscheiben gingen durch umherfliegende Äste zu Bruch.

Eigroße Hagelkörner

An der Mittelmosel ist es am Nachmittag zu heftigen Hagelschauern gekommen. Der Schaden dürfte im Kreis Bernkastel-Kues im siebenstelligen Bereich liegen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Trier auf dapd-Anfrage. Die teils eigroßen Hagelkörner zerschlugen Auto- und Fensterscheiben. Sturmböen deckten Dächer ab und rissen Bäume um. Regengüsse fluteten Keller. In Mitleidenschaft gezogen wurden auch die Weinberge der Region.

In Mülheim (Landkreis Bernkastel-Wittlich) wurden bei einem Hubschrauber-Treffen 17 Maschinen teils stark beschädigt. In Büdlich setzte eine Blitzschlag eine Scheune in Brand.

In Nordrhein-Westfalen sorgte vermutlich eine Windhose für erhebliche Flurschäden. "In Bergisch Gladbach steht auf einem Gebiet von 250 Meter mal 250 Meter kein Baum mehr“, erklärte die Feuerwehr. Der Wind habe die Bäume wie Streichhölzer abgeknickt. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln habe die Feuerwehr das Gebiet nicht frei räumen können, hieß es weiter.


Unwetterschäden auch in Norddeutschland

Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen, umgestürzte Bäume, kollidierte Ausflugsschiffe und ein abgebrochenes Open-Air-Konzert: Das Unwetter hat in der Nacht zum Sonnabend auch den Norden in Atem gehalten.

In Hamburg rückten die Einsatzkräfte zu mehr als 70 Einsätzen aus, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Sonnabendmorgen. Vor allem umgestürzte Bäume richteten großen Schaden an und beschäftigten die mehr als 200 Einsatzkräfte.

Im Stadtteil Rahlstedt fiel ein Baum nach einem Blitzschlag auf vier parkende Autos. In Ottensen stürzte ein Baum ebenfalls nach einem Einschlag auf ein Flachdach. Mehr als 55 Mal musste die Feuerwehr zudem vollgelaufene Keller und überflutete Straßen abpumpen, sagte der Sprecher. In Rissen drohte die Decke eines Wohnhauses durch die Wassermassen einzustürzen.

Im Stadtpark musste wegen des Unwetters das Konzert der Band "Wir sind Helden“ abgebrochen werden. Es sei zu gefährlich, bei Starkregen, Gewitter und Wind weiter zu spielen, entschuldigte sich Sängerin Judith Holofernes bei den etwa 4000 Fans.

In Schleswig-Holstein war ab dem frühen Freitagabend vor allem der Kreis Pinneberg betroffen. Mehr als 152 Mal musste die Feuerwehr hier ausrücken, sagte ein Sprecher der Leitstelle. Rund150 Einsatzkräfte mussten sich um die vollgelaufenen Keller und umgestürzten Bäume kümmern. Die Gewitterfront streifte nach Polizeiangaben Pinneberg und zog in den Osten ab, wo der Bereich um Quickborn besonders betroffen war. In Tangstedt stand nach einem Blitzeinschlag ein Einfamilienhaus in Flammen. Der Großbrand konnte noch in der Nacht gelöscht werden.

In anderen Regionen Schleswig-Holsteins richteten Gewitter und Starkregen weit weniger Schäden an. "Blitze und Donner hatten wir ordentlich, aber sonst hatten wir viel Glück“, sagte ein Sprecher der Leitstelle Süd. Auch die Feuerwehr in Kiel sei "gut davongekommen“, sagte ein Sprecher. Zwölf Mal war die Feuerwehr hier im Einsatz.

Vor Helgoland kollidierten während des Unwetters am Freitag zwei Passagierschiffe leicht. Bei dem Zusammenstoß der "Helgoland“ und der "Funny Girl“ wurde niemand verletzt, wie die Polizei in Elmshorn mitteilte. Eine der beiden Fähren lief auf Grund, weshalb die Passagiere für eine Weiterfahrt auf das Einsetzen der Flut warten mussten.

In Niedersachsen prallte ein Zug der Nordwest-Bahn auf der Strecke zwischen Oldenburg und Leer auf einen entwurzelten Baum. Verletzt wurde bei der Kollision während eines Unwetters am Freitagnachmittag niemand, teilte ein Sprecher der Bundespolizei mit. Die Strecke war am Sonnabendmorgen noch gesperrt. Durch das Unwetter wurde der Baum entwurzelt und auf die Fahrbahn und in eine Oberleitung gedrückt; kurz darauf passierte der Unfall. Der Lokführer hatte das Tempo wegen des Starkregens zuvor schon verringert. Die 27 Reisenden setzten mit einem Bus ihre Reise fort. Die Bundespolizei schätzt den Sachschaden auf rund 50.000 Euro.

Glimpflicher davon kam Mecklenburg-Vorpommern. Lediglich vereinzelt seien Bäume umgefallen, sagte ein Sprecher der Polizei in Schwerin. Ein Blitzeinschlag habe aber am Sonnabendmorgen ein Mehrfamilienhaus in Lübberstorf (Kreis Nordwestmecklenburg) in Flammen gesetzt. Die Anwohner konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, sagte der Polizeisprecher. Vor allem eine Dachwohnung soll von dem Brand betroffen sein. Die Höhe des Sachschadens war zunächst nicht bekannt.


Der Deutsche Wetterdienst sagte für das Wochenende eine Beruhigung vorher. Die Gewitter sollten bis zum Sonnabend abziehen und von Dauerregen abgelöst werden. Im Norden von Rheinland-Pfalz seien aber kurze und meist schwache Gewitter nicht ausgeschlossen. (dapd/dpa)