Die füllige Maite Kelly begeistert alle in der Show “Let's Dance“. Das Ende des Schlankheitsideals ist das aber leider noch nicht.
Hamburg. Seit fünf Wochen entzückt Maite Kelly, 31, bereits mit begeisternden Auftritten die Jury und Millionen von Zuschauern der RTL-Tanzshow "Let's Dance", heute (20.15 Uhr) tritt sie zum sechsten Mal aufs Parkett. Inzwischen gilt sie trotz ihrer pfundigen Figur als Favoritin auf den Titel. Doch haben die Auftritte der hauptberuflichen Sängerin tatsächlich das Potenzial, den Schlankheitswahn in der Fernsehunterhaltung zu beenden - auch über diese Show hinaus?
Nein, meint Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher von der Universität Hamburg: "Ich glaube nicht, dass der Erfolg von Maite Kelly längerfristige Veränderungen der Schönheitsideale zur Folge hat." Dafür sei die Show in ihrer Wirkung einfach zu singulär. Doch momentan bezaubert Maite nicht nur die Jury der Sendung, sondern vor allem die Zuschauer, was den Machern der Sendung natürlich sehr gelegen kommt. Bleicher erklärt: "Ob ,Germany's Next Topmodel' oder andere Formate - im Fernsehen gibt es sendungsübergreifend gleiche Ideale von Schönheit." Das seien heute meist blonde Frauen mit schlanker Figur. "Maite sticht da hervor. Das sorgt für Aufmerksamkeit und Diskussionsstoff", ergänzt die Wissenschaftlerin. Diese Diskussion spielt sich insbesondere in den Internetforen ab.
Während die einen von dem Selbstbewusstsein des früheren Kelly-Family-Mitglieds begeistert sind, finden andere den sorglosen Umgang mit Übergewicht bedenklich. Aus vielen Kommentaren spricht zwar die Anerkennung für Maite Kelly, trotz ihrer Körperfülle bei einer Tanzshow anzutreten. Doch die meisten Zuschauer schwärmen vielmehr von der Leichtigkeit und der Geschmeidigkeit ihrer Darbietungen sowie ihrer positiven Ausstrahlung vor der Kamera.
Forum-Nutzerin Rosallie schreibt zum Beispiel: "Ich habe gestern nur ,Let's Dance' geschaut, weil ich gelesen hatte, dass Maite so toll tanzt. Da sie mir ohnehin schon immer recht sympathisch war, wollte ich es nun genau wissen." Diesen Punkt empfindet Medienwissenschaftlerin Bleicher als wichtig: "Maite hat einen großen Sympathiefaktor, sie ist bereits durch die Kelly Family bekannt. Die gilt vielen als Inbegriff der funktionierenden und liebevollen Familie." Es spielten neben dem Aussehen also andere Ideale eine Rolle.
Zwar schließt auch Bleicher nicht aus, dass die Auftritte von Maite Kelly übergewichtige Zuschauer ansprechen und womöglich sogar motivieren. Nach Aussagen des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands (ADTV) begeistert sich das Publikum durch Shows wie "Let's Dance" durchaus verstärkt für den Tanzsport. Allerdings gibt Bleicher zu bedenken: "Maite ist ein Profi mit jahrelanger Bühnenerfahrung. Was sie in der Show macht, können andere Übergewichtige gar nicht ohne Weiteres leisten."
Zudem wird der Fokus in der Berichterstattung verstärkt darauf gelegt, wie viel Gewicht die Sängerin durch das Tanztraining schon verloren hat. Obwohl die Jury der Show betonte, man brauche zum Tanzen nicht Kleidergröße 34, wird auch bei Maite Kellys (ebenfalls etwas rundlicherem) Kollegen Moritz A. Sachs, 32, bekannt als Klaus aus der "Lindenstraße", immer wieder auf die Waage geguckt. Es geht also am Ende gar nicht darum, sich in seinem Körper wohlzufühlen, sondern darum, dass Tanzen die ultimative Diät ist. Maite Kelly sagte vor Beginn der Show: "Ich tanze für alle Dicken." Das ist zwar bewundernswert, aber das Echo dieser Botschaft wird schnell verhallen.