Sengende Hitze, drückende Schwüle - in den USA hält sich seit Tagen eine gefährliche Hitzeglocke. Mehr als 20 Menschen sind schon gestorben.
Washington/New York. Erst wütete die Hitze im Mittleren Westen, dann in Chicago - jetzt hat sie die Millionen-Metropolen an der Ostküste im Griff. Von New York über Philadelphia bis Washington stöhnen die Menschen in den USA bei Temperaturen um die 40 Grad. Rund zwei Dutzend Menschen sind nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes bereits an den Folgen gestorben. Es werden Erinnerungen an die Hitze-Katastrophe von 1995 wach, als allein in Chicago rund 750 Menschen ums Leben kamen. Abkühlung ist fürs erste nicht in Sicht.
Das Ausmaß der Hitzeglocke ist rekordverdächtig: Nach Angaben von Meteorologen ist fast die Hälfte der über 300 Millionen Amerikaner betroffen. „Schuld ist ein außergewöhnlich starkes Hochdruckgebiet.“ Vor allem die Mischung aus sengender Hitze und tropischer Feuchtigkeit gilt als gefährlich.
Besonders Obdachlose und Arme, die sich keine Klimaanlage leisten können, sind gefährdet. In New York und anderen Städten werden „Kühlungszentren“ geöffnet. Hier können Menschen für ein paar Stunden Erleichterung finden, lesen, fernsehen - oder mit anderen über das Wetter lamentieren.
Vor allem in den Straßenschluchten der Mega-Metropolen ist die Hitze unerträglich. Experten fürchten, dass das Thermometer am Wochenende auf „gefühlte 115 Grad Fahrenheit“ klettert - das wären gut 46 Grad. Da sucht Erleichterung, wer kann.
New Yorker finden mitunter schon im nächsten Laden einen Hauch von Kühle: Viele Geschäfte haben ihre Verkaufsräume weit heruntergekühlt. Einige lassen dennoch die Türen offen - was offiziell verboten ist. Doch in diesen Hundstagen sind die Behörden großzügig. Labsal bieten auch die Ausfahrten von Parkhäusern, aus denen Passanten ein Schwall eiskalter Luft entgegenströmt.
„Am schlimmsten sind die Nächte“, klagt eine Frau vor den Toren Washingtons. Dort kühlte es in der Nacht zum Freitag nicht mal auf 25 Grad ab. „Und dann ist auch noch am Abend die Klimaanlage ausgefallen - es war der Horror.“ Die veralteten Stromnetze in den Ostküstenmetropolen führen immer wieder zu Engpässen. Während der Hitzewelle brauchen die Klimaanlagen mehr Strom - und Ausfälle häufen sich.
Schon rufen Behörden die Bewohner auf, die Kühlung möglichst wenig einzuschalten, was oftmals ein hilfloser Appell ist. Um Strom zu sparen, läuft daher in vielen Hochhäusern Manhattans nur die Hälfte der Fahrstühle. Auch einige Waschsalons haben in Stoßzeiten morgens und abends Zwangspause. Dennoch rechnen die meisten New Yorker mit weiteren Stromausfällen.
Noch ist keine Erleichterung in Sicht. Die wachsende Zahl extremer Hitzetage könnte dazu führen, dass die Folgen der Hitzekatastrophe von 1995 erreicht oder gar überschritten werden, warnt der Wetterkundler Jim Andrews. „Nicht einmal im Pool findet man Erleichterung“, meint ein junger Mann aus Rockville Pike bei Washington. „Das Wasser ist von der Sonne so aufgeheizt wie im Whirlpool.“