In Indien sind bei zwei schweren Zugunglücken mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei vermutet in einem Fall einen Anschlag.

Fatehpur/Indien. Bei zwei schweren Zugunglücken in Indien sind am Sonntag mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen und mindestens 200 verletzt worden. In einem Fall vermutet die Polizei, dass ein Anschlag dahinter stecken könnte.

Im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesch entgleisten die Lok und fünf Wagen eines vollbesetzten Expresszugs aus noch unbekanntem Grund. Offenbar habe der Fahrer die Notbremse gezogen, sagte ein Vertreter der Bahngesellschaft. Bis zum Abend wurden 31 Tote und mehr als 100 Verletzte gezählt. Weitere Opfer waren nach Polizeiangaben zu befürchten. Wie viele Fahrgäste an Bord waren, war zunächst nicht bekannt. Expresszüge befördern normalerweise rund 1.000 Passagiere und fahren 100 bis 130 Stundenkilometer schnell.

Der nach seiner früheren Funktion als Postzug so genannte Kalka-Mail-Express war von Howrah bei Kalkutta nach Kalka am Fuß des Himalajas unterwegs. Er entgleiste nahe der Stadt Fatehpur 120 Kilometer südöstlich von Lucknow, der Hauptstadt des Bundesstaates Uttar Pradesh. Die Wagen wurden zum Teil übereinandergeschoben und weggeschleudert. Im Fernsehen war zu sehen, wie Anwohner zu Hilfe eilten und Zugfenster einschlugen, um Eingeschlossene aus den umgestürzten Wagen herauszuholen. Die Bergungsarbeiten dauerten bis in die Nacht hinein. Ministerpräsident Manmohan Singh reagierte „tief betrübt und entsetzt“ auf die Unglücksbotschaft. Das Bahnministerium versprach den Hinterbliebenen der Opfer eine Entschädigung von 500.000 Rupien (rund 8.000 Euro).

Terrorverdacht in Assam

Am Abend entgleisten im nordöstlichen Bundesstaat Assam östlich der Landeshauptstadt Gauhati vier Wagen eines Expresszugs. Zwei der Wagen seien in einen Teich gestürzt, so dass auch Todesopfer zu befürchten seien, sagte ein Vertreter der Bahngesellschaft. Die Polizei hegt nach Angaben eines Behördensprechers den Verdacht, dass eine ferngezündete Bombe den Zug von den Schienen gerissen habe. Im Nordosten Indiens kämpfen mehr als 30 Rebellengruppen seit Jahrzehnten für Unabhängigkeit oder mehr Autonomie.

Das indische Eisenbahnnetz zählt zu den größten der Welt. Täglich werden etwa 14 Millionen Fahrgäste befördert. Unfälle kommen häufig vor, meist werden mangelhafte Wartung und menschliches Versagen verantwortlich gemacht. Erst am Donnerstag waren 35 Menschen ums Leben gekommen, als ein Zug auf einem unbewachten Bahnübergang einen Bus rammte.