In Deutschland herrschen Temperaturen wie im Gefrierschrank. Mehrere Menschen erfroren auf der Straße und im Schnee. An Silvester droht Glatteis.

Berlin. Kalt, kälter, Tiefkühl-Deutschland: In manchen Orten des Landes ist der Kälterekord des Jahres gebrochen worden. Silvester wird es zwar etwas weniger frostig. Dafür muss der „gute Rutsch“ in der Silvesternacht wörtlich genommen werden - denn es soll glatt werden. Im Westen ist Tauwetter angesagt.

In der Nacht zu Mittwoch zitterten die Menschen im Osten und Südosten Deutschlands aber noch bei Temperaturen von teils mehr als minus 20 Grad. In Thüringen kam ein 67-Jähriger ums Leben, vermutlich war er erfroren. In Bayern starben drei Menschen im Schnee: Ein 76 Jahre alter Skitourengeher aus Weilheim kam am Dienstag im Estergebirge ums Leben. In Franken starb ein Mann beim Schneeräumen an einem Bach. Und in Bad Neustadt erfror eine Altenheimbewohnerin auf dem Gehweg, nachdem sie im Nachthemd davongelaufen war.

Einer der Spitzenreiter bei den Tiefkühltemperaturen war in der Nacht zu Mittwoch nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia mit minus 23,4 Grad der sächsische Ort Morgenröthe-Rautenkranz. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) machte in Tirschenreuth in der Oberpfalz mit ebenfalls minus 23,4 Grad und in Dippoldiswalde am Erzgebirge mit minus 22,2 Grad den dortigen Minusrekord des Jahres aus. Bundesweit war es aber nicht die kälteste Nacht des Jahres. Am 27. Januar war es in Morgenröthe-Rautenkranz mit minus 24,6 Grad und in Haidmühle in Bayern mit minus 27,5 Grad noch eisiger.

Die bittere Kälte im Osten soll langsam nachlassen, überall breiten sich Wolken aus. Am Donnerstag und Freitag erreicht feuchte Luft von der Nordsee den Norden Deutschlands. „Dann kann es wieder verbreitet gefrierenden Regen geben“, sagte Meteorologin Dorothea Paetzold vom DWD. Das bedeutet Glatteis für die Straßen. Was viele fühlen, bestätigte sich nun offiziell: In Deutschland fiel das Jahr 2010 unter dem Strich etwas zu kalt aus. Nach 13 zu warmen Jahren registrierte der DWD entgegen dem globalen Trend diesmal ein zu kaltes Jahr. In Deutschland habe die Durchschnittstemperatur mit 7,9 Grad um 0,3 Grad unter dem vieljährigen Mittel gelegen.

Nach dem Schneechaos der vergangenen Tage war die Lage auf Straßen und Schienen etwas besser: “Außergewöhnlich entspannt“ sah es am Mittwoch zum Beispiel auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen aus, wie die Landesleitstelle der Polizei in Neuss mitteilte. Bahn-Sprecher Torsten Nehring beschrieb die Situation auf den Gleisen als „bei Weitem nicht so extrem wie in den vergangenen Tagen“. Es gebe allerdings nach wie vor einige Verspätungen und Zugausfälle im Land. Mit Problemen mussten Bahnreisende auch im Regionalverkehr in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen rechnen.

Verkehrspolitiker forderten von der Bahn, sich auf den kommenden Winter besser vorzubereiten. „Die Bahn muss nun alle verfügbaren Züge in Europa leasen oder kaufen, um für 2011 besser gewappnet zu sein und eine größere Fahrzeugreserve zu haben“, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Winfried Hermann (Grüne).