Nach der unheimlichen Serie von 240 Tornados in sechs Südstaaten der USA steigt die Zahl der Toten auf 45. North Carolina besonders betroffen.

Washington/Raleigh. Die Zahl der Toten bei der Unwetterserie im Süden der USA ist auf mindestens 45 gestiegen. Das teilten die Behörden in den sechs Staaten North Carolina, Virginia, Alabama, Arkansas, Oklahoma und Mississippi am Sonntag mit. Von Donnerstag bis zum Wochenende hatte in der Region eine Sturmfront gewütet, zu der mehr als 240 Tornados gehörten.

Am schwersten getroffen wurde North Carolina, über das am Sonnabend rund 60 Tornados hereinbrachen. Mindestens 21 Menschen kamen ums Leben. Das ist die höchste Zahl seit 1984, als 22 Menschen bei Tornados getötet wurden. Gouverneurin Beverly Perdue sagte, der Anblick der Zerstörung in den am schwersten getroffenen Kreisen habe sie fast in Tränen ausbrechen lassen.

In Virginia kamen sieben Menschen ums Leben, drei davon im Kreis Gloucester, in den ein Tornado eine 20 Kilometer lange Schneise der Verwüstung schlug. Aus Alabama und Arkansas wurden ebenfalls jeweils sieben Tote gemeldet. In Oklahoma kamen zwei Menschen und in Mississippi ein Mensch ums Leben.

Die Stürme, oft begleitet von heftigen Regenfällen und Gewittern, verletzten auf ihrem dreitägigen Zug durch mehrere Bundesstaaten von Oklahoma im Mittleren Westen bis Virginia im Osten Hunderte Einwohner. Hunderttausende waren zeitweise ohne Strom.

Die 240 Tornados stellen einen Rekordwert dar. Ein Meteorologe des Fernsehsenders CNN sprach von der schlimmsten Serie an Tornados seit Jahrzehnten. „Das passiert nicht sehr oft in diesem Teil des Landes“, sagte Jacqui Jeras.

Die Sturmfront hatte in der Nacht zum Freitag zunächst Arkansas besonders schwer getroffen. Dort allein kamen sieben Menschen ums Leben, als entwurzelte Bäume auf Häuser und Wohnmobile stürzten. So wurden in der Gemeinde Crystal Springs ein Vater und seine 18 Monate alte Tochter von Trümmern im Schlaf erschlagen. Auch ein Junge kam in Arkansas ums Leben.

Der Sturm zog auch eine Schneise der Verwüstung durch Little Rock, die Hauptstadt des Staates. Dort starben nach Medienberichten eine Mutter und ihr achtjähriger Sohn: Die Frau hatte sich zu ihrem verängstigten Kind ins Bett gelegt, als der Sturm durch ihr Wohngebiet raste.

In Marengo County in Alabama wüteten innerhalb von sechs Stunden vier Wirbelstürme hintereinander. Zu den Opfern in dem Staat gehören ein Mann, dessen Wohnmobil etwa 400 Meter weit über eine Landstraße gewirbelt wurde, und eine Mutter samt zwei Kindern. In manchen Gebieten waren die Verwüstungen so groß, dass der Gouverneur für den gesamten Bundesstaat den Notstand ausrief.

Am Sonntag hatte die Wetterbehörde alle Tornado-Warnungen aufgehoben. Die Wetterlage werde sich vorerst beruhigen.

Das ist ein Tornado

Ein Tornado ist ein wild rotierender Luftschlauch, der von einer Gewitterwolke bis zum Boden reicht. Schwache Vertreter ihrer Zunft sind dünn wie ein Spargel, ein typischer starker Tornado dagegen entspricht schon eher unseren Vorstellungen. Tornados können auch schlangenförmig gebogen sein. Neben den Einzelgängern gibt es gesellige Typen, die man als "Familie" bezeichnet; dabei durchpflügen sie gemeinsam oder in Folge die Landschaft.

Der typische Tornado hat einen Durchmesser von 130 m, aber auch 2 km sind schon vorgekommen. Der tiefe Druck in seinem Zentrum saugt die Luft aus der Umgebung an, die an der Schlauchwand spiralförmig nach oben gerissen wird. Die Windgeschwindigkeit liegt meist unter 180 km/h, kann aber auch bis 400 km/h zulegen; höhere Geschwindigkeiten sind selten. Geradezu kümmerlich erscheint dagegen der wildeste Hurrikan mit 200 km/h.

Weil die angesaugte Luft zum tiefen Innendruck strömt, kühlt sie sich nach einem phyikalischen Gesetz ab und der Wasserdampf kondensiert zu kleinen Tropfen: Die Wand des Tornados besteht wie eine Wolke aus Wassertropfen. Gleichzeitig wird auch Staub, Schmutz und alles mögliche mitgerissen, so daß sich der Schlauch grau färbt.

(dapd/dpa/wetterklima.de/abendblatt.de)