Was hat sich seit der Wende verändert? Antworten auf diese Frage hat Königin Beatrix in Berlin beim Blick vom Fernsehturm gesucht.
Berlin. Die niederländische Königin Beatrix (73) hat sich am Mittwoch bei Wind und Wetter auf die Spuren des vereinten Berlins begeben. Auf dem Fernsehturm am Alexanderplatz ließ sich die vom Kronprinzenpaar Willem-Alexander (43) und Máxima (39) begleitete Monarchin die Veränderungen in der deutschen Hauptstadt seit der Wende erklären. Im Gespräch mit Jugendlichen der „Generation Einheit“ erfuhr sie etwas über das heutige Lebensgefühl der in den Wendejahren 1989/90 geborenen Deutschen. Den Gang durch das Brandenburger Tor, das Symbol der deutschen Einheit, sagte die Königin wegen heftigen Regens und Sturmböen allerdings ab.
Am zweiten Tag ihres Staatsbesuchs stellte die Königin viele detaillierte Fragen über das Leben im wieder zusammengewachsenen Berlin. Auf der Panoramaplattform des Fernsehturms in einer Höhe von 204 Metern ließ sie sich vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zeigen, wo einst die Mauer die Stadt in Ost und West teilte. Sie betrachtete das Gelände des früheren Flughafens Tempelhof und den Schlossplatz, wo das Hohenzollern-Schloss wieder aufgebaut werden soll.
Bei Wowereit erkundigte sich die Königin auch nach dem Stand der Arbeitslosigkeit in der Stadt und der Situation auf dem Wohnungsmarkt. Im vergangenen Jahr sei sie privat auf der Museumsinsel gewesen und habe sich das Neue Museum mit der Nofretete eine Stunde lang ohne Publikum angesehen, sagte die 73-Jährige.
Königin Beatrix und ihr Sohn Willem-Alexander wollten nach dem Fernsehturm-Besuch mit dem Schiff durch den Berliner Osthafen fahren, um etwas über die Kreativwirtschaft in dem ehemaligen Grenzgebiet zu erfahren. Prinzessin Máxima und Bundespräsidenten-Gattin Bettina Wulff diskutierten währenddessen mit Schülern über den richtigen Umgang mit Geld. Dabei rief Máxima die Kinder dazu auf, vor dem Geldausgeben erstmal nachzudenken.
„Als ich so alt war wie ihr, hatte ich nur einen Walkman, und es gab nur eine Jeans-Marke“, erzählte die Prinzessin Schülern der Friedensburg-Oberschule. Heute gebe es natürlich viel mehr Verführungen. „Aber man muss gut nachdenken, wofür man sein Geld ausgibt“, sagte die gebürtige Argentinierin. Seit 2009 setzt sich die studierte Betriebswirtin, die bereits für verschiedene Banken arbeitete, als Uno-Sonderbotschafterin für Verbraucherschutz und ein besseres Finanzmarktwissen ein.
Am Nachmittag des Berlin-Tages war noch ein Besuch im Neuköllner „Mitmachzirkus“ geplant, wo auch Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) die Monarchin begrüßen wollte. Als Dank für den Empfang in Deutschland lud die Königin am Abend zu einem Konzert des Königlichen Concertgebouw-Orchesters in die Berliner Philharmonie ein. Der dritte Tag des Staatsbesuchs führt die königliche Familie nach Dresden. Letzte Station ist am Freitag Nordrhein-Westfalen.