Anlass des Streiks sind die strengen Sparmaßnahmen und Reformen der Regierung, die gegen die Wirtschaftskrise und ein Rekorddefizit kämpft.
Madrid. Aus Protest gegen den rigiden Sparkurs der spanischen Regierung sind die Arbeitnehmer am Mittwoch in den ersten Generalstreik seit 2002 getreten. Noch vor Sonnenaufgang hinderten Demonstranten Lastwagen daran, die Märkte in Madrid und Barcelona zu beliefern. Sie warfen mit Eiern und beschimpften die Lkw-Fahrer als Streikbrecher. Besonders betroffen von dem Streik ist der Nah- und Fernverkehr. Alle Inlandsflüge und die Mehrzahl der internationalen Verbindungen von und nach Spanien seien abgesagt worden, teilte Ryanair mit. Die Fluggesellschaft Iberia ging von nur 35 Prozent aller Flüge aus, die sie aufgrund der Arbeitsniederlegungen zu bedienen hofft.
Etwa 80 Prozent aller Fahrten der spanischen Hochgeschwindigkeitszüge wurden abgesagt, von den Pendlerzügen fuhr nur jeder vierte. Bei Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und der Polizei habe es landesweit elf Verletzte gegeben, berichtete der öffentliche Rundfunk. In Regionen, in den es eine entsprechende Vereinbarung mit den Gewerkschaften gebe, minimale Dienstleistungen anzubieten, geschehe dies zu fast 100 Prozent, sagte Arbeitsminister Celestino Corbacho. Bei der Madrider U-Bahn fuhren nach Angaben der Regionalregierung 75 Prozent aller Züge. Kurz nach Mitternacht hatten verschiedene Regionalsender aufgrund des Streiks ihr Programm für kurze Zeit unterbrochen. Betroffen waren aber auch Zeitungen, die am Mittwoch mit weniger Seiten erschienen.
Spanien kämpft mit der höchsten Arbeitslosenquote in Europa
Anlass des Streiks sind die Sparmaßnahmen und Reformen der Regierung, die gegen die Wirtschaftskrise und ein Rekorddefizit kämpft. Nach den Plänen sollen Staatsbedienstete weniger Geld bekommen. Eine Reform des Arbeitsmarkts erleichtert es den Unternehmen, Angestellte zu entlassen. Spanien kämpft derzeit mit einer Arbeitslosenquote von gut 20 Prozent, der höchsten in Europa. Das Rekorddefizit und die hohe Zahl der Arbeitslosen haben Sorgen verstärkt, das Land könne in eine ähnliche Notlage wie Griechenland geraten, das nun massiver Hilfskredite bedarf.
Auch deutsche Urlauber von Streik betroffen
Auswirkungen hat der Streik auch auf den Flugverkehr aus und nach Deutschland. So fielen am Mittwoch ein Drittel aller Spanien-Flüge am Frankfurter Flughafen aus. Die Fluggesellschaften nahmen nach Angaben des Flughafenbetreibers Fraport vorsorglich 22 Flüge von und nach Spanien vom Flugplan. Betroffen waren vor allem Verbindungen von und nach Madrid und Barcelona sowie Flüge auf die Urlaubsinseln Mallorca, Gran Canaria und Teneriffa. Die Fluglinien gaben an, größere Flugzeuge einzusetzen, um alle Passagiere an ihre Zielorte zu bringen. Trotz des Streiks sollen am Mittwoch noch 23 Flüge nach Spanien starten.
Zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen kam es auch am Stuttgarter Flughafen. Allein am Vormittag seien 12 von 24 Flügen ausgefallen, sagte eine Sprecherin. Bei den anderen Flügen müssten die Reisenden mit mehrstündigen Verspätungen rechnen. Am Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden fiel kein einziger Flug aus, lediglich zwei Flüge verspäteten sich. Auch auf dem Bodensee-Airport Friedrichshafen verspätet sich einem Sprecher zufolge ein Abflug nach Spanien um mehrere Stunden.