13 mal soll der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit der damals 17 Jahre alten “Ruby“ geschlafen haben. Dafür steht er vor Gericht - heute allerdings nur sieben Minuten.
Sieben Minuten und Schluss: Der Prozess gegen Silvio Berlusconi wegen einer Sexaffäre mit der zum Tatzeitpunkt minderjährigen, als "Ruby" bekannten Marokkanerin Karima al-Mahrug, wurde vertagt. Das Verfahren soll am 31. Mai fortgesetzt werden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 74-Jährigen vor, in 13 Fällen Sex gegen Bezahlung mit der damals 17-jährigen Marokkanerin Karima al-Mahrug, genannt „Ruby“, gehabt und später seinen Einfluss geltend gemacht zu haben, um den Fall zu vertuschen.
Berlusconi selbst war am ersten Prozesstag nicht anwesend. Er nahm an einem Treffen mit Kabinettsmitgliedern zur Lage in Libyen in Rom teil und erklärte, er habe nichts gesetzwidriges getan und nannte die Vorwürfe gegen ihn politisch motiviert. Karima al-Mahrug bestritt, Sex mit Berlusconi gehabt zu haben.
Die Anwältin der inzwischen 18-Jährigen sagte, ihre Mandantin werde nicht als Nebenklägerin auftreten. Dies hätte ihr zum einen ermöglicht, eine zivilrechtliche Schadenersatzklage gegen Berlusconi einzureichen, sollte dieser in dem Verfahren verurteilt werden. Zum anderen hätte ihre Anwältin dann auch Zeugen vernehmen können. Ein Auftritt als Nebenklägerin hätte aber im Gegensatz zu ihren wiederholten Äußerungen gestanden, sie sei von Berlusconi überhaupt nicht zu bezahltem Sex aufgefordert worden. „Karima hat nicht den Eindruck, in irgendeiner Weise durch die Begegnung mit dem Ministerpräsidenten geschädigt worden zu sein“, sagte ihre Anwältin.
Berlusconis Anwälte versuchen unterdessen, das Verfahren aus Mailand abzuziehen und einer speziellen Jury in Rom zu übertragen, die sich ausschließlich mit Anklagen gegen Staatsbedienstete in Ausübung ihres Dienstes befasst. Das Parlament hatte diese Frage an das Verfassungsgericht weitergeleitet.
Der Prozess am Mittwoch fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 100 Polizisten sicherten das Viertel rund um den Justizpalast im Zentrum von Mailand. Fernsehteams und Reporter aus aller Welt hatten sich versammelt.
Sollte Berlusconi wegen Sex mit einer Minderjährigen verurteilt werden, drohen ihn zwischen sechs Monate und drei Jahre Haft. Auf Amtsmissbrauch stehen in Italien bis zu zwölf Jahre Haft. In dem Verfahren sollen auch der Schauspieler George Clooney und Kabinettsmitglieder aussagen.
Die lange Skandalliste Berlusconis
Mafia, Korruption und wilde Partys: Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi (74) ist nicht nur wegen enger Kontakte zu dem minderjährigen marokkanischen Escortgirl „Ruby“ in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen geraten. Ein Korruptionsprozess gegen Berlusconi wurde 2008 vorübergehend ausgesetzt, weil ihm ein neues umstrittenes Gesetz Immunität verlieh. Das Verfassungsgericht hat das Gesetz mittlerweile weitgehend gekippt. Mehrere Verfahren gegen Berlusconi können damit neu aufgerollt werden.
So steht der Medien-Milliardär im Verdacht, den britischen Anwalt David Mills bestochen zu haben. 1998 soll Berlusconi 600.000 US-Dollar (443.000 Euro) bezahlt haben, damit dieser in Prozessen gegen seinen Medienkonzern Falschaussagen macht.
Zudem geht es um den sogenannten Mediaset-Prozess und damit um Steuervergehen beim Verkauf von Filmrechten. Dabei sollen Berlusconi und sein Konzern mindestens 470 Millionen Euro schwarz in Übersee verdient haben. Um Steuerbetrug und Unregelmäßigkeiten bei dem Verkauf von TV-Rechten dreht es sich in einem dritten Verfahren, das im Anfangsstadium ist.
Drei prominente Mitglieder von Berlusconis Regierungspartei „Volk der Freiheit“ (PdL) gerieten im Juli 2010 ins Visier der Staatsanwaltschaft – darunter ein wegen Geschäften mit der Mafia bereits verurteilter Berlusconi-Freund. Die Justiz wirft ihnen unter anderem vor, eine kriminelle Vereinigung mit aufgebaut zu haben, um politische und juristische Entscheidungen des Landes zu beeinflussen. Zuvor hatte ein ehemaliger Mafia-Killer Berlusconi vor Gericht sogar mit einer Serie von Bombenanschlägen in Verbindung gebracht.
Als Kandidatinnen der Regierungspartei für die Europawahl 2009 schlug Berlusconi drei junge Schönheiten vor: eine ehemalige TV-Ansagerin, eine Fernsehschauspielerin und eine Sängerin. „Schamlose Luder im Dienst der Macht“, beschimpfte seine damalige Ehefrau Veronica Lario die Damen. Lario reichte 2009 die Scheidung ein.
Eine angebliche Affäre mit der Schülerin Noemi Letizia hatte zuvor für Aufsehen gesorgt. Nach Berlusconis Besuch auf Noemis Party zum 18. Geburtstag hatte Gattin Lario öffentlich gesagt, Berlusconi treffe sich „mit Minderjährigen“. Gerüchte um eine Liaison mit der Schülerin, die ihn „Papi“ nannte, wies er zurück. (dpa)