Das britische Parlament erwägt mehr Gleichberechtigung bei der Thronfolge. Dafür müsste aber ein 309 Jahre altes Gesetz geändert werden.
London. Pünktlich zur Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton erwägt das britische Parlament mehr Gleichberechtigung bei der Thronfolge. Sollte die Änderung eines 309 Jahre alten Gesetzes durchkommen, könnte eine erstgeborene Tochter von William und Kate Königin werden, wie Medien am Mittwoch berichteten. Voraussichtlich im Mai - also nach der Prinzenhochzeit - soll im Parlament besprochen werden, ob Frauen dieselben Rechte auf den Thron bekommen könnten wie Männer. Auch die Regelung, die Katholiken die Krone verbietet, soll hinterfragt werden.
Eine solche Gesetzesänderung sei allerdings „ein schwieriges und komplexes Unterfangen“, verlautete vom Regierungssitz Downing Street. So müssten unter anderem die Gesetze in 15 Ländern des Staatenverbundes Commonwealth angepasst werden, deren Oberhaupt auch die britische Königin Elizabeth II. ist. „Die Diskussionen mit den betroffenen Commonwealth Ländern haben begonnen“, sagte ein Kabinettssprecher dem Sender BBC am Mittwoch. Es sei aber viel zu früh, um weitere Details bekanntzugeben.
Die Reform der Thronfolgeregelung, die Frauen benachteiligt, ist seit Jahren immer wieder Thema. Zwar gilt die Hochzeit von William und Kate am 29. April als Anlass für den erneuten Anlauf. Bevor ein Kind des Paares den Thron besteigen könnte, würden aber vermutlich ohnehin noch Jahrzehnte vergehen. Nächster Anwärter auf die Krone ist derzeit Williams Vater Prinz Charles, gefolgt von William selber. Danach wären - falls William und Kate kinderlos bleiben - Williams Bruder Harry dran, anschließend Charles Bruder Andrew.
Eine neue Regelung würde zum Beispiel Prinzessin Anne, die Tochter der Queen, sowie die beiden Töchter von Prinz Andrew und seiner Ex-Frau Sarah Ferguson, Beatrice und Eugenie, weiter nach oben in der Folge rücken.
Im Jahr der Hochzeit gibt es für die obersten Drei der Königsfamilie - die Queen, Charles und William - zudem eine gesetzliche Neuregelung: Anders als andere Briten sollen sie von dem sogenannten „Freedom of Information Act“ ausgenommen werden, der es ermöglicht, Informationen von öffentlichem Interesse bei der Regierung anzufordern. Während die Regierung argumentiert, die drei müssten besonders stark etwa vor der Herausgabe privater Gespräche oder Treffen mit Politikern geschützt werden, fürchten Gegner, das Königshaus könne seine Finanzen und den Einsatz von Steuergeldern verdecken.