Der Filmstar soll vor Gericht aussagen, wie keusch es auf Berlusconis Sexpartys zuging, doch er will nie eine besucht haben
Rom. Italiens umstrittener Ministerpräsident Silvio Berlusconi, 74, zeigt auch wenige Tage vor seinem Prozess dieses Raubtierlächeln, das sagen soll: Ihr könnt mir nichts. Jetzt überraschten seine Anwälte die Öffentlichkeit mit der Ankündigung, den prominentesten aller Herzensbrecher, George Clooney, 49, als Zeugen vorzuladen.
Zur Tatzeit war die "Tänzerin" Ruby noch minderjährig
Berlusconi wird unter anderem vorgeworfen, mit der ebenfalls unwiderstehlichen, aber zur angenommenen Tatzeit eben noch minderjährigen "Tänzerin" Karima al-Mahroug (alias Ruby) Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Seinen Sympathiewerten hat die Liaison nicht geschadet, vor allem nicht beim männlichen Teil der italienischen Wählerschaft. Mit der Vorladung Clooneys zugunsten des angeklagten "Cavaliere" nun auch noch den weiblichen Teil Italiens zu gewinnen muss das Kalkül der Verteidigung sein. Denn auch das Personal der Gerichte besteht ja nur aus sterblichen Menschen, weshalb wohl auch Prozesse zuletzt als mediale Ereignisse begriffen werden müssen. Darauf aber versteht sich Silvio Berlusconi wie kein Zweiter.
Schon seit Monaten bereiten Berlusconis Anwälte diesen Prozess, der am 6. April in Mailand beginnt, mit einer Serie geschickter Schachzüge vor. Dass Ruby, inzwischen 18, selbst - eine unter 132 Zeugen - vorgeladen wird, ist klar. Dass sie dem Hauptangeklagten schaden wird, eher unwahrscheinlich. Bisherige Auftritte der marokkanischen Schönheit ließen Silvio Berlusconi gewöhnlich nur noch mehr Herzen zufliegen. Als größerer Unsicherheitsfaktor für die Verteidigung mögen sich 32 andere junge Damen aus dem Prostituiertenmilieu erweisen, die an den Partys des Premiers teilgenommen haben.
Umso spektakulärer ist deshalb die Erwähnung George Clooneys und dessen ehemaliger Freundin Elisabetta Canalis in der Liste von 78 Zeugen. Das Paar soll sich laut internationalen Medienberichten im Januar getrennt haben, weil sie unbedingt Kinder wollte. Der Hollywoodstar hasse aber Kindergeschrei, hieß es. Fragt sich, ob die angeblich vergrätzte Elisabetta Canalis vor Gericht wirklich bestätigt, wie keusch es auf den sogenannten Bunga-Bunga-Festen zugegangen sein soll. Als Bunga-Bunga bezeichnen die Italiener Sexpartys. An Prominenz mangelte es nie auf diesen Veranstaltungen Berlusconis. So wundert keinen die Einbestellung Clooneys, der nahe Mailand eine Villa am Comer See besitzt. Den Filmstar selbst wundert die Einladung aber doch: Er will Berlusconi "nur einmal gesehen" haben. "Das war, als ich um Unterstützung für Darfur geworben habe."
So geht es aber auch Ruby, die angibt, Clooney und Elisabetta Canalis nur einmal begegnet zu sein - eben auf einer der legendären Partys des Ministerpräsidenten, von denen Elisabetta Canalis bisher noch brav beteuerte, weder sie noch Clooney hätten je daran teilgenommen.
Andere aus der Welt des Glitzers und Glamours - das argentinische Showgirl Belen Rodriguez oder das Model Aida Yespica - mögen da weniger schamhaft sein. Mitglieder aus dem Kabinett des Angeklagten wie die Erziehungsministerin Maria Stella Gelmini, die Gleichstellungsministerin Mara Carfagna oder der Außenminister Franco Frattini dürften hingegen ungern als Zeugen auftreten. Darüber, wer von ihnen tatsächlich geladen wird, entscheiden die Richter.
Gewiss ist jetzt nur, dass Silvio Berlusconi und Ruby weiter beschwören werden, nichts Unsittliches gemeinsam unternommen zu haben. Alle Zuwendungen, die von ihm zu ihr geflossen waren, seien nichts als "Geschenke" gewesen. Der Vorwurf, mit 33 Frauen in drei Monaten Sex gehabt zu haben, schmeichle ihm zwar, hat der "Cavaliere" die Italiener schon wissen lassen, und sei dennoch lachhaft. Er habe eine Freundin, die "ihm die Augen ausgekratzt" hätte, wäre all das wahr, was die Staatsanwälte ihm anhängen wollen.
Berlusconis Freundin muss ebenfalls mit einer Anklage rechnen
Eine Schlüsselrolle wird deshalb wohl Berlusconis Mitangeklagte Nicole Minetti in dem Prozess spielen. Die 25 Jahre alte ehemalige Dentalhygienikerin hat seine Partys maßgeblich organisiert und eine intime Beziehung zu ihm schon gestanden. Durch ein Geständnis zum Delikt der Anstiftung zur Prostitution könnte sie eine Strafminderung für sich erwirken - und Italiens Regierungschef stürzen: "Ich weiß", sagt sie dazu. "Doch das wird nicht geschehen."