Im Nordwesten des Landes werden noch Hunderte Menschen vermisst. Erste Todesopfer sind bereits aus dem Schlamm geborgen worden.

Medellín. Nach einem Erdrutsch werden im Nordwesten Kolumbiens mindestens 145 Menschen vermisst. Einsatzkräfte haben die ersten Todesopfer aus den Schlammmassen gezogen, die Leichen von zwei Erwachsenen seien am Sonntagabend (Ortszeit) geborgen worden, sagte der Sprecher des Verwaltungsbezirks Antioquia, dessen Hauptstadt Medellín ist. Zuvor ware bereits ein zwejähriges Kind durch die Schlammmassen ums Leben gekommen. Die Erdmassen hatten am Sonntag rund 50 Häuser in der Gemeinde Bello nördlich von Medellín zerstört.

Etwa 250 Helfer suchten auch nach Einbruch der Dunkelheit fieberhaft nach weiteren Opfern unter den Erdmassen. Hunderte Menschen aus benachbarten Straßenzügen mussten ihre Häuser verlassen, um „weitere Risiken zu vermeiden“, sagte der Gouverneur von Antioquia, Alfredo Ramos. Der Erdrutsch war vermutlich Folge heftiger Regenfälle, unter denen ganz Kolumbien seit Monaten leidet. Allerdings hatte es in Bello in den vergangenen Tagen nicht heftig geregnet und am Sonntag hatte sogar die Sonne geschienen. Caracol berichtete, oberhalb der betroffenen Siedlung im Ortsteil La Gabriela habe sich früher eine offene Müllhalde befunden, die überbaut worden sei. Dies könne den Erdrutsch ausgelöst haben.

Nach Angaben von Präsident Juan Manuel Santos erlitten in den vergangenen Monaten landesweit bereits zwei Millionen Menschen Schäden an ihrem Hab und Gut. 174 Menschen starben in den Fluten oder durch Erdrutsche. Die nach Angaben von Meteorologen heftigsten Niederschläge seit vier Jahrzehnten sind Folge des Wetterphänomens „La Niña“ (Spanisch: das Mädchen), das alle paar Jahre auftritt. Vor der Pazifikküste Südamerikas strömt dabei kaltes Wasser aus der Tiefe nach oben. Dies führt in einigen Bereichen des Subkontinents zu Dürren, in anderen zu überdurchschnittlich hohen Niederschlägen. Die Regenperiode könnte nach Angaben von Meteorologen noch bis Anfang kommenden Jahres andauern.